Ignorierte AlarmsignaleLangzeitstudie zu Lage und Meinungen junger Ostdeutscher. Zeiträume der Arbeitslosigkeit und Ablehnung des Kapitalismus wachsen.
Bereits seit 1999 führt Peter Förster die Arbeit an der Längsschnittstudie zur Situation junger Ostdeutscher ehrenamtlich fort. Und obwohl er sehr sachlich auftritt, ist seine starke Verbundenheit mit den fast 400 Menschen zu spüren, deren persönliche Einstellungen und Lebenssituation er seit fast 20 Jahren erforscht. ... Gut ein Viertel der Teilnehmer lebt inzwischen in Westdeutschland oder im Ausland. Im Osten sehen gerade noch zwölf Prozent eine sichere Zukunft für sich. ...
Mittlerweile 68 Prozent der Testpersonen wollen den Kapitalismus wieder loswerden, was nicht bedeutet, daß sie sich die DDR zurückwünschen. »Sozialistische Ideale« stehen bei fast 60 Prozent hoch im Kurs. Auffällig ist, daß die Ostdeutschen in der Diaspora die Dinge nicht signifikant anders sehen als die Daheimgebliebenen. ...
Gravierend ist das Ausmaß, in dem schon diese 32jährigen mit Arbeitslosigkeit konfrontiert waren. Diese Tatsache im Verein mit dem von der Mehrheit erlebten »Defizit an Möglichkeiten zur politischen Teilhabe« und die damit korrelierende massive Unzufriedenheit werde von der Politik »völlig unterschätzt«, sagte Förster. Dabei nehme die Protestbereitschaft mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit stark zu, was sich allerdings nicht sofort in Taten äußere. »Da fehlen einfach die Leute, die vorangehen«, meinte der Professor. ...
Das Forschungsinstitut der Bundesagetur für Arbeit warnt:
Vom Rückgang und der Alterung der Bevölkerung gehen nach Einschätzung des IAB erhebliche Gefahren für das ostdeutsche Wirtschaftswachstum aus. Zum einen schwächt ein sinkendes Erwerbspersonenpotenzial das Wachstumspotenzial. Zum anderen verringert der rückläufige Bevölkerungstrend auch die Zahl der Konsumenten und droht dadurch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen. ...
Das Statistische Landesamt verzeichnete im "Zahlenspiegel Mecklenburg-Vorpommern April 2006" für das Jahr 2003 einem monatlichen Wanderungsverlust von 630 Menschen, für 2004 einen Verlust von 715 Menschen monatlich, Tendenz für 2005 gleichbleibend.
Das Land verlor außerdem im Jahr 2003 monatlich 411 Menschen, weil mehr Menschen starben als geboren wurden, 2004 waren es monatlich 341 Menschen, Tendenz gleichbleibend.
Das heißt: Seit Jahren verringert sich die Einwohnerzahl in M-V monatlich um 1000 Menschen.
Die Themen miteinander verbunden ergäben eine interessante und wichtige Artikelserie, auch für die Lokalredaktionen, wenn die OZ-Chefredaktion sie wollte.
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