11. April 2006

Problem verniedlicht

Viele Kunden loben Sozialagentur,
schrieb Steffen Adler in der Usedom-Peene-Zeitung. Die Redaktion der Greifswalder Zeitung war von dem Bericht so begeistert, dass sie ihn übernahm.
Ist aber auch toll, was da geboten wird!
Eine Befragung von 551 Bürgern hat eine relativ hohe Zufriedenheit mit der Betreuung durch die Sozialbehörde des Kreises ergeben.
Allerdings schränkt der Autor völlig richtig ein:
Die Zahl der auswertbaren Fragebögen mag mit 551 nicht sehr hoch sein. Und die Antworten möglicherweise etwas wohlmeinender ausfallen, weil sich die nach Arbeit suchenden Kunden der Behörde Erfolg von ihren Bemühungen versprechen. ...
(Konnten die Befragten etwa nicht anonym antworten? Darüber las ich nichts.)
Doch das macht ja nichts. Adler tut wie die Leitung der Agentur so, als gäben die Zahlen die tatsächlichen Verhältnisse wider.

Kein Wort las ich darüber, ob Hartz 4-Betroffene noch immer auf die Bearbeitung ihrer Widersprüche warten müssen, die sie vor fast einem Jahr einreichten. Kein Wort verlor der Autor über die anhängigen Gerichtsverfahren. Hat sich die Zahl der Alg 2-Empfänger in den letzten Monaten verringert?
Und vor allem: Sind vom Hartz 4-Spargesetz Betroffene nicht erst dann zufrieden, wenn sie keine Betroffenen mehr sind? Was war das für eine Recherche?

Stattdessen las ich im Kommentar:
Nicht jeder, der aus der Behörde wieder heraus kommt, hat eine Stelle, eine ABM oder einen Ein-Euro-Job in der Tasche. ...
Was heißt "nicht jeder"? Heißt das "fast alle" oder "die meisten"?
Das ist eine gefährliche Verniedlichung der Tatsachen!

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