6. November 2005

Tiefe Kluft ohne Vergleich

Über die
Krawalle in Frankreichs Vorstädten
schrieb Chef vom Dienst, Jens Burmeister, den Kommentar
Tiefe Kluft
... Es ist die Welt der Frustrierten. Die Arbeitslosigkeit ist in diesen ghettoartigen Siedlungen oft doppelt so hoch wie in anderen Teilen Frankreichs. ... Zum einen muss das Land die Integration verbessern. Zum anderen die unkontrollierte Einwanderung beenden.
Darauf haben die Franzosen schon lange gewartet, dass Jens Burmeister ihnen gute Ratschläge gibt. Wo bleibt in seinem Kommentar der Vergleich mit Deutschland? Wo bleibt der Hinweis, dass hier ganze Bevölkerungsgruppen vom gesellschaftlichern Leben ausgeschlossen sind, dass Millionen Ausländer nicht integriert sind? Wo bleibt der Vergleich mit dem antiken Rom, das unter anderem unterging, weil es nicht verstand, die eroberten Völker zu integrieren. Hier kann Herr Burmeister nachlesen.
Er hätte auch Bundestagsabgeordnete fragen können, was der deutsche Staat tun wird, wenn die Armen sich einfach nehmen, was sie brauchen. Er könnte Interessantes erfahren, zum Beispiel im Herbst 2004 vom Ex-Abgeordneten Schmidtbauer (SPD): "Dann setzen wir mehr Polizei ein. " Leute mit solchen Ideen gehören aus dem Bundestag gejagt. Schmidtbauer hat sich selbst entfernt, jedoch nicht wegen der Aussage.

5 Kommentare:

  1. Anonym6.11.05

    Ich halte die Unruhen in Paris für ziemlich unpolitisch. Proteste von "Armen, die sich das, was sie zum Leben brauchen nehmen" sehen anders aus. Der OZ-Kommentar ist eine Anmaßung, trifft aber den (trivialen) Kern der Sache. Kurzfristig sind die Gewaltakte, die sich ja letztlich gegen die Bewohner der Banlieus selber richten, m.E. nur durch massiven Polizei- oder Militäreinsatz zu lösen.

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  2. Danke für den Kommentar.
    Wäre ich Anführer einer solchen Truppe von Brandstiftern, würde ich die Geltungssüchtigen Brände legen lassen, damit die Polizei die Brandstifter jagt. Der Rest der Truppe könnte zur gleichen Zeit an anderen Orten ganz unpolitisch plündern.
    Sich etwas nehmen, ohne zu fragen, wem es gehört, ist unpolitisch, kann aber auch in Deutschland passieren und passiert sogar. Die Frage ist nur, unter welchen Umständen das ungewohnte Ausmaße annimmt.
    Übrigens las ich heute in der OZ einen weiteren Kommentar zum Thema, mit dem ich einverstanden bin. Mathias Schümann schrieb:
    ...Kann das auch bei uns passieren? Na sicher, möchte man ausrufen. Wenn man sich die dünne Decke der Wohlstandsgesellschaft ängstlich bis zum Hals zieht, liegen die Füße schnell im Kalten. Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Armut sind Themen, die auch auf den Straßen der Bundesrepublik furchterregende Szenarien heraufbeschwören: Die Spirale der Gewalt entfaltet ihre verhängnisvolle Eigendynamik. Man denke an Rostock und das Jahr 1992, an die gewalttätigen Mai-Demonstrationen in Berlin oder die „Chaos-Tage“ in Hannover. ...

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  3. Hier noch der Link zu Schühmanns Kommentar:
    http://www.ostsee-zeitung.de/mantel_kom_32303432393730.phtml

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  4. Anonym7.11.05

    Trotzdem denke ich nicht, dass es primär um Plünderungen geht. Brandstifter, die so arm sind, dass sie vom Hungertod bedroht sind, sind vermutlich die Ausnahme. Die brennenden Asylantenheime in Rostock und die Chaos-Tage haben meiner Meinung nach wenig bis gar nichts mit den Unruhen in Paris zu tuen. Lesenswert finde ich diesen Kommentar, obwohl er zur Verallgemeinerung neigt: http://www.welt.de/z/plog/blog.php/the_free_west/the_free_wests_weblog/2005/11/05/who_wants_to_be_the_mailman
    Ach ja, deinen Blog finde ich sehr gut... Ich amüsier mich immer wieder gern über die Berichterstattung der OZ, besonders in den Lokalteilen.

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  5. Ich glaube, wir haben aneinander vorbei geschrieben. Macht nichts.
    Danke für den Link und das Lob.

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