1. April 2005

Beschämende Fehlleistung

Bisher sind heute die kleinen Auszüge mit Humor zu ertragen. Doch was sich MICHAEL MEYER und MANUELA PFOHL hier geleistet haben, ist ein Beispiel für Amateur-Journalismus. Belegen sollen das zwei Auszüge aus ihrem Interview mit dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, Regionalagentur Nord, Jürgen Goecke:
Agentur-Chef: Der Arbeitsmarkt liegt still danieder
Es ist kein Tippfehler. Darnieder ohne "r" steht noch einmal im Text. Aber das nur nebenbei.
OZ: Ist Hartz IV Bedrohung oder Hilfe für Betroffene?
Goecke: Die Angst vor Hartz IV ist einer realistischen Sicht gewichen. Es hat sich erwiesen, dass ein großer Teil der ALG II-Empfänger besser gestellt ist.

Wo bleibt hier die Nachfrage: Wie viele sind besser gestellt als im Jahr 2004? Können Sie das belegen? Bedeutet Ihre Aussage, dass pro Alg-2-Empfänger mehr Geld ausgegeben wird als im vergangenen Jahr für Empfänger von Arbeitslosenhilfe?
OZ: ... Mediziner oder Juristen finden keinen Job. Woran liegt das? Da stimmt das Argument der schlechten Ausbildung doch nicht mehr.
Goecke: Unser Arbeitsmarkt braucht Hochqualifizierte. Bei Hochschulabsolventen beträgt die Arbeitslosigkeit 30 Prozent von dem der Restbevölkerung.

Und schon ist Goecke fertig mit den beiden Abfragern. Wieso fragten sie hier nicht nach? Der Regionalchef muss nicht einmal die bereits gestellte Frage beantworten: Woran liegt das? Auch zu dem Argument der schlechten Ausbildung kein Wort.
Übrigens erweckt Goecke mit seiner Antwort den Eindruck, als meinte er, Hochqualifizierte seien selber Schuld, wenn sie keine Arbeit erhalten, ein Eindruck, der eine Nachfrage geradezu provoziert.
Sind den Interviewern die Antworten egal, weil sie Arbeit haben und nicht arm werden? Was schert uns fremdes Elend?
Ausgerechnet das Thema "Hochqualifizierte Arbeitslose" wird behandelt, als sei es nicht vorhanden. Stattdessen lassen sich beide OZ-Redakteure mit allgemeinem, längst bekanntem Gewäsch einlullen. An ihrer Stelle würde ich mich für die Fehlleistung schämen.

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