20. Oktober 2008

Hintergrund: Journalismus

Falls Sie nicht in meiner Blogliste die Neueingänge anklicken, sollten dennoch jene, die viel Zeit haben, einen langenlangenlangen Vortrag über den Onlinejournalismus und den Journalismus als solchen lesen. Er hat es in sich!

Hier nach vielen klugen Gedanken der Schluss:

Christoph Keese, der frühere „Welt”-Chefredakteur und heutige Außenminister von Springer, hat im aktuellen Jahrbuch des Presserates ein Essay über guten Journalismus im Internet geschrieben, dem ich an vielen Stellen widersprechen möchte, weil er das Gegenteil von gutem Journalismus nicht schlechten Journalismus, sondern Bloggen nennt. Und weil er das hehre Ideal des Journalisten mit dem real existierenden Journalisten verwechselt. Aber im Kern hat er Recht: dass nämlich die klassischen journalistischen Tugenden in Zukunft wichtiger sind denn je. Keese sagt:

„Bloggern steht es frei, aufgeschnappte Gerüchte weiter zu verbreiten und damit Hysteriekaskaden in Gang zu setzen. Journalisten aber sollten keine Nachricht verbreiten, die sie nicht selbst geprüft haben. Journalismus ist die Schwelle, über die eine Hysteriewelle nicht springen kann.”

Das ist als Zustandsbeschreibung grotesk falsch. Journalismus ist zur Zeit, nicht nur im Internet, aber besonders dort, das Sprungbrett, das jeder Hysteriewelle erst richtigen Schwung gibt, auf der die Journalisten dann begeistert reiten. Aber was Keese beschreibt, muss tatsächlich wieder das Ziel von Journalismus werden.

„Journalisten bilden eine Instanz, die Wahres von Unwahrem unterscheiden will”, sagt Keese. Tun sie nicht. Sollten sie aber.

„Handeln wird nur”, sagt Keese an die Journalisten gerichtet, „wer genau weiß, was ihn von den Laien unterscheidet.” Da bin ich ganz bei ihm. Gerade im Internetzeitalter muss sich der Journalismus professionalisieren. Ich fürchte nur, dass gerade das Gegenteil passiert.

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