14. September 2011

Propagandaapparat (3)

Mit der Titelgeschichte Reklame für die Riesterrente zu machen, dafür ist sich die OZ nicht zu schade, und das, nachdem die OZ gestern berichtete, dass die Riesterente ein gutes Geschäft ist, jedoch nur für die Banken und Versicherungen und für Gutverdiener:
Altersvorsorge: Menschen in MV haben am wenigsten übrig
Mit einem Monatsschnitt von 86 Euro ist der Nordosten bundesweit Schlusslicht. ...
Dass im Armenhaus D.s zu wenig Geld verdient wird, teilt die OZ zwar mit. Doch dann gehts los:
Neben finanziellen Aspekten nennt Versicherungsexperte Maas auch „emotionale Faktoren“, die die Menschen am langfristigen Sparen hinderten. Dazu gehörten „Unsicherheit und das Gefühl, das Thema nicht erfassen zu können“. So hätten mehr als die Hälfte der bundesweit 3870 für die Studie Befragten angegeben, die Vorsorge sei ihnen zu kompliziert. ...
Auf Einfach-Deutsch: Schämt euch, denn ihr seid zu doof zu begreifen, dass euch nur Gutes angetan werden soll.
Dann noch diese Idee:
Der Experte für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale MV (NVZ), Karl-Michael Peters, rät zur Optimierung der Haushaltsausgaben. Durch den Wechsel eines Telefon- oder Energieanbieters könne oftmals Geld eingespart werden. „Dieses Geld kann man dann für die Altersvorsorge einsetzen“, so der Verbraucherschützer. „Besser man schließt eine Altersvorsorge ab — auch wenn der Beitrag noch so klein ist“, betont Peters. Geförderte Produkte wie Riester-, Basis- und Betriebsrente seien „Hartz-IV-sicher“. Das heißt: Diese Renten könne der Staat nicht antasten, auch wenn der Arbeitnehmer ins Arbeitslosengeld II abrutsche. ...
Das ist richtig; sie werden nicht als Vermögen auf das Arbeitslosengeld 2 angerechnet. Doch was ist, wenn der Betreffende, der sich kleinste Beträge vom Mund absparte mit einer Rente unter den Exitenzminimum leben muss und einen Auffüllbetrag erhält? Dann wird die Rente gegengerechnet.
Was die kleinsten Beträge betrifft, mit denen gespart werden soll. Dazu dies aus dem Jahr 2008:

Gratis-Rente für Hausfrauen
Der Beitrag ist im ARD-Archiv nicht mehr vorhanden, macht aber nichts, da es noch diesen Kommentar des Finbloggers dazu gibt:

An diesem Bericht zeigt sich der Unsinn des staatlichen Riester-Subventions- und Beschäftigungsprogrammes besonders deutlich. Die Hausfrau soll in 35 Jahren auf 500 Euro Zusatzrente kommen, jährlich. Bereinigt um den Kaufkraftverlust sind das in 35 Jahren etwa 200 bis 250 Euro, die auch noch zu voll zu versteuern sind. Der monatliche Einkommenszuwachs dürfte real bei etwa 15 Euro monatlich liegen. Dafür waren dann beteiligt: Eine Bank oder eine Versicherung, eine Zulagenstelle (gesetzliche Rentenversicherung) sowie das Finanzamt. Und nicht zu vergessen der Einsatz von Ressourcen beim Staatsfunk, um das Kosten verschlingende Bürokratiemonster immer wieder zu erklären.

Aber das sind ja olle Kamellen, passen auch nicht in die Reklame für die Rente. Statt den Irrsinn zu entlarven, wird Reklame geschoben

Der Autor, Blogleser kennen schon seit Jahren sein Schönschreibtalent, schrieb auch einen Kommentar:
Zu wenig Altersvorsorge in MV
Dilemma
Die Rente ist sicher. Hat wer gesagt? Norbert Blüm, Ex-CDU-Arbeitsminister, prägte einst den viel zitierten Satz — und sorgt damit seit Jahren für Heiterkeit. Und Kopfschütteln. Denn das ist längst klar: Auf einen gesicherten Ruhestand mit staatlicher Rente können viele Arbeitnehmer nicht hoffen.
Genau hier wäre ein Ansatzpunkt für einen Kommentar gewesen, denn der Zustand ist kein Naturgesetz. Diesen Zustand haben mehrere Regierungen herbeigeführt, indem sie die gesetzliche Rentenversicherung sytematisch zerstörten, durch den Ausbau des Niedriglohnsektors, durch ständiges Beschneiden der Rentenansprüche und durch die Teilentlassung der Arbeitgeber aus der Zahlung von Beiträgen für die Beschäftigten, denn nichts anderes ist die Riesterrente.
Stattdessen müssen sie privat vorsorgen — wenn die Geringverdiener, Leiharbeiter, Teilzeit-Jobber oder Arbeitslosen dazu überhaupt in der Lage sind. Sparen wird nur der, der nach allen Abzügen noch ein paar Euro auf die hohe Kante legen kann. ...
... was für die Wenigverdiener eine Rentenkürzung bedeutet.

Übrigens: Angesichts dessen, was sich seit drei Jahren in der Finanzbranche ereignet, stellte sich der Autor nicht die Frage, ob die in Misskredit gebrachte, umlagefinanzierte Rente der schlaue Weg ist. Er stellte sich nicht einmal die Frage, welches Interesse der Auftraggeber an der Studie hatte, der Versicherer CosmosDirekt.

2 Kommentare:

  1. Anonym14.9.11

    Die "Ostsee-Zeitung" ist und bleibt ein "Qualitätsblatt". Besonders gut geeignet zum Einpacken toter Fische.

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  2. Anonym15.9.11

    Unter dem Buzzword “Eigenverantwortung”  wurde der Sozialstaat so ziemlich demontiert und damit u.a. den Versicherern satte Gewinne zugeschanzt, dass weiß man sicher auch in der OZ.

    Können wir mit dem zunehmend verfemten Begriff “Solidarität” eigentlich noch etwas anfangen?

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