12. Januar 2008

Steinkohlekraftwerk: Wissenschaftler-Appell gemeldet, Halbsatz für geplante Kundgebung

Die OZ berichtete auf den Lokalseiten Greifswald und Usedom über einen „Appell an die politische Vernunft und Zukunftsverantwortung“, den fast 100 Wissenschaftler der Universität Greifswald unterschrieben haben. Für eine Demonstration von Gegnern des Steinkohlekraftwerkes Lubmin, die am Montag in Heringsdorf stattfindet, hatte sie einen halbsatz übrig:
... Um ihrem Frust Luft zu machen und den Bau des Kraftwerks doch noch zu verhindern, verteilt die Bürgerinititive Flugblätter oder nimmt an Demonstrationen teil, so wie an der am kommenden Montag in Heringsdorf, wenn Ministerpräsident Harald Ringstorff zum Neujahrsempfang erwartet wird. ...
Der "Nordkurier" kündigte dagegen die Demonstration umfangreich an und berichtete Hintergründiges dazu:

Ein feuriger Empfang für den Ministerpräsidenten

Steinkohlekraftwerk 13 000 Unterschriften sollen an den Minister-
präsidenten übergeben werden  aber gestern gab es noch Streit um
den Termin.
... "Ringstorff kann uns nicht ignorieren, wir wollen ein Gespräch mit ihm! Nach 13 Uhr! Viele Menschen haben bereits ihre Beteiligung angekündigt, so kommen Busse von Rügen und auch aus Greifswald", betonte Labouvie, die ankündigte, dass die BI am Montag "einige Neuigkeiten auf Lager" haben werde. ...

Leser, die mehr über die Gründe
wissen möchten, die 100 Wissenschaftler gegen das Steinkohlekraftwerk nannten und die die OZ mit 241 Wörtern erledigt, können sich hier informieren:

... Vor allem schätzen die Unterzeichnenden die ökologischen Risiken für den Greifswalder Bodden erheblich höher ein als Antragsteller und Genehmigungsbehörden. Im Anschluss an die Einwendungen des BUND und an das ÖKOPOL-Gutachten verweisen wir als besorgte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf vier wesentliche Punkte:


1. Es fehlen belastbare Szenarien für Synergie-Effekte, die sich durch die Abwärme- und Umweltbelastung der weiteren genehmigten (Gaskraftwerk) oder geplanten Großanlagen (BTL-Kraftstoffe) ergeben können. Zudem ist die Berechenbarkeit der Warmwasserfahne, ihre Ausbreitung und ihre Verweildauer in Abhängigkeit von extremen Wetterlagen (z.B. windarme Perioden, Vereisungen des Boddens, Oderhochwasser) komplexer, als es das amtliche Gutachten darstellt.


2. Die hohe Stickstoffbelastung der Abwässer wird zu zusätzlichen Nährstoffeinträgen in den bereits jetzt stark vorbelasteten Greifswalder Bodden führen. Dadurch verstärkt sich die Eutrophierungsproblematik, und unerwünschte Ereignisse (z.B. Blaualgenepidemien) mit negativen Auswirkungen auf den Tourismus werden dadurch wahrscheinlicher.


3. In der Diskussion um die erwartbaren Wärmeeinträge wird nicht genügend berücksichtigt, dass sich in Folge des Klimawandels die allgemeinen Oberflächentemperaturen auch der vorpommerschen Boddenlandschaft während der Betriebszeit des SKW von ca. 40 Jahren erhöhen werden, so dass auch angesichts der Zunahme von extremen sommerlichen Wetterlagen das Risiko eines ökologisch katastrophalen Wärmekollapes des Greifswalder Boddens einkalkuliert werden muss.


4. In den Gutachten fehlen Szenarien, die das mögliche Zusammentreffen von verschiedenen Schadensereignissen hinreichend in Betracht ziehen, so dass die reale Gefahr besteht, dass der Greifswalder Bodden bei einem Zusammentreffen ungünstiger Umstände „umkippen“ könnte. Diese Möglichkeit ergibt sich aufgrund des nicht-linearen Verhaltens vieler ökologischer Systeme bei einer Kumulation von einzelnen Schadfaktoren in Verbindung mit ungünstigen Situationen.

Eine verantwortliche Abwägung aller Gründe spricht gegen den Bau des SKW. ...


Angesichts der genannten Bedenken halten die Unterzeichnenden es nicht für zulässig, wenn die Betreiber und die Landesregierung das SKW mit Belangen des Allgemeinwohls legitimieren möchten.


Es ist u. E. nicht akzeptabel, dass der Ministerpräsident und die Landesregierung gerade jetzt, nachdem viel für eine positive Entwicklung der Region getan wurde und sich die ökonomische Lage in Mecklenburg-Vorpommern spürbar zu verbessern beginnt, ohne Not in alte ökonomistische Denkmuster zurückfallen, die die Zukunft der einzigartigen Boddenlandschaft zwischen Rügen und Usedom aufs Spiel setze ...

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