11. Januar 2008

Riesterrente: Hintergrund gibt es hier

Riester-Rente bringt für viele keinen Gewinn
In 15 bis 20 Jahren laufen Millionen zukünftige Rentner nach einem Bericht des ARD-Magazins "Monitor" Gefahr, trotz Riester-Rente im Alter keinen Euro zusätzlich in der Tasche zu haben. ...
Betroffen sei jeder, der im Alter so wenig habe, dass er auf Sozialhilfe angewiesen sei. Denn in die Berechnung des Grundsicherungsanspruchs fließe auch die private Riester-Vorsorge ein ...
Tja, das war es schon in der OZ. Übrigens können Sie hier die Pressemitteilung des WDR lesen und mit dem OZ-Text vergleichen. Null eigene Recherche!

Und wo bleibt der Hintergrund zum Thema? Bei mir finden Sie ihn, denn es ist nämlich noch viel schlimmer mit der Riesterei und hiermit:

Das Gleiche gilt übrigens für die häufig verkauften privaten Berufsunfähigkeitsrenten, die meist lediglich eine Zusatz-Rente von ein paar Hundert Euro monatlich vorsehen. Im Ernstfall erfreut das nur das Sozialamt, da die staatlichen Leistungen entsprechend gekürzt werden können. Weiterer Nutznießer sind eventuell Verwandte, die vom Sozialamt in Anspruch genommen werden könnten. Der Privatversicherte hat von den typischen BU-Minirenten indes in der Regel nichts

Und
volkswirtschaftlich betrachtet noch schlimmer:

Am Ziel vorbei
Erstmals haben Forscher die Wirkungen der Riester-Rente untersucht. Ihr Fazit: Die Politik verschwendet Milliarden - und die Armen sparen weiter zu wenig
... Von den Riester-Zulagen profitieren offenbar vor allem jene, die ohnehin gespart hätten. Bezieher niedriger Einkommen sparen seit der Einführung der Riester-Rente weder häufiger noch legen sie mehr Geld beiseite. Das ist schlecht, denn die Förderung kostet den Staat jedes Jahr viel Geld. Ab dem Jahr 2009 kommen nach Schätzungen der Bundesregierung auf den Fiskus jährliche Steuerausfälle in Höhe von 12,5 Milliarden Euro zu. ...
Die Sparer haben nun zwei Möglichkeiten. Entweder sie legen mehr Geld zurück, weil durch die Förderung das Zinsniveau steigt. Oder sie schichten ihr Portfolio um und ziehen Geld aus anderen Anlageformen ab, um es in Riester-Produkte zu stecken. Im ersten Fall sorgen die Menschen mehr vor für das Alter, im zweiten Fall nicht. Corneos Studie zeigt nun, dass die Sparer in erster Linie Geld umgeschichtet haben, um es in die lukrativere Riester-Rente zu stecken. Die staatliche Förderung ist deshalb verschwendet, weil kein neues Sparvolumen entsteht, das den Alten der Zukunft als Vorsorge dienen könnte. ...
Die Erkenntnis, dass Menschen so handeln, ist alles andere als neu. ...

Stimmt, denn schon vor sieben Jahren schrieb Heiner Flassbeck, von dem ich noch nie etwas in der OZ gelesen habe, dies:

„Vollständig gelingen kann das zwar niemals, aber so leicht wie bei der Rentenreform wurde es „Mitnehmern“ der Subventionen bisher noch nie gemacht. Da wird der Rechnungshof in ein paar Jahrzehnten ganz schön ins Schwitzen kommen, um den Erfolg oder die Unbedenklichkeit der Subvention zu bescheinigen. In anderen Bereichen würde schon heute Zeter und Mordio geschrien. Man stelle sich einmal vor, der Landwirtschaftsminister wollte den Weizenanbau zur Sicherung der Ernährung der Bevölkerung durch Zuschüsse fördern, weil die Produktion von Weizen ständig zurückgeht. Die einzige Auflage aber, die er den Weizenbauern machte, wäre die Verpflichtung, in Zukunft 5 % „mehr“ Weizen anzubauen, ohne zu sagen, an welcher Produktionsmenge gemessen die 5 % zu errechnen sind.
Da bleibt uns nur der Trost, dass das gesamte Konzept der Rentenreform ohnehin
nicht taugt.“

Nun gut, wenn jemand unbedingt sparen möchte, wie kann er das am besten anfangen? Hier ein Hinweis:

Thießens Thesen

Auch in Zeiten komplexer Finanzmärkte kann Geldanlage einfach sein, sagt der Chemnitzer Professor Friedrich Thießen. Er hat Recht. ...
Wer die Gedanken Thießens konsequent weiterspinnt, kommt zu dem Schluss, dass die allermeisten Finanzprodukte überflüssig sind. Die ganze Welt der Zertifikate ist für den Einfach-Investor ohne Belang. Weil ohnehin nur rund ein Fünftel der aktiv gemanagten Aktienfonds langfristig den Durchschnitt schlägt, wird der Aktienanteil des Gesamtvermögens einfach mit ein paar Indexfonds abgedeckt. Dazu noch ein paar risikoarme Anleihen, Banksparpläne und Tagesgeld - und fertig ist der Vermögensmix. ...
Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die von Thießen propagierte Einfachheit in breiten Anlegerschichten zum Kult wird. Zu groß ist die Verlockung, mit einer Exotenanlage vielleicht doch einmal ein goldenes Händchen zu haben. Zu groß sind die Marketingbudgets der Finanzindustrie, die dem potenziellen Kunden über alle Kanäle die angeblichen Vorteile von Finanzinnovationen einhämmern will. Zu groß ist die Zahl der smarten Verkäufer, die sich Finanzberater nennen und doch in erster Linie nicht die maximale Kundenrendite, sondern den maximalen Provisionsertrag vor Augen haben. ...

Übrigens habe ich noch immer nichts über die gedankliche Verbindung von Inflationsrate (im Dezember 3,8 Prozent, hier in MV, wo wir zu Hause sind) und den Zinsen, die es für das Geld auf einem Sparbuch mit gesetzlicher Kündigungsfrist von drei Monaten gibt, (0,5 Prozent gönnt die Sparkasse Vorpommern, die auch hier zu Hause ist, ihren Kunden) in der OZ gelesen.

Das alles zusammen hätte eine Hintergrundseite geben können.

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