10. Januar 2012

Frohe Kunde, die nicht froh ist

Das Verkündigungsorgan auf der Titelseite:
Klamme Banken locken mit hohen Sparzinsen
Frohe Kunde für Sparer (Ist die Kunde froh oder soll sie Sparer froh machen?): Die Banken machen wieder verlockende Angebote. 
Es ist einfach unverschämt, solch einen Satz zu schreiben, aus mehreren Gründen.
Vor allem klamme Finanzinstitute, wie die Düsseldorfer IKB-Bank, buhlen um das Geld der Privatkunden mit bis zu vier Prozent Zinsen.
Vier Prozent, wenn der Kunde das Geld drei Jahre lang anlegt, was ich nicht täte. Außerdem ist der Zinssatz der Katastrophenbank eine Ausnahme.
Diese Mittelstandsbank war mit Steuermilliarden vor der Pleite bewahrt worden. „Die verschärften Vorgaben der Bankenaufsicht motivieren die Geldhäuser, neues Geld von Kunden einzuwerben — und dazu sind attraktive Konditionen nötig“, erläutert die FMH-Finanzberatung in Frankfurt den aktuellen Trend.
Haben Sie das verstanden? Kennen Sie die verschärften Vorgaben? Es ist ganz einfach: Die Banken werden gezwungen, ihren winzigen Eigenkapitalanteil ein wenig zu erhöhen. Da die Banken einander abgrundtief misstrauen, leihen sie einander kaum Geld, sondern parken lieber, was sie haben, in der Notenbank. Also müssen sie ihre Kunden anpumpen; dazu müssen aber erst einmal welche haben, die Geld anlegen möchten. Also bieten sie höhere Zinsen als die Konkurrenz.
Dem folgen die Sparkassen an der Küste allerdings nicht. Aktuell bieten sie für Festgeld mit drei Jahren Laufzeit und festem Zins 1,0 bis 1,2 Prozent — das ist weniger als die derzeitige Inflationsrate.
Das ist etwa ein Drittel der aktuellen Teuerungsrate, nicht der Inflationsrate.
Noch etwas zur Geldanlage, was die OZ nicht an Sie weitergab, wäre dann ja keine frohe Kunde, keine Schönschrift, mehr:
Branchenkenner raten allerdings, Angebote genau zu prüfen. Sie erinnern an den Fall der isländischen Kaupthing Bank: Tausende Sparer aus Deutschland ließen sich von den Isländern mit immens hohen Tagesgeldzinsen locken - und mussten nach der Pleite der Bank im Oktober 2008 um ihr Geld bangen.
In dem OZ-Bericht übers Sparen stand u.a.:
„Bei uns bekommt der Kunde, anders als bei den Direktbanken, Beratung und die kostet Geld“, sagt Karsten Boerma vom Vorstand der Sparkasse Mecklenburg-Nordwest. Folge sind niedrige Zinsen.
Ich stelle mir vor, ich wäre Kunde der Sparkasse Vorpommern, führte dort ein Onlinekonto und wollte Geld als Festgeld für ein Jahr anlegen. Was für eine Beratung brauchte ich da? Ich würde es einfach tun, ohne auch nur ein Wort mit einem Sparkassenmitarbeiter zu wechseln. Wo bitte wäre der Unterschied zur Direktbank, außer dem des höheren Zinses? Da hätte der Autor nachfragen müssen, tat es aber nicht.

Noch ein Beispiel:
Ich möchte (natürlich möchte ich das nicht, ist nur ein Bsp.) 5000 Euro für ein Jahr anlegen. Der Bsp.rechner der Sparkasse empfiehlt mir einen Sparbrief. Ich erhielte mein Geld nach einem Jahr mit 40 Euro Zinsen zurück. Das ist der Grund, aus dem ich das nicht tun würde. Auch eine Anlage für drei Jahre wäre Blödsinn, denn ich erhielte nach drei Jahren 165,01 Euro an Zinsen, 55 Euro pro Jahr. Dafür habe ich drei Jahre lang keine Chance, das Geld auszugeben. Ganz abgesehen davon nützte mir selbst die teure sog. Beratung durch einen Sparkassen-MA nichts, da er - wie ich - nicht weiß, wie sich die Zinshöhe innerhalb von drei Jahren verändern wird.

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