4. April 2009

Das Geheimnis guter Kommunikation

Nach der Deutschstunde hier ein Stück Lesestoff der sehr guten Sorte, natürlich nicht aus der OZ:

In was für einer digitalen Gesellschaft wollen wir leben?

Lang aber lesenswert - von wegen bösesböses Internet.

Ein Auszug:

... VOR EINIGER ZEIT beklagte der ehemalige Chefredakteur des Online-Magazins Salon.com, David Talbott, die Geistesmüllawinen im Netz. Mehr denn je sei Qualitätsjournalismus gefragt, "im Web 2.0 werden wir ja täglich mit Blogs und Gelaber überflutet - was wir deshalb brauchen, sind sauber recherchierte, glaubwürdige Informationen. - Blogger haben die Medienwelt mit neuer demokratischer Energie bereichert, aber Blogs schreien nach professioneller redaktioneller Aufbereitung."

Wir erleben gerade, wie Massenmedien sich in Medienmassen verwandeln. Talbot hat noch nicht gesehen, dass es sich beim vormals Leser, nunmehr Blogger inzwischen um einen bedeutenden Mitspieler und potentiellen Mitkämpfer handelt.

Das ändert sich erst, wenn die Redakteure von ihren lahmenden, hohen Rössern herabsteigen, also wahrscheinlich nie.

Immer neue Kommunikationskanäle öffnen sich, durch die Menschen miteinander in Austausch treten können.
...

Die eigentliche Macht der Vernetzung liegt in der informatischen Kraft, die sie jedem von uns an die Hand gibt. Journalisten brauchen nichts von ihrer Expertise aufzugeben, aber sie müssen mehr und wesentlich offensiver ihre Ansprüche mit den Nutzern und neuen Mitgestaltern ihrer Arbeit teilen. Es wird weiterhin erstklassige Reporter und Autoren geben, die uns mit klaren Blicken auf die Welt versorgen. Die Zeit, in der Journalismus von einer begrenzten Berufsgruppe ausgeübt wurde, geht jedoch zu Ende. In der Internet-Ära sind wir alle dazu verdammt, Journalisten zu sein.

Im übrigen liegt das Geheimnis guter Kommunikation unverändert darin, dass man etwas zu sagen hat, und wie man es sagt. ...

Nun geht es um Fragen wie die, was eigentlich freie Meinungsäußerung bedeutet, wenn sie plötzlich tatsächlich stattfindet - nicht mehr nur handverlesen auf Leserbriefseiten oder in repräsentativen Debatten, an denen ein paar ausgewählte Talkgäste teilnehmen, sondern wenn plötzlich haufenweise und ungebremst drauflosgemeint wird. In Kommentarfächern und Foren wird etwas Neues erlebbar, etwas Schönes und Schauerliches, nämlich die unrasierten und ungewaschenen Formen von Meinungsäußerung. ...

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