29. Juli 2006

OZ einem der "Rolling Stones" auf der Spur?

Grevesmühlener Zeitung:
Früher Steine ins Rollen gebracht – heute baut er Treppen
Na klar, ich wollte wissen, ob die Heimatzeitung einen Rolling Stone in Dassow entdeckte. Doch WILFRIED ERDMANN schrieb:
In früheren Jahren pfiffen es schon die Spatzen von den Dächern: „Wenn im Dorf etwas gemacht wird, dann ist Hans Mews mit Händen und Kopf immer dabei.“
... und Hansens Rest blieb zu Hause.
... Mews, der gelernte Stellmacher, brachte zu DDR-Zeiten im wahrsten Sinne des Wortes so manche Steine ins Rollen.
Das ist im wahrsten Sinne des Wortes falsch, denn er brachte im übertragenen Sinne Steine ins Rollen. Erdmann erklärte im nächsten Satz, was es mit den Steinen auf sich hatte:
Als Meister in der Bauabteilung der damaligen LPG Pflanzenproduktion Dassow hatte er nicht nur das nötige Wissen, sondern wusste auch mal an notwendiges Material heranzukommen. ...
Und dann noch ein neues Unwort:
Feierabendler

Wortsinn: ehrlich

In ihrer Betrachtung zum Wochenende verkündete KERSTIN SCHRÖDER (Grevesmühlener Zeitung) zum Schluss:
Aber ehrlich gesagt: Endlich mal wieder was Leckeres richtig genießen zu können, würde mir mehr gefallen.
Bestand die Betrachtung ansonsten aus Lügen?

Bei Grimmener Zeitung 100 Prozent Ausländer?

Schlagzeile in der Grimmener Zeitung:
Bei Gerste 15 Prozent schlechter als 2005
Gemeint war:
... Einzig die Gerste ist schon eingefahren und hier liegen die Erträge um die 15 Prozent unter denen vom Vorjahr. ...

Wie atmen Fische, reell oder real?

So stellt sich die Redaktion der Grimmener Zeitung vor, reichern Fische ihr Blut mit Sauerstoff an:
Fische japsen bald nach Luft
Der Vorspann:
Die Trebel braucht Regen, denn der Sauerstoffgehalt sinkt. Grund sind die langanhaltende Hitze und eine geringe Luftzirkulation.
Wie zirkuliert Sauerstoff in der Trebel? Die Leser erfuhren es nicht.
STEFANIE ADOMEIT schrieb:
Der Wasserstand wird nicht gemessen, da Krautwuchs den Wasserstand ansteigen lässt und die Ergebnisse somit kein reelles
Bild darstellen würden.
real / reell: Das Adjektiv real bedeutet »gegenständlich, stofflich; auf die Wirklichkeit bezogen« (reale Werte; real denken). Dagegen bedeutet reell »ehrlich, zuverlässig« (ein reelles Geschäft) und »wirklich, echt« (eine reelle Chance haben). -al/-ell.

Wortsinn: diese Erde

Schlagzeile in der Rügener Zeitung:
„Bilder dieser Erde“ von Klaus Ender
Wenn es diese Erde gibt, muss es mindestens noch eine geben. Ist niemand in der Redaktion auf die Idee gekommen zu fragen, wie viele Erden es gibt?

28. Juli 2006

So genau kommt es nicht drauf an

Die Mantelredaktion berichtete:
Hitlers Flugzeugträger taucht aus der Versenkung auf
Genau das tut er nicht, auch nicht, wenn es sich um ein Wortspiel handeln sollte. Noch liegt das Wrack auf dem Boden der Ostsee.
Außerdem:
Doch „anhand der Details, die wir mit unserem Tauchboot feststellen konnten, können wir mit 99,9-prozentiger Sicherheit bestätigen, dass
es sich um die 'Graf Zeppelin' handelt“, sagt Beczek.
Ach so! Noch fand niemand eine Aufschrift mit dem Schiffsnamen. Deshalb ist der Pole vorsichtig; nicht so die OZ. Auf der Titelseite stand:
Sie ist es! Polen bestätigt Fund der „Graf Zeppelin“
Das ist ungenau. Siehe oben!

Hintergrund einer Hurra-Meldung


Mit einer Meldung tut die Wirtschaftsredaktion dieses Thema ab:
Kauflust so hoch wie nie
Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich im Juli noch einmal verbessert. Dennoch sieht das Marktforschungsinstitut GfK erste Wolken am Konjunkturhimmel. Getragen von der unvermindert hohen Kauflust der Verbraucher habe der Konsumklimaindex zwar zum dritten Mal in Folge einen neuen Rekordstand erreicht, berichtete die GfK gestern in Nürnberg. Die Verbraucher hätten aber die konjunkturelle Entwicklung erneut skeptischer beurteilt als im Vormonat.
Wie verhalten sich die Käufer in M-V? Sie kauften bis Ende Mai weniger als im Jahresdurchschnitt von 2003. Das belegt ein Diagramm (Ausriss), veröffentlicht vom Statistischen Landesamt. Aber wozu sollte die Wirtschaftsredaktion Hintergrund zu den Daten einer Umfrage in ganz Deutschland liefern? Offensichtlich fand sie keine Gründe. Wenigstens den Hinweis, dass Kauflaune nichts mit Kaufen zu tun hat, hätte die Redaktion geben sollen.

Beinahe vergaß ich zu fragen: Was bedeutet das "nie" in der Meldung? Nichts!

Natürlich hätte die Redaktion ein Thema aus der Meldung machen können. Das ist möglich. Hier ein Beleg:

Die Konsumneigung erreicht einen neuen Höhepunkt. Alle Indikatoren weisen aber darauf hin, dass es mit dieser Kauflust nun bald ein Ende hat. Es fehlt das Geld.

Der Kommentar dazu:

DEM WIRTSCHAFTSWACHSTUM FEHLT DIE NACHHALTIGKEIT
Angstkonsum bringt keinen Aufschwung

Ein wenig Hintergrund gefällig?

Kinderarmut verdoppelt
Kinderschutzbund: 2,5 von 15 Millionen Kindern leben in Armut

Löhne in Deutschland schrumpfen
In den meisten Branchen fallen die Lohnerhöhungen in diesem Jahr mickrig aus - im Schnitt gibt es 1,5 Prozent mehr. Das kleine Plus wird von der Inflation wieder aufgefressen werden, wie nun die Stiftung der Gewerkschaften vorrechnet. Zur Quelle

Staunen über makroökonomische Abläufe
Zur Zeit erscheinen immer wieder Meldungen über die Unsicherheit der wirtschaftlichen Entwicklung. Bei managermagazin-online erschien am 18.7. ein Beitrag unter dem Titel: „Konjunktur - Der schwarz-rote Bremsklotz“. Vor einem Einbruch der Wachstumserwartungen wird mit Berufung auf das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung gewarnt. Und auf die schlechte Finanzpolitik der Bundesregierung verwiesen. Angesichts dieser späten Einsicht dürfen wir vielleicht darauf hinweisen, dass unsere Leser - anders als die der meisten Wirtschaftsteile deutscher Medien - davor bewahrt blieben, jetzt darüber zu staunen, dass aus dem großen Aufschwung nichts wird. Und dass dies viel mit der makroökonomischen Unfähigkeit der handelnden Personen zu tun hat.

IWH legt eine bedrückende Analyse über die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft vor – ein Exempel für das Scheitern angebotsorientierter Wirtschaftspolitik.
Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle resümiert [PDF - 349 KB]: Trotz vorteilhafter Rahmenbedingen auf der Angebotsseite war das vergangene Jahr kein gutes für die ostdeutsche Wirtschaft. Die gesamtwirtschaftliche Produktionsaktivität stagnierte, die Beschäftigung ging zurück, der Aufholprozess kam trotz sinkender Einwohnerzahl nicht voran. Die Binnennachfrage in Ostdeutschland insgesamt wird angesichts der schwachen Einkommensperspektiven der privaten Haushalte gedrückt bleiben. Eine Wende am Arbeitsmarkt ist nicht in Sicht. Das Produktionswachstum resultiert vollständig aus der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Die registrierte Arbeitslosigkeit steigt trotz des anhaltenden Beschäftigungsabbaus nur deshalb nicht, weil das Arbeitsangebot weiter abnimmt.Unser Fazit: Man kann allein durch die Verbesserung von Angebotsbedingungen, Subventionen und Steuererleichterungen bei Betriebsansiedlungen, durch Ausscheren aus Tarifbindungen, geringe Löhne und Niedriglohnsektoren die Wirtschaft nicht in Gang bringen.

IAT: Bei einem Mindestlohn von 7,50 € hätten 4,6 Millionen Anspruch auf Lohnerhöhungen
Auf die Unternehmen kämen 10 bis 12 Milliarden Euro Zusatzkosten zu, von denen allerdings auch der Staat über Steuereinnahmen sowie 3,7 bis 4,2 Milliarden Euro Mehreinnahmen für die Sozialversicherungen profitieren würde. Zu diesen Ergebnissen kommen die Arbeitsmarktforscher Dr. Claudia Weinkopf und Thorsten Kalina vom Forschungsschwerpunkt "Flexibilität und Sicherheit" des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen)

Prima Öffentlichkeitsarbeit

Was eine Redakteurin der Usedom-Peene-Zeitung vermittelt, wenn sie über die Folgen der Hitze schreibt, können Sie hier lesen:
Ausflüge zum Abheilen des Sonnenbrandes
Wer bei dieser Hitze drei Tage hintereinander am Strand zugebracht hat, braucht eine Pause. Wer die Insel erkundet hat, fährt gern weiter weg.
INGRID NADLER schrieb:

... „Als vorteilhaft hat sich die Direktbuchung in den Vertriebsstellen erwiesen“, sagt Steffi Weishaupt für die UBB. Über eine Info-Hotline (0180 5000 304) werden die Anrufer an die nächste Vertriebsstelle verwiesen, wo die Karten gekauft werden können. ...
Ist das Schleichwerbung oder Werbung?

Thema verschenkt

Leserbrief in der Ribnitzer Zeitung:
Was kommt an vom Geld in Damgarten?
Wie ich in der OSTSEE-ZEITUNG gelesen habe, hat das Land Mecklenburg-Vorpommern der Stadt Ribnitz-Damgarten öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt. Wo fließen die Gelder hin? Wird es
nur für Ribnitz ausgegeben? Geht Damgarten leer aus und verfällt ganz?
...
Die Fragen klingen vorwurfsvoll. Statt den versteckten Vorwürfen nachzugehen und die Fragen zu beantworten, druckt die Zeitung den Brief ab. Einfacher kann es sich ein Redakteur nicht machen.

Lokalchef ist auch Staatsanwalt und Psychologe

Bisher kannte PETER SCHLAG als Lokalchef der Grimmener Zeitung und als Glockenflüsterer. Heute entpuppte er sich als Staatsanwalt, denn in einem Kommentar schlug er ein Strafmaß vor.
Hier der Bericht, auf den sich der Kommentar bezieht:


970 Ballen Stroh brennen lichterloh
Die Gluthitze treibt den Einsatzkräften den Schweiß ins Gesicht. Bei denen, die schon wissen, dass sich die Strohmiete höchstwahrscheinlich nicht spontan entzündete, kommt noch der Ärger dazu.
Aha, die Brandursache ist nicht geklärt, aber Richter Schlag möchte sicherheitshalber, dass der sog. Feuerteufel bereits heute verurteilt wird:


Denkzettel sollte deftig sein
Man darf den Grimmener Kriminalisten nur wünschen, dass sie den Feuerteufel schnell schnappen, der für den Brand nahe Schönenwalde sorgte. Als hätten die Feuerwehren in diesem Hitze-Sommer nicht ohnehin genug zu tun. Was macht man aber mit solchen Pyromanen, welches Strafmaß wäre angemessen? Der Denkzettel sollte deftig sein. Ordentlich gemeinnützige Arbeit zu leisten, wäre ein guter Vorschlag.
1. Ein Pyromane leidet unter einem krankhaften Trieb, Brände zu legen. Psychologe Schlag weiß natürlich, dass ein an Pyromanie Leidender den Brand legte. Falls er nicht beweisen kann, dass der Brandstifter - wenn es einen gibt - unter einer Geisteskrankheit leidet, dürfte Staatsanwalt Schlag so etwas nicht schreiben.

2. Ich finde Schlags Vorschlag einfallslos und deshalb schlecht.
Vorschlag des Hilfsstaatsanwaltes lupe: Den Pyromanen an ein Spinnrad setzten und so lange so viel Stroh zu Gold spinnen lassen, bis er die Menge Stroh veredelt hat, die er verbrennen ließ.

Glücklicher Leser

Leser der Online-Ausgabe können die Artikel der Heimatzeitung bewerten. In der Grimmener Ausgabe fand ein Leser diese journalistische Leistung so gelungen, dass er ihr die Bestnote gab:
"WIR GRATULIEREN"
zum heutigen Geburtstag
Grimmen: Rudolf Dräger (71),
Poggendorf: Ingrid Juhnke (65),
Elmenhorst: Frieda Westphal (88),
Abtshagen: Käthe Rahn (76),
Wittenhagen: Walter Strandt (75),
Techlin: Erika Tomaczewski (79), Leyerhof: Annelise Bockhahn (73).

Ungläubiger Lokalredakteur

ECKHARD OBERDÖRFER (Greifswalder Zeitung) ist ungläubig, wenn er "man" ist. Hier schrieb er darüber:
Man mag es kaum glauben. Die fünf Jahre der Förderung für das Disease Informations und Service Center Online (kurz Disco) gehen am 31. Dezember 2006 schon zu Ende.
Was für ein Online?

Rätsel des Tages

C. L. schrieb in der Greifswalder Zeitung:
Seit dem 25. Mai liegt „Schwalbe II“ vor der Wiecker Holzklappbrücke im Wasser. Eigner Rocco Kuniß eröffnete auf dem Boot einen Fischimbiss. ... Zusätzlich zur „Schwalbe II“ betreibt Rocco Kuniß „Puk up'n Balken-Die urgemütliche Schänke“. Diese liegt aber sehr versteckt in Schönwalde I. ...
Was meinte der Autor damit? Finden nur wenige Gäste das Lokal? Oder macht es Spaß, die Gaststätte zu suchen?

Thema verschenkt

Natürlich ist es schwierig, zum Thema "Hitze" Neues zu schreiben.
Die Mantelredaktion fand heraus:
Nie war ein Juli so heiß wie dieser
Die Wetterwarte am Kap Arkona feiert nicht nur ihr 60-jähriges Bestehen, sie registriert dieser Tage auch Höchsttemperaturen. Die Daten werden heute automatisch erfasst.
Das kann alles geschrieben werden. Doch wie wäre es mit der Verbindung zu einem Thema, das zeigt, welche Folgen die Privatisierung der Wasserversorgung haben kann:

RWE-Tochter lässt gigantische Mengen Wasser versickern


Zum Teil liegt die Misere auch im Verantwortungsbereich des deutschen Mutterkonzerns . Seit RWE-Konzernchef Harry Roels den Rückzug aus dem Wassergeschäft verkündete, stehen bei Thames Water kurzfristige Gewinne höher im Kurs als der nachhaltige Geschäftserfolg. Mögliche Käufer, so das Kalkül, würden schon nicht so genau nachschauen, wie das Rohrsystem beschaffen ist. Zur Quelle

Wortwahl: Imperium

Imperium das; -s, ...ien : 1. [römisches] Kaiserreich; Weltreich, Weltmacht. 2. sehr großer Herrschafts-, Macht- u. Einflussbereich

Und was ist ein Imperium in der
Greifswalder Zeitung?
E. Oberdörfer schrieb:
Das jetzige Utkiekgebäude gehörte früher zum Imperium des Osnabrücker Architekten Werner Hülsmeyer und seiner Frau Rita.
Tja, da fängt bereits imperiale Macht an - aus der Perspektive eines Lokalredakteurs.

Wortsinn: fies (2)

Hier berichtete ich, wie unangebracht das Wort "fies" ist, wenn über das Verhalten von Tieren geschrieben wird. Gestern las ich in er Ribnitzer Zeitung:
In Amerika fiesen Mikroben auf der Spur
T. M. schrieb:
... Zusammen mit acht anderen Wissenschaftlern erforscht sie eine fiese Mikrobe. „Ist auch als fleischfressendes Bakterium bekannt“, sagt sie. ...

Warum wurde der Artikel geschrieben?

Nachtrag; Donnerstagausgabe:
Usedom-Peene-Zeitung:
Bodyguard Helmut Kohls: Per Roller auf die Insel
Was ist daran so interessant, dass es Thema eines ausführlichen Artikels wurde? Ich fand nichts.
Weil Bundeskanzler a. D. Helmut Kohl für vier Wochen zur Reha weilt, hat sein Leibwächter Christian Furch Urlaub. Zeit, um mit Vater Wolfgang per Motorroller von Bielefeld nach Loddin zu fahren
Berichtete die Beimatzeitung über alle Urlauber, die auf diese oder ähnliche Weise auf die Insel fahren, wären die Seiten schnell gefüllt und die Leser gelangweilt.
ST. ADLER schrieb:

... Unglaublich, was man alles sehen kann, wenn man mit nur 25 Stundenkilometern durch unser Land rollt.“ Der das sagt, heißt Wolfgang Furch, ist 64 Jahre jung und gerade jetzt zum 50. Mal zu
Gast in Loddin. Peter Noack, Chef des „Waterblick“, nimmt die Rolle des Gastgebers wahr, denn Furch ist sein Cousin.
...
Aha, der "Waterblick" könnte ein Grund gewesen sein, diesen Artikel zu schreiben.
Der 36-Jährige aus Bad Dürkheim ist Beamter beim Bundeskriminalamt und hat einen der deutschlandweit seltensten Jobs: Furch junior ist Leibwächter des Alt-Bundeskanzlers Helmut Kohl (76). ...
Jetzt, wo Kohl wegen Kniebeschwerden zu einem vierwöchigen Reha-Aufenthalt weilt, kann Furch endlich seine Urlaubspläne wahr machen. ... Beide sind mit gedrosselten Motorrollern der Marken MBK und Pegasus über Hannover ... bis nach Loddin gefahren.
...
Das ist noch ein Grund, den Artikel zu schreiben: Werbung für zwei Marken.

25. Juli 2006

In eigener Sache

Morgen und am Donnerstag trage ich nicht ein.

Distanzlos

Die Grimmener Zeitung berichtete ohne jede Distanz zum Thema:
Wie Ein-Euro-Jobber Senioren beistehen
Sie lesen vor, helfen beim Einkaufen, be- gleiten zu Arztbesu- chen – Menschen, die für ein symbolisches Entgelt ins Prohner Pflegeheim kommen
Meine erste Frage, die unbeantwortet blieb: Wie war das geregelt, bevor es sog. Ein-Euro-Jobber gab?

CHRISTINE MEVIUS schrieb:
... aber weil dem alleinstehenden Mann aus Prohn zu Hause die Decke förmlich auf den Kopf fiel, drängte er auf einen Ein-Euro-Job. ... Sechs
Stunden täglich widmete er sich den älteren hilfebedürftigen Menschen: Er las ihnen vor, begleitete sie bei Spaziergängen, zeichnete, spielte und bastelte mit ihnen oder pflanzte Blumen.
Ist das Arbeit für einen ausgebildeten Ergotherapeuten oder Sozialpädagogen?
Beate Döring (38) ... Damit ich im Umgang mit den älteren Menschen keine Fehler mache, habe ich viel Fachliteratur gelesen und mich oft mit dem Pflegepersonal unterhalten“
Ist das typisch für sog. Ein-Euro-Jobber, dass er Facharbeit leistet? Doch es kommt moch schlimmer:
„Ich wollte nicht in ein Loch fallen und habe es deshalb mit einem Ein-Euro-Job im Pflegeheim versucht“, erklärt die gelernte Ausbilderin und Sozialpädagogin, die seit 2003 eine Arbeit sucht.
Das ist nicht zu fassen. Sie leistert Arbeit, für die eine Berufsausbildung erforderlich ist, bildet sich weiter und arbeitet fast umsonst!
Ob bei der Beschäftigungstherapie, Bewegungs-, Gedächtnis- oder Konzentrationsübungen – die junge Frau war immer gern gesehen. ...
Darauf wette ich!
Heimleiterin Cornelia Staar-Malcher weiß das Engagement der Ein-Euro-Jobber und der ehrenamtlichen Helfer zu schätzen: „Ohne sie könnten wir einige Wünsche der Bewohner nicht erfüllen. Schön, dass es
Menschen gibt, die bereit sind, hier für wenig Geld oder sogar ehrenamtlich das zu tun, was gerade ältere Menschen leider viel zu häufig vermissen.“
Genau, am besten, die Leiterin stellte nur noch Ein-Euro-Jobber mit der entsprechenden Qualifikation ein, ließe sie arbeiten, bis das halbe Jahr zu Ende ist. Danach dürfen die Leute ehrenamtlich im Heim arbeiten und schließlich werden nicht einmal Ein-Euro-Jobber gebraucht.
Das wüsste ich als Leiter auch zu schätzen.

Wo bleibt die Distanz bei diesem Thema, wo die Erkundigungen, ob diese Arbeiten auf diese Weise ausgeführt werden dürfen? Schrieb die Autorin auch ehrenamtlich für die OZ? Das würde einiges erklären.

Allzweck-Schlagzeile

In der Greifswalder Zeitung fand ich eine Schlagzeile, die über jedem Porträt stehen kann:
Lebensweg prägte Malerin aus Klein Zastrow
Lebensweg prägte Schlosser aus Wolgast
Lebensweg - oder noch kürzer: Leben - prägte Rentner in Lassan
u.s.w.

Nur eine Behauptung

Der Artikel der Greifswalder Zeitung
Hochzeit im Zeltlager

von STEFAN BRÜMMER begann so:
Viele Kinder, die am Zeltlager des Ponyreitvereins in Kühlenhagen teilnahmen, werden später vielleicht Mitglied des Vereins, denn „Reiten hat was“.
Das ist auf bloßen Annahmen, Mutmaßungen beruhende Erwartung. Brümmer belegte seine Behauptung mit keinem Wort. Damit erweckt der Autor den Anschein, er wünsche, dass der Verein neue Mitglieder bekommt.

Setzt die Hitze zu oder nicht?

Die Grimmener Zeitung berichtete:
Hitze setzt Nadelbäumen zu
MARTIN BOLDT schrieb:
Bei der Stoltenhäger Agrar Produktions- und Handels GmbH sorgt man sich um die Tannen. Die Wärme bekommt den Bäumen nicht. ... Der Agraringenieur von der Stoltenhäger Agrar Produktions- und Handels GmbH muss um die gute Qualität seiner diesjährigen Weihnachtsbaumernte fürchten. ...
Ich machte mir auch schon Sorgen, bis ich das Ende des Artikels las:
„Aber eigentlich halten die Bäume so ein Klima eine Zeit lang aus“, ist Ruhtz optimistisch. „Unsere Nordmanntannen stammen aus dem russischen und türkischen Teil Europas. Dort ist es ja auch oft heiß und
trocken.“
Bleibt die Frage: Was sollte dieser Artikel bezwecken, außer dazu beitragen, die Seite zu füllen?

Kinder zeugen für den Kreis

Die wöchentliche Meldung der Neugeborenen bringt ein Problem, die Schlagzeile. Der neueste Unsinn stammt aus der Usedom-Peene-Zeitung
Nachwuchs für Ostvorpommern
16 Babys kamen in der vergangenen Woche in Ostvorpommern zur Welt ...
Ob sie in OVP aufwachsen werden und hier ein Leben lang bleiben? Ja, meint die Heimatzeitung. Sonst hätte sie eine andere Schlagzeile gewählt.
Außerdem: Die Eltern zeugten ihre Kinder nicht, um Nachwuchs für OVP zu züchten.

Wortsinn: fies

Die Mantelredaktion titelte:
Fieser Wurm in Hamburger Badesee

... Die Larven des so genannten Entenflohs bohren sich durch die Haut des Menschen und lösen schweren Juckreiz aus. Verbreitet werden sie über den Kot ihres Hauptwirtes, der Ente. ...
Kann ein Wurm fies sein? Nein! Er tut nur, was er tun muss: Er versucht, am Leben zu bleiben und ernährt sich. Er tut es ohne Hintersinn.
Dagegen können Menschen fies sein.

Hitzeberichterstattung: Nichts Neues

Die Mantelredaktion versuchte, Neues über die Hitze zu schreiben. Das kam dabei heraus:
Wasser marsch: Hitze treibt Verbrauch in die Höhe
Der Wasserverbrauch steigt mit den Temperaturen. Vor allem in den Urlaubsregionen ist der Bedarf groß. Versorgungsengpässe melden die
Versorger aber nicht.
Es wird berichtet, um wie viel Kubikmeter sich der Verbrauch in verschiedenen Wasserwerken erhöhte. Danke, doch das wollte ich gar nicht wissen.

Die Usedom-Peene-Zeitung berichtet ebenfalls über die Folgen der Hitze:
Alle lechzen nach Kühle und Erfrischung
Dieser Sommer hat es in sich. Zu sehen, wie Mensch und Tier mit Sonne und Hitze umgehen, war OZ gestern in der Inselmitte auf der Spur.
Stefen Adler schrieb:
... Auch dieser 24. Juli anno 2006 wird wieder ein schöner, warmer Sommertag. Da schwitzen nicht nur die Einheimischen, auch die Urlauber. Sie zieht es schnell an die Lieblingsplätze ihrer Wahl.
Den Rest müssen Sie schon selber lesen. Ich ahne, dass mich Langeweile überkäme, würde ich weiterlesen.

24. Juli 2006

Themenvorschlag: Privatisierung

Eine Privatisierung nach der andern - was steckt dahinter?
Die Bahn soll verkauft werden, Investmentbanken empfehlen Totalzerschlagung der Post, Privatisierungen in Mülheim an der Ruhr, Freiburg will 7000 Wohnungen verkaufen, Braunschweig seine Abfallwirtschaft, und so fort.

In Rostock wird Ähnliches geplant. Wer steckt den Gewinn ein?

Bitte misstrauisch werden!

Warum sich keine Allianz der Journalisten bildet, die fordert:
"Frau Merkel machen Sie den Brief des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad öffentlich bekannt!",
verstehe ich nicht. Es gibt mindestens einen Grund, misstrauisch zu sein:

... Die Behauptung Ahmadinedschad wolle die Existenz Israels in Frage stellen, ja sogar „Israel von der Landkarte löschen“ ging schon einmal rund um die Welt und fand Eingang in nahezu alle deutschen Medien. Die New York Times dokumentierte die Rede und das inkriminierte Zitat stellte sich als nicht korrekt heraus. ...

Unbeantwortete Fragen

Usedom-Peene-Zeitung:
800 Musikfans erlebten Oldie-Nächte in Koserow
Das sind 400 Zuhörer an jedem Abend.

Diese Fragen beantwortete der Autor nicht:

Hat sich das finanziell für die Veranstalter gelohnt?
... „Wir spielen bereits zum achten Mal in Koserow ... "
Spielen sie auch in den nächsten acht Sommern in Koserow?
Hat jemals jemand daran gedacht, eine andere Band einzuladen?
Wenn ja, was spricht gegen eine Veränderung, der sich alljährlich wiederholende Konzertspielplan in der Konzertmuschel?

Wortsinn: Ladendiebstahl

Usedom-Pene-Zeitung:
Ladendiebstahl in der Drogerie
Stahl der Dieb einen Laden? Stahl er einen Laden, den es in der Drogerie zu kaufen gab? Ich weiß, beschrieben wird ein Diebstahl, der in einem Laden, hier in einer Drogerie, stattfand:
... Der Jugendliche stahl Drogerieartikel im Wert von 72 Euro.
Doch dann ist die Schlagzeile zweideutig.

23. Juli 2006

lupes Lesetipp: Res publica: Ignoranz trifft Inkompetenz

Res publica: Ignoranz trifft Inkompetenz

Das so genannte öffentliche Leben, die res publica, ist hierzulande ein intellektuelles Trauerspiel. Und jetzt auch noch das Sommertheater um die Gesundheitsreform. Politik und Presse, augenblicklich eine grandiose Nullnummer. Selbst das stimmungsgeladene Fahnenspektakel der gerade zu Ende gegangenen WM fiel der bisweilen eher peinlich angemaßten Deutungshoheit von Journalisten und Politikern anheim. ...
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