5. August 2006

Ist Kürzen journalistische Leistung?

Die Greifswalder Zeitung berichtete, ohne eine Quelle zu nennen:
Studie liefert Gesundheitsbild

... Die Studie zeigt die Gesundheitsprobleme einer ganzen Region auf: Warum sterben Vorpommer früher? Wohin führt Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Zahn- und Herzerkrankungen? Wieso sind die Vorpommern Weltrekordler bei Gallensteinleiden? Wie kann in einem Flächenland
wie Mecklenburg-Vorpommern künftig die ärztliche Versorgung sichergestellt werden? Das sind nur ein paar der diversen
Fragestellungen, die mittels einer gezielten Analyse der etwa vier- bis
fünftausend Einzelwerte jedes Probanden geklärt werden können. ...

Der Redakteur tat nichts anderes, als eine Pressemitteilung zu kürzen. Dabei wurden sogar die Rechtschreib- und Grammatikfehler übernommen, denn hier fand ich:

Warum sterben Vorpommer früher? Wohin führt Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Zahn- und Herzerkrankungen? Wieso sind die Vorpommern Weltrekordler bei Gallensteinleiden? Wie kann in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern
künftig die ärztliche Versorgung sichergestellt werden? Das sind nur ein paar
der diversen Fragestellungen, die mittels einer gezielten Analyse der etwa 4.000
- 5.000 Einzelwerte jedes Probanden geklärt werden können.
...


Wäre der folgende Abschnitt nicht gekürzt worden, hätten die Leser schlussfolgern können, warum zwischen dem Beginn der Untersuchungen (2001) und der Veröffentlichung von Ergebnissen so viel Zeit vergehen musste:

Seit Oktober 2002 wurden die Teilnehmer der ersten SHIP-Studie nochmals untersucht. Die zweite Analysewelle endete im Juli dieses Jahres mit dem 3.277. Probanden. Somit konnten fünf Jahre nach der Erstuntersuchung immerhin 83 Prozent der vorpommerschen Testpersonen im Alter von 27 bis 88 Jahren ein zweites Mal auf ihren gesundheitlichen Zustand gecheckt werden. ...

Der meiner Meinung nach wichtigste Abschnitt wurde komplett gestrichen, vielleicht, weil er ein Thema für die Mantelredaktion ist. Hier die Zwischenüberschrift:

Dramatische demographische Entwicklungen beeinflussen die Gesundheitsversorgung

Ach so:
Der Informationsdienst Wissenschaft war also die Quelle. Wurde sie verschwiegen, damit niemand nachschaut und erfährt, dass einfach abgeschrieben wurde?

Das haben die Leser nicht verdient, denn die OZ kostet am Wochenende 90 Cent.

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