2. März 2011

"Und was wird aus Stephanie Zu?"

Seitenweise schwadroniert die OZ heute über den Rücktritt des Herrn Zu, seitenweise, ohne auch nur den Hauch einer Selbstkritik erkennen zu lassen, kein Wunder für ein Blatt, das nicht einmal anständig berichtigen kann. Denn Medien wie die OZ waren es, die den gefährlichen Blender hochschrieben, statt bildlich hinter die gegelte Kulisse zu blicken. Dahinter war recht einfach zu erkennen, was Kriegsminister Zu alles nicht hinbekam oder zum Nachteil der Steuerzahler und zum Vorteil der Kriegsgewinnler. (Ich habe häufig darauf hingewiesen.) Wer das nicht weiß und Zu hinterherheult, hat OZ und anderes gelesen.

Diese Medien zeigen nun, wo der bildliche Schaum in sich zusammensackt, den sie geschlagen haben, wie überflüssig sie sind, außer für jene, denen die Medien nachplappern, denen sie Sprachrohr sind. Nur so nebenbei: Ohne das böseböse Internet, ohne die freiwillige, unbezahlte Arbeit vieler Leute hätten die Medien niemals ausreichend Material gehabt, das die Lügen und den Betrug des adligen Aufgeschäumten nachwies. Wir erinnern uns: Es waren ursprünglich acht Textstellen, für einen Kommentator in der OZ nur eine Schummelei, mit Fragezeichen auch noch. Hier sind inzwischen 300 Textstellen nachgewiesen worden; drei Viertel der Arbeit hat Zu oder haben seine Schreiberlinge zusammengestohlen.

Und die OZ heute?:
Absturz eines Senkrechtstarters
Senkrecht nach oben ging es für ihn nur, weil Medien wie die OZ (wie des Adligen Dienerschaft) den Treibstoff lieferten.
Guttenberg kritisierte eine „enorme Wucht der medialen Betrachtung“ seiner Person. ...
... hatte aber nichts dagegen, wuchtig in den Himmel geschrieben zu werden.

Auch so etwas wurde kommentarlos wiedergegeben:
Mit Guttenberg trete ein ausgezeichneter Verteidigungsminister und „überaus profilierter Kopf“ der CSU zurück.
Wodurch er sich im Amt auszeichnete, habe ich nicht erfahren.

Ebenfalls heute in der OZ:
Aufstieg und Fall eines Glamour-Paars
... besser: eines Blender-Paares, hat die OZ aber immer noch nicht bemerkt.
Es wird genau und ellenlang beschrieben, was Blätter wie die OZ von den und über die Zus wiedergaben, dem nahezu jegliche Kritik, jeglicher Tiefgang fehlte, wie schon vor dem Skandal, für das Sie aber jede Menge Geld ausgegeben haben.

Dann das Gesülze, viele Deutschen brauchten Leute, zu denen sie aufschauen könnten:
Der Guttenberg-Rücktritt: Das Ehepaar erfüllte die Sehnsüchte vieler (Wie viele sind viele? Nichts dazugelernt; es bleibt bei der Spinnerei in der OZ, merken Sie es?) Deutscher

... steht in der Dachzeile, wird aber im Text durch das Wort offenbar (das heißt: Ich weiß es nicht, schreibe es dennoch auf) in die richtige Form, die Möglichkeitsform verwandelt:
Die Guttenbergs bedienten eine Sehnsucht, die offenbar tief in der deutschen Seele zu schlafen schien. ...
Das alles wäre völlig unerheblich, stünde nicht dies auch noch im Blatt:
Man (Wer ist man?) darf gespannt sein, wie sich die Umfragewerte für Guttenberg nach seinem Rücktritt entwickeln, ob er fallen gelassen wird an der politischen Börse oder ob seine Aktie steigt.

Davon dürfte auch die Zukunft seiner Frau abhängen, die in der Plagiatsaffäre bisher gar nicht sichtbar geworden ist. „Die Arbeit geht weiter“, sagte gestern eine Sprecherin des Vereins „Innocence in Danger“. Stephanie zu Guttenberg werde Präsidentin der deutschen Sektion bleiben. 
Innocence of Danger beschreibt sich so:
Wir klären auf und fördern Präventions- und Interventionsprojekte - gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen.
Dazu dies, worüber die OZ noch kein Wort verlauten ließ:
... Stephanie zu Guttenberg engagiert sich – was sehr ehrenwert ist – gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie, dass ihr Gatte Minderjährige im Umgang mit Waffen ausbilden und Kinder in Schulen für Kriegseinsätze begeistern lässt, darüber schweigt sie aber lieber. Immerhin muss man kein Experte sein, um eine Stellungnahme zum Thema "Kindersoldaten" sowie der Begeisterung von Kindern und Jugendlichen in Schulen für Militär und Kriegseinsätze machen zu können. ...
Ach, Sie wussten nicht, dass die deutsche Regierung gegen ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention verstößt. (Dann lesen Sie zu viel OZ.) Auch das hat u.a. der Gegelte zu verantworten. Dann wissen Sie auch das nicht:
Das Zusatzprotokoll sollte die Lücke schließen und die Altersgrenze für die Rekrutierung auf 18 Jahre anheben - dies ist, auch wegen des Drucks westlicher Länder, darunter auch Deutschland, nur teilweise gelungen: bewaffnete, nichtstaatliche Gruppen müssen die Altersgrenze einhalten.

Aber staatliche Armeen dürfen weiterhin auch 16-jährige Freiwillige werben. Davon machen die Länder, die für diese erneute Lücke plädierten, auch Gebrauch, darunter Deutschland: In der Bundesrepublik werden jedes Jahr mehrere hundert 17-Jährige in die Bundeswehr aufgenommen. Damit ist Deutschland eines von nur 26 Ländern weltweit die unter 18-Jährige in ihre Streitkräfte aufnehmen. Da bei den Vereinten Nationen alle Personen unter 18 Jahren als Kinder gelten, hat Deutschland - so skurril es sich anhören mag - Kindersoldaten in den eigenen Reihen ... 
Ist Ihnen das bekannt?:
Die deutsche Rekrutierungspraxis wird von Kinder- und Menschenrechtsorganisationen seit Jahren kritisiert. Und auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hat Deutschland zuletzt 2008 aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen, "um den Schutz des Kindes durch insgesamt höhere gesetzliche Standards zu fördern". Auch die Bundeswehr-Reform (Guttenbergs) bringt keine Besserung in dem Bereich mit sich. ...
Stattdessen dürfen in der OZ Politbonzen absondern, was für ein toller Kriegsminister Zu war. 
Auch dies war nur kurz Thema in der OZ, das Anwerben von Kanonenfutter in den Schulen:
Neben der Rekrutierung Minderjähriger kritisiert Dr. Hendrik Cremer, Autor des Schattenberichts 2011, vor allem die Werbung der Armee in Schulen. Jugendoffiziere der Bundeswehr haben bei ihren Schul-Veranstaltungen 2010 über 138.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Meist halten die jungen, rhetorisch-didaktisch geschulten Jugendoffiziere Vorträge zu militärischer Sicherheitspolitik und den Auslandseinsätzen der Bundeswehr: "Dass sie dabei für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan werben, lässt sich in öffentlichen Dokumenten der Bundeswehr nachverfolgen", schreibt Dr. Hendrik Cremer im Schattenbericht der Kinderrechtsorganisationen.

Es sei sowohl mit Kinderrechten als auch mit den Richtlinien für die politische Bildung in Deutschland "nicht vereinbar, wenn im Schulunterricht durch die nationalen Streitkräfte Werbung für ihre eigene Einsatzpolitik im Ausland betrieben wird", heißt es im Schattenbericht weiter.
Und jetzt überlegen Sie bitte noch einmal, was Sie aus der OZ vor dem Betrugsskandal aus der OZ über die Zus erfuhren. 
Viel Spaß weiterhin mit Ihrem OZ-Abo !

Noch dies: Im Kommentar der OZ hätte auch dies stehen können, stand aber nicht. Warum? Lesen Sie es und Sie wissen es:


Das Scheitern Guttenbergs speisst sich vor allem aus drei Quellen:

    * Einem gestörten Verhältnis des Juristen Guttenberg zu Recht und Gesetz. Neben dem nur mangelhaft ausgeprägten Unrechtsbewußtsein Guttenbergs bzgl. seiner “Doktorarbeit” (insbes. wegen der massiven Betrügereien und der immer neu aufgetischten Lügengeschichten) wird dies an dessen Forderung nach einer künftig auch militärischen Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen sichtbar (dies verstößt sowohl gegen das Grundgesetz als auch gegen das Völkerrecht).
    * Die vergangenen zwei Wochen zeigten überdeutlich, daß die Person Guttenberg gravierende charakterliche Defizite aufweist. Das von ihm und zahlreichen Medien konstruierte Bild des “Saubermanns” ist wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen.
    * Guttenbergs ministerielle Tätigkeit war von gravierenden handwerklichen Mängeln gekennzeichnet, welche sich in ernstzunehmenden Reibungsverlusten in der Arbeitsweise des Bundesverteidigungsministeriums widerspiegelten. Diese Mängel wurden in der Vergangenheit durch die massive Hofberichterstattung großer Teile unserer Medien weitestgehend zugedeckt. ...

1 Kommentar:

  1. Anonym2.3.11

    Was wird aus Stephanie Zu?

    Ehrlich gesagt ist mir das völlig Schuppe.
    Bedauerlich, dass die Freifrau sich nicht zu den genannten Vorwürfen äussert. Das passt alles nicht zusammen, wie vieles der Zu´s nicht zusammenpasst.
    Gefährlich ist die Tatsache, dass der Freiherr Forderungen stellt, die gegen das Grundgesetz und das Völkerrecht verstoßen, nämlich die militärische Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen.
    Und wenn ich dann noch lese, dass dieser Herr der beliebteste Politiker sein soll, wird mir Angst und Bange. Sehen das die Menschen nicht oder wissen sie es nicht oder stimmen sie dieser Forderung im schlimmsten Fall auch noch zu?
    Medien spielen eine gewaltige Rolle dabei, aber jeder hat doch selbst einen Kopf zum Denken.
    Aber gut, es ist wie es ist und das Volk lässt sich anscheinend immer wieder gern erneut verdummen.
    Was mich doch noch etwas freut ist die Tatsache, dass die Bundeswehr nicht so viele Freiwillige begeistern kann.
    Wer geht schon gerne freiwillig in einen "Wirtschaftskrieg" und wer gibt dafür freiwillig sein Kind?
    Das kann niemand ernsthaft wollen.
    Ich habe keinen Krieg erlebt, aber die Trauer meiner Mutter um ihre Brüder und die Trauer meiner Grosseltern um ihre Söhne, von denen kein einziger den Hitlerkrieg überlebte, ist mir als Kind nicht entgangen.
    Das ist alles ewig lange her und leider vergessen, ansonsten wäre das in der heutigen Zeit nicht möglich.

    G. Bieck

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