12. Mai 2009

Ahnungslose jubeln: Dong lässt in MV Schiffe bauen

Dong hat ein neues Mittel gefunden, Ahnungslosen das Kohlekraftwerk als Rettung der Wirtschaft in MV unterzujubeln und auch die OZ berichtet, als sei nun sonstwas passiert: Doch was gibt es Neues zu berichten?:
Kohlefrachter gegen die Werftenkrise?
Die Frage kann weder ich noch können andere Leser sie beantworten. Auch die beiden Autoren beantworten sie nicht, eine journalistische Fehlleistung.
Also, was soll die Frage? Sie ist überflüssig, nährt aber Hoffnung (Mangel an Wissen) und hat damit ihr Werk getan: die Leser verblödet. Die OZ macht sich damit zu Dongs Sprachrohr.
Dong Energy plant acht Schiffsneubauten. Der Haken: Das Land muss das Kohlekraftwerk Lubmin schnell genehmigen. ...
Wenn das der Haken sein soll, ähnelt das Vorhaben Dongs einem Erpressungsversuch. Das hätte im Kommentar ruhig stehen können, statt dass der Kommentar zur Hälfte aus Herumeierei besteht.

Der Witz an dem Bericht ist, dass er einzig eine Nachricht enthält die keine ist:
Der dänische Energiekonzern Dong Energy legt der Schweriner Landesregierung mitten in der Werftenkrise einen verlockenden Köder aus: Wird das umstrittene Steinkohlekraftwerk in Lubmin zeitnah genehmigt, lässt das Unternehmen acht neue Kohlefrachter bauen.
Wer nun meint, die Schiffe würden in MV gebaut, ist genau da, wo Dong ihn hinhaben will, auf dem Kohle- Holzweg.
Es ist so einfach durchschaubar und dennoch veranstaltet die OZ ein Gewese darüber, als hätte Hegemann die Aufträge bereits in der Tasche. Doch genau das und nur das wäre einen Bericht und eine Meldung auf Seite eins und einen Kommentar, der seinen Namen verdient, wert gewesen.

Doch:
Laut Gedbjerg läuft die Auftragsausschreibung weltweit. Es hätten sich auch "mehrere Werften aus Mecklenburg-Vorpommern" beworben.
Das ist allerdings erst zu lesen, nachdem der Dong-Vertreter schwadronieren durfte:
"Wenn es das Kraftwerk nicht gibt, brauchen wir die Schiffe nicht." Den vom Land mit millionenschweren Bürgschaften gestützten Werften ginge ein möglicher Auftrag verloren. Fünf sogenannte Leichter und drei Schubschiffe müssten "rechtzeitig vor Inbetriebnahme fertiggestellt werden", so Gedbjerg.
Dann darf Gedbjerg noch ein wenig drohen (Wem?):
Derweil übt Dong weiter Druck auf das Genehmigungsverfahren aus. Gedbjerg betonte, die Geduld sei "nicht unendlich". Dong verfüge "nur über eine gewisse Menge Geld für Investitionen, und es tauchen täglich neue Möglichkeiten auf".
Was heißt das? Warum fragte keiner der beiden Autoren nach? Kann ihnen jeder alles weismachen?

Der Dong-Vertreter hat dem Kommentator offensichtlich etwas weisgemacht:
Gedbjergs Deal: Genehmigt die Landesregierung möglichst schnell die 2,3-Milliarden-Euro-Investition am Greifswalder Bodden, greift sein Unternehmen den kränkelnden Werften in Mecklenburg-Vorpommern großzügig unter die Arme. Kohlefrachter gegen Kohlemeiler - auf die Idee muss man erst mal kommen.
Doch genau das steht nicht in dem Bericht, sondern, dass der Auftrag für die Leichter und Schubschiffe, in denen die Kohle ohne Abdeckung transportiert würde, weltweit ausgeschrieben wurde. Ist D die ganze Welt? Ich dachte, die Zeiten sind vorüber.
Der Kommentar endet so:
Sollte Dong tatsächlich Aufträge an die Werften vergeben, ist dem Konzern der Beifall sicher. So aber wirkt der Lockruf der Dänen moralisch mindestens fragwürdig.
Dazu zweierlei:
1. Wessen Beifall ist Dong sicher?
2. In der Wirtschaft gibt es keine Moral. Das scheinen OZ-Redakteure nie begreifen zu wollen. Richtig ist: Um sein Vorhaben am Bodden durchzusetzen, versucht es Dong mit Erpressung.

Kein Wort verliert die OZ darüber, dass jene, die Einwände gehen das Kraftwerksvorhaben vorbrachten, nun Einsicht in die neuen Dong-Unterlagen verlangen. Dieses Verlangen ist völlig logisch, denn schon die ersten Unterlagen waren weder vollständig noch vernünftig erarbeitet, mit der zweiten Fassung erlebte Dong während der Anhörung täglich ein Fiasko, von der OZ weitgehend unbeachtet. Deshalb ist völlig klar, dass es weder zu Dong noch zu den Behörden auch nur den Anfang von Vertrauen geben kann - kein Thema für die OZ. Lieber schwadroniert sie fragend über Schiffe, die vielleicht in Fernost gebaut werden und nennen das, Sie top zu informieren.

4 Kommentare:

  1. Anonym12.5.09

    hallo lupe,

    bei all deiner -wirklich berechtigten - kritik an der berichterstattung der oz über dong und seine pläne, meine ich, in der letzten zeit zwischen den zeilen rauszulesen, dass die mantelredaktion (nicht die greifswalder - siehe lokalteil heute...) in der zwischenzeit gegen das projekt berichtet oder täuscht mich das?

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  2. Die Mantelredaktion, und dort nur zwei Redakteure, sind dazu übergegangen, einigermaßen ausgewogen zu berichten, als klar wurde, welche unfassbaren Versäumnisse Dongs während der Anhörung der Gegner ans Licht kamen. Das hat nichts mit "gegen das Projekt zu berichten" zu tun.
    Doch heute wurde mit der Hochjubelung der Schiffbaupläne Dongs wieder ein Schritt in die Gegenrichtung unternommen. Für die blöde und verräterische Schlagzeile ist wahrscheinlich nicht der Korrespondent verantwortlich aber für das Sonstige.

    Die Greifswalder Lokalredaktion ist dagegen zum Lautsprecher und Vervielfältiger von Dong-Märchen degeneriert und verliert so immer mehr an Glaubwürdigkeit. Damit macht sie sich zunehmend überflüssig, was sich auch am Käuferschwund ablesen lässt:

    1/07 16.348 Käufer, 15.125 Abos
    1/08 16.147 Käufer, 14.800 Abos
    1/09 15.805 Käufer, 14.516 Abos

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  3. Anonym12.5.09

    hast recht, mit "gegen das projekt" meinte ich eigentlich auch ausgewogene(re) berichterstattung als früher.

    die zahlen sind die der greifswalder lokalausgabe? dann würden mich mal eine zahl aus einem der nachwendejahre (so bis 1993-94) interessieren. hast du da welche parat?

    der abschwung der letzten beiden jahre scheint für die damen und herren wohl nicht von so großer tragweite zu sein, um änderungen in der journalistischen gesamtausrichtung vorzunehmen ...

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  4. Ich habe nur die Zahlen ab dem 1. Quartal 1998, die hier jedem zugänglich sind:

    http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=12&u=&p=&t=Alphabetischer+Gesamtindex&b=o

    Ansonsten wegen 1993/94 einfach in der Geschäftsführung der OZ anrufen. Wer so gern Zahlen anderer veröffentlicht, wird nicht mit den eigenen hinter dem Berg halten. Doch es soll Ausnahmen geben.

    Die meisten Redakteure waren nie auf der Walz. Wie soll mit dem Personal, das seit Jahren, oft seit Jahrzehnten, bildlich nach dem selben Stiefel für dieselbe Zeitung arbeitet, etwas verändert werden?

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