Journalistik-Professor Weischenberg im Interview
"Wirtschaftsjournalismus hat versagt"
Gruner + Jahr zentralisiert seine Wirtschaftsredaktionen in Hamburg, beim "Handelsblatt" werden Stellenstreichungen befürchtet und die Wochenendbeilage wird abgeschafft. Die "FAZ" hat ein Einstellungsstopp verkündet. Wirtschaftsmedien berichten nicht nur über die Finanzkrise, sie stecken mitten drin. MEEDIA sprach mit dem Hamburger Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg darüber, wie die Krise den Wirtschaftsjournalismus verändert. Seine Diagnose: "Der Wirtschaftsjournalismus hat versagt."
Wirtschaftsmedien wurden offenbar von dem Ausbruch der Finanzkrise ebenso überrascht wie normale Bürger. Ab welchem Zeitpunkt war Ihnen denn klar, dass die Weltwirtschaft in eine fundamentale Krise steuert?
Wie viele andere auch habe ich schon seit langem erwartet, dass so etwas passieren wird, weil einem die ganze Entwicklung des Finanzmarkts blasenartig vorkam. Dass diese Blase irgendwann platzen würde, war keine große Überraschung. Den Medien konnte man das aber nicht entnehmen. Ganz pauschal formuliert: Der Journalismus, speziell der Wirtschaftsjournalismus, ist als Frühwarnsystem weitestgehend ausgefallen.
Würden Sie soweit gehen zu sagen, der Wirtschaftsjournalismus hat versagt?
Soweit würde ich gehen. Man findet sicher ein paar Ausnahmen, aber gerade der Wirtschaftsjournalismus befindet sich seit Jahren in einer Art neoliberalem Rausch. Deswegen wurde gar nicht erkannt, welche Gefahren drohen und falls es doch erkannt wurde, wurde es nicht hinreichend thematisiert. ...
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