9. November 2007

Ganz nebenbei: verräterische Wortwahl

Die Lokführergewerkschaft nimmt heute den Nordosten ins Visier.
Na? Welches ist das verräterische Wort? Genau, das Visier, die Vorrichtung zum Zielen an Feuerwaffen u. a.

Es gibt viele Möglichkeiten, dasselbe auszudrücken:

einen Verweis geben, eine Rüge aussprechen, hart/scharf ins Gericht gehen; (ugs.): aufs Dach steigen, den Kopf waschen, die Leviten lesen, die Ohren lang ziehen, ein Ding verpassen, einen Rüffel geben/verpassen, eins auf den Deckel geben, eins überbraten, etwas flüstern, in den Senkel stellen, was auf die Nase geben, zur Minna/zur Schnecke machen, zusammenstauchen; (salopp): den Marsch blasen, platt machen.
© Duden - Das Synonymwörterbuch, 3. Aufl. Mannheim 2004 [CD-ROM]

Dass der Ausdruck gewählt wurde, der mit der Zielvorrichtung einer Waffe in Verbindung zu bringen ist und in der Schlagzeile schon getroffen wird, zeigt die Gesinnung des Schreibers. Das ist schlecht, denn Neutralität ist bei dem Thema ganz besonders angebracht. Gesinnung hat in einem Bericht nichts verloren.

Doch mit solchen Kinkerlitzchen geben sich Redakteure der Mantelredaktion zumindest in diesem Fall nicht ab.

Der stellvertretende Chefredakteur einer anderen Tageszeitung erzählte mir, er wundere
sich, dass die Redakteure wie Pulitzerpreisträger über die Redaktionsflure stolzierten, er jedoch genau wisse, dass keiner der Redakteure diesen Preis jemals erhalten habe.
Ich möchte einmal eine Stunde auf den Fluren der OZ in Rostock Mäuschen sein.

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