24. November 2011

Hofberichthochschreiber

Da die OZ erst gestern Reklame für Herrn Zu geschoben hatte, rechnete ich nicht damit, dass die Mantelredaktion dem Betrüger und Lügner eine Blickpunktseite widmet, mit noch ausführlicherer Reklame für dessen Buch und natürlich für die Person, die schon wieder hochgeschrieben wird, dass mir schlecht davon wird:
Guttenbergs zweiter Anlauf
Morddrohungen, Eitelkeit, Comeback: In einem Buch spricht Karl-Theodor zu Guttenberg über Fehler und Pläne.

Er kennt sich aus mit Generalstäben, er kennt sich aus mit der großen Bühne. Und es stellt sich die Frage, ob wir jetzt Zeuge werden, wie der Ikarus der deutschen Politik seine Rückkehr auf diese Bühne generalstabsmäßig vorbereitet.

Karl-Theodor zu Guttenberg war die schnelle, glitzernde Hoffnung der Union. Er wurde Wirtschaftsminister, Verteidigungsminister, er schien nicht aufzuhalten auf dem Weg ins Kanzleramt — da brachte er sich selbst zu Fall. Eine zu weiten Teilen abgeschriebene Doktorarbeit, eine zu weiten Teilen verunglückte Verteidigung, dann trat er von allen Ämtern ab und ging im Spätsommer mit seiner Frau und den beiden Töchtern in die USA, wo er für eine politische Denkfabrik tätig ist.

Jetzt meldet er sich zurück, und es könnte der Anfang eines erstaunlichen Comebacks werden. Zumal nachdem das Plagiatsverfahren gegen ihn gestern gegen Zahlung von 20 000 Euro eingestellt wurde. ...
Statt kritischer Berichterstattung, noch besser Negieren dieser Person, wird der Mann schon wieder als geläuterter Sünder bildlich in den Himmel geschrieben. Medien wie die OZ - und sie ist da wahrlich nicht allein - wollen und können jedoch nicht anders und nennen das stupide Nachgeplapper kritischen Hochwertjournalismus.

Hier zwei Kommentare aus dem bösenbösen Internet:
Einstellung des “Plagiatsverfahrens” (so nennt es die Bürgerpresse – nicht Betrugsverfahren) heißt nicht Freispruch. Der Freiherr muss 20 000 Euro an die Deutsche Kinderkrebshilfe zahlen, bleibt deshalb ohne Vorstrafe, wenngleich die Schuldfrage offen ist. So funktioniert aber immer noch Klassenjustiz.

Ich denke dabei an den Fall “Emmi”, die wegen angeblicher Unterschlagung von Kassenbons im Wert von 1,33 Euro ihren Job verlor (Verdachskündigung – anders als im Strafrecht gibt es die Unschuldsvermtutung im Arbeitsrecht nicht).

Wenn es ein besonderes Merkmal deutscher Befindlichkeit gibt, dann ist es in meinen Augen die Affinität zu Repräsentanten der politischen und wirtschaftlichen Elite, die sich durch kriminelle bzw. betrügerische Energie auszeichnen. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis die Leserschaft des Boulevardjournalismus KTG wieder zujubelt. Denn in den Augen vieler Deutscher war Hitler schließlich ja auch nicht soooooo übel, wenn er nur das mit den Autobahnen nicht gemacht hätte (Satire aus!).

Heil Dir im Siegerkranz! Jetzt kann Karl-Theodor zu G. endlich teutscher Kaiser werden. Lang lebe Gutti der Erste! Wir sind gerettet.
Aber mal im Ernst. Daß unser Held schon nach paar lumpigen Monaten wieder auf der Matte steht, zeigt doch nur, daß ihm sonst absolut nichts eingefallen ist, womit er sich nützlich machen könnte.
Nur: Neuer Look, neues Land, neue Lügen. Die klassische Comeback-Strategie aufgeflogener Hochstapler.
Ekelhaft: wie die ganze Journaille dem Knilch schon wieder zu Füßen liegt. Wenn ich allein an den säuselnden Giovanni di Schmalzoreno denke! Der hat auch zuerst die Haare schön und sonst nix. Hofberichterstattung vom feinsten. Peinlich.
Dazu auch dies um Widerauftauchen des Blenders:
Da isser ja wieder!

1 Kommentar:

  1. Edward25.11.11

    und hier noch ein weiterer trefflicher Kommentar. Ist schon spaßig, wenn ein Großmaul ein anderes Großmaul "Großmaul!" schimpft.
    Zeigt außerdem, dass die OZ nicht allein ist, selbst die ZEIT ist den PR-Beratern zu Guttenbergs auf den Leim gegangen. Schlimm, schlimm.

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