Ich-AG hat sich bewährt in Mecklenburg-Vorpommern
meldete die Mantelredaktion:
(OZ/dpa) Der Chef der Landesarbeitsagentur Nord, Jürgen Goecke, hat die Ich-AG als ein gut funktionierendes Arbeitsmarktinstrument bezeichnet. ... „Das zeigt, dass die Ich-AG nicht so häufig abgebrochen wird wie öffentlich spekuliert wird.“ Einer Studie zufolge haben selbst 40 Prozent derer, die aufgehört haben, eine Arbeitsstelle gefunden. ...
Sind das Kriterien, die diese Einzelunternehmer zu erfolgreichen Selbständigen machen? Das glaubte nicht einmal die OZ und Thomas Schwandt schrieb deshalb einen Kommentar.
Darin heißt es:
... Ich-AG ist die technokratische Umschreibung für sich selbstständig machen.
... Das Konstrukt des Ein-Mann-Betriebes ist nicht geeignet, auf dem Arbeitsmarkt in der Breite spürbar für Entlastung zu sorgen. ... Nur relativ wenigen wird es nach Ablauf der dreijährigen Förderzeit erspart bleiben, sich wieder in das Arbeitslosenheer einzureihen.
Obwohl er mit Ein-Mann-Betrieb einen besseren, wenn auch nicht immer anwendbaren Begriff für Ich-AG fand, wählten er und der Meldungschreiber das Unwort des Jahres 2002: Ich-AG
Zur Erinnerung:
Diese Wortbildung aus dem »Hartz-Papier« leidet bereits sachlich unter lächerlicher Unlogik, da ein Individuum keine Aktiengesellschaft sein kann. Selbst als ironisches Bild ist das Wort nicht hinzunehmen, da sich die aktuelle Arbeitslosigkeit mit solcher Art von Humor kaum noch verträgt. Ausschlaggebend für die Wahl war aber die Herabstufung von menschlichen Schicksalen auf ein sprachliches Börsenniveau. Ich-AG ist damit einer der zunehmenden Belege, schwierige soziale und sozialpolitische Sachverhalte mit sprachlicher Kosmetik schönzureden.
Und daran beteiligt sich die OZ hoffentlich nicht mehr!
Dabei fällt mir ein: Ich werde das Unwort Hartz-4-Empfänger für dieses Jahr vorschlagen. Wer macht mit?
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