Schelsky vor Gericht: Was bleibt vom Greifswalder Filz?
Jahrelang verteilte Wilhelm Schelsky Wohltaten in seiner Wahlheimat Greifswald. Der Prozess gegen ihn fördert Erstaunliches zutage. ...Es wird immer peinlicher, wie und was die OZ über den Fall berichtete, dieses Mal, weil fast alles schon von einem Praktikanten geschrieben wurde, wie ich hier eintrug.
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Ermittler berichten über Schelskys Transaktionen
Der ehemalige AUB-Chef Wilhelm Schelsky hat auch als Arbeitgeber eng mit Siemens kooperiert. Offiziell trat er als Retter von Arbeitsplätzen auf. Tatsächlich aber unterlief er Tarifbindungen, um Personalkosten zu drücken, und verdiente Millionen an seinen Rettungstaten
... Im Jahr 2002 hatte Thomas Ganswindt, damals Bereichsvorstand der Siemens-Kommunikationssparte, das Aus für das Siemens-Werk in Greifswald verkündet. ... Doch AUB-Chef Wilhelm Schelsky sorgte dafür, dass eine neue Firma gegründet wurde: die ml&s + CoKG: 24,9 Prozent Anteile hielt Siemens, 24,5 Prozent die Erlanger Schema, die weitgehend Schelsky gehörte.
244 der Siemens-Arbeiter wurden in die neue Gesellschaft überführt. Danach galt für sie nicht mehr der Siemens-Haustarifvertrag. Alle Extras der Siemens-Familie waren für sie gestrichen. Außerdem wurde die Arbeitszeit verlängert. Doch ml&s produzierte aus der Sicht von Siemens immer noch zu teuer. Die Ermittler fanden ein Konzept aus dem Jahr 2004, nachdem Greifswald in einen «Low-Cost-Standort« verwandelt werden sollte.
Wenig später kaufte Schelskys Unternehmensberatungs GmbH die 24,5 Prozent Anteile der Schema an ml&s - für einen Euro. Schelsky erklärt auch das als Rettungstat: Weil ein Großauftrag weggebrochen sei, habe es schlecht um die ml&s gestanden. Er wollte nur helfen.
Die Fahnder kamen auf ganz andere Werte: 300000 Euro waren die Schema-Anteile an ml&s beim Vollzug des Kaufs im Dezember 2004 nach ihrer Berechnung tatsächlich wert. Für die Staatsanwaltschaft ist der Ein-Euro-Kauf daher eine verdeckte Gewinnausschüttung, also eine Steuerstraftat. ...
Anfang 2007 verkaufte er die Anteile weiter – für 1,037 Millionen Euro. Insgesamt machte der Arbeitsplatzretter daher einen Gewinn von 1,3 Millionen Euro, den er jedoch ordnungsgemäß versteuerte. ...
Dies charakterisiert den Gönner und Gutmenschen Schelsky sehr gut:
Schon Jahre vorher hatte sich Wilhelm Schelsky als harter Arbeitgeber gezeigt. Damals hatte Siemens seine Erlanger Sicherheitsabteilung ausgelagert. Schelsky übernahm sie in seine Firma ESS. Nach Ablauf des ersten Jahres verlängerte er ohne Lohnausgleich die Arbeitszeit.
Der damalige Betriebsratschef fand das unerhört. Weil er ein AUBler war, wandte er sich nichtsahnend an die Nürnberger Bundeszentrale und bat um Hilfe gegenüber seinem Arbeitgeber namens Schelsky. Die Zentrale hielt ihn hin. Doch er bat immer wieder um einen Beratungstermin. Die Geschäftsführerin schickte daraufhin an ihren Chef Schelsky eine E-Mail. Text: «Der Herr ist lästig ... hi, hi, hi.«
Übrigens stand der OZ-Artikel um den Titel Langweiler des Tages in Konkurrenz zu dem netten und überflüssigen (weil kaum Neues enthaltend) Interview mit Sellering und dem Urknaller. Die OZ beweist damit, Regierungsblättchen bleiben zu wollen.
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