3. April 2008

Nur von Arbeitsagentur zu kopieren, gibt ein falsches Bild

Ist jemand Journalist, wenn er behördengläubig aus Pressemitteilungen Daten über den Arbeitsmarkt kopiert, ohne sich und noch besser in den Behörden zu fragen, ob es die ganze Wahrheit ist, was er da kopiert?

Im Falle dieses Berichtes fehlen einige wichtige Zahlen:
Aufschwung am Arbeitsmarkt setzt sich auch im Kreis fort
Die Zahl der Erwerbslosen in OVP ist erneut deutlich gesunken. Die Arbeitsagentur spricht von einer kleinen Sensation und nennt Frühjahr sowie die bessere wirtschaftliche Lage als Gründe.
Und was ist mit statistischen Tricks, von denen der Autor nicht einmal etwas ahnt, obwohl sein Arbeitgeber OZ wirbt, warum wir alle OZ lesen sollen: "Weil wir hier zu Hause sind"?
Daran zweifle ich, sonst hätte der Autor beachten müssen, dass es im Kreis OVP eine Sozialagentur gibt, die Alg 2-Empfänger betreut. Da er das nicht tat, kam dies zustande:
... Trotz aller positiver Nachrichten bezeichnete Miraß die Lage insgesamt als noch nicht zufriedenstellend: Mit einer Arbeitslosenquote von 17,4 Prozent (Vorjahr 20,4) liege die Region noch deutlich über dem Landesschnitt (15,6 %). Die Hansestadt Greifswald erreicht mit einer Quote von 15,2 Prozent derzeit den niedrigsten Wert im Agenturbezirk. Stralsund folgt mit 17,1 Prozent. Ostvorpommern ist mit 17,4 Prozent Primus unter den Landkreisen. ...
Warum kann OVP Primus sein? Es steht in den Berichten:

Die Agentur für Arbeit Stralsund zählte im März 2475 Ein-Euro-Jobber für ganz Vorpommern. Die Sozialagentur berichtete von 2296 Ein-Euro-Jobbern. Es ist ganz einfach. Diese in der Sozialagentur registrierten Leute werden in der Arbeitsagentur nicht mitgezählt, weil sie die Zahlen nicht erhält, berichtete Arbeitsagentur-Pressesprecher
Christian Glaser. Also gibt es im Bereich der Sozialagentur des Kreises OVP fast so viele Ein-Euro-Jobber wie in ganz Vorpommern.
So ist es also kein Wunder, dass OVP Primus ist und von der kleinen Sensation bleibt wenig übrig. Wie die Sozialagentur die Arbeitslosenquote mit Ein-Euro-Jobbern drückt, zeigt das Diagramm:


Seit Oktober 2007 hat sich die Zahl der Ein-Euro-Jobber mehr als verdoppelt und natürlich fragt die OZ nicht, was diese 2300 Leute zu tun haben.

Wie sinnlos es ist, die Zahlen mit Kommastellen zu nennen, zeigt dieser Vergleich:
Im März waren in der Sozialagentur OVP 14714 erwerbsfähige Hilfebedürftige erfasst. Von ihnen wurden - oh Wunder - ganze 6311 als arbeitslos gezählt. Das ist noch nicht einmal die Hälfte der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen.

Das alles macht die kleine Sensation aus. Es gäbe noch manche weitere Zahlenspielereien aus Vorpommerns Argen zu melden. Doch ich mache nicht die Arbeit, die ein Journalist, der hier zu Hause sein will, zu leisten hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google