13. Juni 2008

Hintergrund: Strittmatter

Die OZ plapperte auf ihrer Kultur/Medien-Seite vor ein paar Tagen nach, was andere geschrieben hatten:
"SS-Flecken" belasten Erwin Strittmatter
Ähnlich wie bei Günter Grass scheint es auch bei dem 1994 gestorbenen Schriftsteller Erwin Strittmatter ... Verdrängungen gegeben zu haben, wenn es um die Kriegszeit und mögliche Verbindungen mit der "doppelten Rune am Uniformkragen" (Grass) in der eigenen Biografie geht. "Er kämpfte im Zweiten Weltkrieg und desertierte schließlich", hieß es bei dem 1912 geborenen Strittmatter bisher in einschlägigen Lexika, was den Literaturwissenschaftler Werner Liersch in Berlin zu Nachforschungen bis hin zum Bundesarchiv ... veranlasste.

Jetzt fand der Fallada-Biograf Liersch heraus, was bisher so nicht öffentlich bekannt war ...

Heute fand ich einen Text, den jeder OZ-Leser gelesen haben sollte, der jemals ein Buch von Strittmatter las:

Destruktion des Wundertäters
Vom Schweigen und Schreiben des ehemaligen NS-Ordnungspolizisten Erwin Strittmatter

Seit dem letzten Sonntag macht sich eine lustvolle Aufregung breit. "Endlich einer aus dem Osten!" schrieb die FAZ - man fühlte sich nicht mehr allein mit Grass, mit Jens und den anderen literarischen Größen in ihren national-sozialistischen Verwicklungen. Man hatte aus der FAS erleichtert vernommen: Erwin Strittmatter, ein Großer der Literatur in der DDR, war auch nicht besser, und um es passgerecht zu machen, beförderte man ihn sogleich vergröbernd zum SS-Mann. ...

Dort wird z.B. das "Jetzt" sehr stark eingeschränkt und es erinnert an das "Jetzt" der großen Stiefschwester BILD:

Schon vor langer Zeit hat im weitverbreiteten biografischen Handbuch "Wer war Wer in der DDR" Bernd-Rainer Barth von unserem lieben Erwin mitgeteilt (kein Hahn hat damals danach gekräht): "1941 eingezogen zur Schutzpolizei; Oberwachtmeister (Schreiber beim B.-Stab) im Reserve-Polizei-Bat. 325 in Jugoslawien, Österreich, Finnland u. Griechenland, 1944 Film- u. Bildstelle der Ordnungspolizei in Berlin; Feb. 1945 Desertion bei der Verlegung der Dienststelle." Dieses, die Lexikon-Notierungen aus der DDR-Zeit erheblich aufrauende Wissen kam aus den nach 1989/90 in Archiven zugänglich gewordenen Kaderunterlagen der SED, die sich um die Vergangenheit ihrer Leute während der Nazizeit sehr wohl gekümmert und gegen Unwahrheiten entschieden reagiert hatte, die den Angaben Strittmatters aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht weiter nachging. ...

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