Stundenlohn: Jeder Fünfte hat unter 7,50 Euro
In Mecklenburg-Vorpommern verdienen nach Angaben des DGB Nord derzeit 136 000 Menschen weniger als 7,50 Euro die Stunde. Im gesamten Osten Deutschlands arbeite jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte für einen Stundenlohn unter 7,50 Euro. Fünf Prozent der Beschäftigten hätten sogar höchstens 4,50 Euro pro Stunde, teilte der Gewerkschaftsbund gestern mit. Betroffen von Niedriglöhnen seien vor allem Leiharbeiter, das Gastgewerbe, das Reinigungs- und das Verkehrsgewerbe.Peinlich ist es, weil über so ein wichtiges Thema mit so wenigen Zeilen berichtet wird. Dabei gibt es Hintergrundmaterial im Überfluss, um wirtschaftliche Zusammenhänge zu zeigen. Daraus hätte eine Blickpunktseite entstehen können, statt den einfachsten Weg zu gehen: aus der Obama-Predigt zu zitieren.
Ich nutzte zwei Quellen um zu zeigen, dass in Sachen Lohn zweierlei passiert ist:
Die Statistik des Landesamtes MV seit Ende März zeigt z.B., dass sich
die Bruttolöhne und -gehälter
von 1997 bis 2007 um elf Prozent erhöhten,
von 2006 zu 2007 um lächerliche 0,9 Prozent (Der Aufschwung kommt bei den Menschen an.)
Auch die vom Urknaller beschworene Annäherung an die alten Länder fand fast nicht statt, nicht einmal an den gesamtdeutschen Durchschnitt. So sank der Bruttolohn pro Stunde von 2006 auf 2007 von 75,2 auf 74,9 Prozent des gesamtdeutschen Bruttostundenlohnes.
Es gibt eine Unmasse solcher Daten in dieser einen Statistik. Da aber niemand eine Pressemitteilung verfasste, von der eine Nachrichtenangentur abschreiben konnte, hatte auch die OZ nichts zum Kopieren und solche Zusammenhänge bleiben den OZ-Lesern somit verborgen, wenn sie sich keine anderen Informationsquellen erschließen.
Diese Zahlen nun verglichen mit gesamtdeutschen Einkommensentwicklungen:
Immer größer werden die Einkommensgräben in Deutschland, wie auch die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Daten der Jahresbruttoverdienste von Gruppen von Arbeitnehmern zeigen. Es sind mindestens vier Gräben, die sich sehr deutlich abzeichnen.
Da reißt seit Jahren ein immer größeres Loch zwischen Einkommen aus Arbeit und solchen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen auf (Abb. 14489).
Dann wachsen mindestens zwei Gräben innerhalb der Arbeitnehmereinkommen. Bei den normalen Einkommen verdiente 2006 die obere Gruppe aus Geschäftsführern/Geschäftsbereichsleitern, Rechtsvertretern/Rechtsberatern, Luftverkehrsberufen, Unternehmensberatern, angestellten Ärzten sowie Chemikern/Chemieingenieuren mit durchschnittlich 80.000 Euro Jahresbruttoverdienst schon das Vierfache der unteren Gruppe aus Friseuren, Wäschern, Plättern, Glasreinigern, Gebäudereinigern, Raumpfleger, hauswirtschaftlichen Betreuern, Fleisch- und Wurstwarenhersteller mit knapp 21.000 Euro (Abb. 14492).
Über diesen zwei Gruppen gibt es dann den Riesensprung in die Gehälter der Dax-Vorstände, die fast einhundertmal mehr als die untere Gruppe verdienen.
Ein großer Teil der Selbständigen, vor allem Ärzte, Rechtsanwälte und vergleichbare Berufe, hat sich ebenfalls deutlich absetzen können. So verdienen angestellte Anwälte in Sozietäten im Durchschnitt 128.000 Euro. Auch einzelne Gruppen von Fachärzen verdienen vergleichsweise viel, Radiologen z.B. 229.000 Euro, Augenärzte 155.000 Euro.
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