1. April 2008

Tarifabschluss: Deutlich mehr als Inflationsrate?

Die OZ berichtete auf einer Blickpunktseite über den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. Rechnen lässt sie jedoch andere, wenn es um den realen Lohnzuwachs geht. Was war darüber zu erfahren?
Im 0815-Kommentar, quasi die Schultern der Tarifpartner klopfend:
Sieg der Vernunft
... Doch der öffentliche Dienst hat sich das Geld verdient. Immerhin ist er um rund zehn Prozent in den vergangenen drei Jahren hinter den Tarifsteigerungen in der Industrie zurückgeblieben. Nach Jahren des Aufschwungs war er schlicht und einfach mal dran. ...
Und in einem der Texte:
Warum Bsirske nicht so dickköpfig wie Schell sein konnte
(Wer wollte das wissen?)
... Schäuble wiederum war dazu gezwungen, ver.di deutlich mehr als die Inflationsrate zuzubilligen. Die lag zuletzt bei satten 3,1 Prozent. ...
Achja? In Mecklenburg-Vorpommern - Weil wir hier zu Hause sind (so wirbt die OZ um Leser!) - lag die Inflationsrate im Jahr 2008 bisher bei 3,6 Prozent, die gefühlte bei etwa zehn Prozent. Was bleibt da von deutlich mehr als der Inflationsrate, zumal die Erhöhung erst ab April gilt? Darauf verschwendete der Autor keine Zeile.

Deshalb hier eine Rechnung, übrigens mit 3,1 Prozent für ganz Deutschland gerechnet:

Gedanken zur Zeit 782 31-03-08: Werden die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst wirklich real mehr bekommen?

... Die Inflationsrate lag im März bei 3,1 % (siehe Abbildung). Niemand erwartet derzeit einen wesentlichen Rückgang der Inflation und bisher macht sie auch nicht den geringsten Ansatz zum Rückzug. Gerade Energie und Nahrungsmittel werden unter dem Ansturm der chinesischen Nachfrage auf den Weltmärkten immer teuerer werden. Die gefühlte Inflation bei einem realistischer Warenkorb liegt ohnehin zwischen 6 % und 9 %. Macht real ein Mini-Plus bei den Arbeitseinkommen pro Stunde von 0,2 %, kann aber realistisch und gefühlt betrachtet auch bis zu 9 % weniger sein.

Nun wird es aber noch etwas komplizierter, wenn man all die anderen Änderungen, die das Nettoeinkommen betreffen, berücksichtigt, als da wären in 2008: Steuerprogression -0,50%, Erhöhung Pflegeversicherung -0,25% und Erhöhung Krankenversicherung -0,55%, das ganze gegenbilanziert mit der Senkung der Arbeitslosenversicherung von 0,45 %, macht dann netto + 4,25 %. Und für 2009 noch einmal eine Steuerprogression von 0,35%. Macht alles in allem pro Stunde im Durchschnitt 2008/9 eine Erhöhung von 2,7 % und nach aller Wahrscheinlichkeit aus heutiger Sicht unter oder nur sehr wenig über der Inflationsrate und erheblich unter dem, was die Arbeitnehmer als Inflation fühlen werden. Von Nachholen der jahrelangen Reallohnverzichte kann schon gar nicht die Rede sein. ...

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