27. Oktober 2008

OZ-Wirtschaftsweiser entdeckt Insel der Seeligen

Ein OZ-Wirtschaftsweiser hat nun auch gemerkt und an die Leser weitergegeben, was Kundige schon seit Monaten, ja schon seit Sommer vergangenen Jahres kommen sahen:
Finanzkrise: Brechen Tausende Jobs weg?
Wieder einmal werden die Leser gefragt, die ja Geld für Antworten aus einer Tageszeitung ausgeben und nicht für eine Rätselzeitung bezahlen.
Nun ist schon vor mindestens 14 Tagen vorausgesagt worden, dass nicht Tausende, sondern Hunderttausende Stellen eingespart werden. Allerdings sollten Sie Voraussagen mit größter Skepsis lesen.

Nachdem der Autor geschildert hatte, wie schlecht es um die Wirtschaft steht, entdeckte er eine Insel der Seeligen:
Während die Bundesregierung debattiert, wie und in welchem Umfang ein Konjunkturprogramm aufgelegt werden kann, bleiben die kleinen und mittleren Unternehmen in MV noch relativ gelassen. In Umfragen der Industrie- und Handelskammern (IHK) und der Handwerkskammern überwiegen die Stimmen, die die Geschäftslage weiter als "sehr gut" und "gut" bezeichnen. Auch wenn die Auftragseingänge rückläufig sind, wie es in der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock heißt. Mittelständler wie der Kranbauer Liebherr in Rostock halten trotzdem an Investitionsplänen fest. Liebherr will bis 2013 seine Kapazität hier verdoppeln und dann bis zu 1700 Mitarbeiter beschäftigen.
Das das in MV so ist, hat mehrere Gründe. Einige davon:

1. Das Produktionsniveau ist im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt niedrig.

2. Dadurch ist das Bruttoinlandsprodukt (Wachstum der Wirtschaftsleistung) in MV deutlich geringer als der Bundesdurchschnitt und das seit vielen Jahren. Nur wer höher steigt, kann tiefer fallen.

3. Die Arbeitslosenrate ist trotz aller gesetzgeberischer und statistischer Tricks sehr hoch und die MV fast die höchste in D. Die Zahl der sv-pflichtig Beschäftigten steigt sehr langsam (z.B. von Ende 2006 bis Ende 2007 um 1,4 Prozent. Da gibt es auch weniger zu entlassen als in anderen Bundesländern.

4. Es zeigt sich, dass die wirtschaftliche Entwicklung der in den meisten Bundesländern bildlich hinterherhinkt. Es ist also damit zu rechnen, dass sich die Krise später auswirken wird.

5. MV ist das ärmste Bundesland. Hier können viel weniger Leute Geld sparen. Eine Mehrheit erhält so wenig, dass sie Monat für Monat alles ausgeben muss, um nicht hungern und frieren zu müssen. Diese Leute sind also gezwungen, ihr Geld auszugeben, egal, ob eine Krise beginnt oder ein Aufschwung. Somit wird sich der Umsatz nicht wesentlich verändern.

Der Autor schrieb diese seltsamen Sätze:
Ein Grund ist die Konsumflaute. Neben Autos wollen die Verbraucher auch für Bekleidung weniger Geld berappen, wie eine Forsa-Umfrage ergab. Jeder Dritte begründete dies mit der unsicheren Konjunktur.
Wie begründeten die übrigen zwei Drittel, dass sie auch weniger Bekleidung kaufen werden? Hat sich der Autor hier etwas zurechtgebogen? Ich habe bisher auf meine Nachfrage noch keine Antwort von Forsa erhalten.

Gaaaaanz nebenbei:
Der Autor, so scheint es, kommt aus der Schweiz, fühlt sich dennoch wohl, wo er nun zu Hause ist. Anders kann ich mir diesen Satz in seinem Kommentar nicht erklären:
Wie stark und wann, dass lässt sich derzeit nicht schlussendlich beschreiben und beziffern.
schlussendlich: Hierbei handelt es sich um ein besonders im Schweizerischen übliches Adverb mit der Bedeutung »schließlich, endlich, am Ende, zum Schluss«.
© Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001. [CD-ROM].

Abgesehen davon halte ich das Wort für eine nutzlose Doppelung, ähnlich nutzlos wie im Unwort vorprogrammieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google