12. Januar 2011

Am Thema internetweit vorbeigeschrieben

Weil mich ein Leser darauf hinwies (Danke!), musste ich in der Grevesmühlener Ausgabe lesen. Der Redaktion ist es gelungen, schwere Vorwürfe gegen eine Person fast komplett beseite zu schreiben, um dann mit aller Kraft zu schildern, wie gemein, hinterhältig und böseböse das Internet ist, in diesem Fall ein Nutzer des Internets. Und das geht so:
Kreis-CDU im Internet in der Schusslinie
Keine Angst, es wird nicht geschossen, sondern veröffentlicht, so etwas wie das Grevesmühlener Wikileaks:
Interne Dokumente der Christdemokraten sind auf einer von Irland aus betriebenen Internetseite veröffentlicht worden. Der Kreisvorstand will die Staatsanwaltschaft einschalten. ...
Da wird es schon lächerlich. Was in den Dokumenten steht, hat die Leser nichts anzugehen. Der anonyme Blogger hat die Dokumente inzwischen unerreichbar gemacht:

Wie wir gerade erfahren haben, sollen die Dokumente aus einem laufenden Verfahren sein, deshalb wurden die Links entfernt!
Seine Kommentare zu den Dokumenten können Sie allerdings weiterhin lesen. Sie bieten tatsächlich Stoff zum Nachfragen. Doch die OZ plagt sich damit nicht herum, sondern lässt verschiedene Leute spaltenweise lamentieren, wie schrecklich das alles ist und dass dagegen vorgegangen werden muss. Hat sich der Blogger eingermaßen pfiffig verhalten, ist das Lamentieren Quark und niemend wird herausfinden, wer das Blog füllt.
Wie das geht und dass das Lamentieren dumm nicht zeitgemäß ist, können Sie in einem unterhaltsamen Eintrag nachlesen, oder hier die kürzeste Zusammenfassung. 
Eine Kostprobe aus dem Original:
Wer heute Informationen besitzt, die ein anderer geheim halten will, der kann diese auf einem USB-Stick in ein x-beliebiges Internet-Café an einem y-beliebiegen Ort tragen, sie dort zu einem kirgisischen One-Click-Hoster hochladen, danach den durch einen libyschen URL-Shortener gejagten Link mit Hilfe eines Mail.ru-Accounts an die internationalen Top-100-Twitterer schicken und dann gemütlich dabei zusehen, wie die Informationsbombe zündet. Und es gibt genau einen Weg, dieses Szenario aus dem Möglichkeitsraum auszusperren: das Internet abschalten. 
Vor dem Blogeintrag auf der ZDF-Seite brauchen die Redakteure in Grevesmühlen keine Scheu zu haben, denn wer dort nachliest, kann noch etwas dazulernen. Allerdings sollte sich die Redaktion lieber um die Inhalte der Einträge kümmern. Sie böten ausreichend Stoff, aus dem kritischer Hochwertjournalismus (ich meine richtigen, nicht den der OZ-Eigenmarke) entstehen könnte.

3 Kommentare:

  1. Manfred Peters12.1.11

    Interessant ist, dass die LN (Lübecker Nachrichten), die Stiefmutter ?! der OZ, auch nur den gleichen Text veröffentlicht:
    http://www.ln-online.de/regional/nordwestmecklenburg/2913466/Kreis-CDU_im_Internet_in_der_Schusslinie.htm

    Ein CDU-Protagonist dieser Story, Dennis Klüver, könnte „Sudelede“ übrigens mehr als das Wasser reichen. Er betreibt inzwischen den zweiten Blog mit sehr „parteilichen“ Inhalt.
    In die aktuelle Auseinandersetzung hat er u. a. den Begriff der (CDU-) „Spitzenjuristin“ eingeführt, unter deren Würde es ist, die Klagen von Hartz IV- Empfängern im Jobcenter Nordwestmecklenburg/Wismar zu bearbeiten.
    Neben den jüngsten Anschuldigungen, hier einer von vielen Beiträgen über den umtriebigen Herren:
    http://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/archiv.phtml?param=news&id=2639424

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  2. Edward13.1.11

    "Der Redaktion ist es gelungen, schwere Vorwürfe gegen eine Person fast komplett beiseite zu schreiben,... "

    Und was hätte der Redakteur machen sollen? Angebliche Aussagen angeblicher "Dokumente" ungeprüft widergeben? Traut sich nicht einmal lupe.(Im Gegensatz zu seiner üblichen Praxis zitiert er nicht, sondern verlinkt nur.)
    Hätte ich auch nicht gemacht.(obwohl ich persönlich geneigt bin, dem Blogger zu glauben und die Einträge seines Gegenbloggers Klüver zum Kotzen finde) Denn nur "wahre Tatsachenbehauptungen" sind von der verfassungsrechtlichen Pressefreiheit geschützt. Übrigens auch, wenn die Informationen selber wie wahrscheinlich in diesem Fall illegal besorgt wurden. Nur wenn die Zeitung die "Dokumente" also selber in den Händen hätte, kann sie daraus zitieren. Ansonsten begeht sie möglicherweise sogar eine Straftat.
    Warum glauben denn wohl die Denunzianten, sich hinter einem irischen Serverbetreiber verstecken zu müssen. Warum sollte man ihnen also glauben? Nun ja, auch ich habe nach dem Lesen einiger OZ-Beiträge und Blogs zum Thema den Eindruck, dass die lokale OZ (übrigens jetzt mit Nick Vogler - auch mal in der Wolgaster Redaktion gewesen- als leitenden Redakteur), sich willig von der CDU benutzen lässt (gut formuliert? ;-)) Aber deswegen muss das Blog der selbst ernannten Demokratiefreunde nicht die Wahrheit sagen. Selbst Wikileaks ließ die zugespielten Botschaftsberichte vor der Veröffentlichung erst durch Journalisten überprüfen. (Die Deutschland betreffenden Dokumente durch den Spiegel.)
    Die Autoren haben sich offensichtlich zum Ziel gesetzt, aus Rache die genannte Gruppe in der CDU von NWM zu diskreditieren. Nicht umsonst heißt das Blog Nuemser. nuemser.blog.de(Vorsicht! ekelerregend) heißt nämlich das Blog, das Dennis Klüver nach eigener Aussage einzig mit dem Ziel betrieb, den gewählten Bürgermeister von Schönberg, Michael Heinze, zu stürzen. Und nuemser.blogs.ie will ihn wieder in Amt und Würden.
    Also sind die Blogeinträge mit Vorsicht zu geneißen.
    Im Übrigen danke ich lupe für das interessante Thema.

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  3. "Und was hätte der Redakteur machen sollen? Angebliche Aussagen angeblicher "Dokumente" ungeprüft widergeben?"

    Hier hätte rechtzeitig die Recherche beginnen müssen. Die OZ-Leute, sonst so gut im Kopieren, hätten die Dokumente kopieren können und den Betroffenen zur Stelleungnahme vorlegen müssen.
    Nun ist es zu spät, denn der Blogger hat die Verlinkung zu den Dokumenten aufgehoben. Deshalb konnte ich sie auch nicht verlinken.

    Dass der Blogger ein Ziel verfolgt, ist eine ganz andere Sache und spielt eine geringe Rolle für den Journalisten, der ganz einfach das Blog hätte für eigene Recherche AUSNUTZEN können, über Sachen Informationen zu erhalten, die der OZ wohl weitestgehend unbekannt waren.
    Ich spekuliere, die OZ wollte das eigentliche Thema nicht aufgreifen. Die OZ-Leute sind es aus verschiedenen Gründen nicht gewöhnt, solchen Sachen nachzugehen, und es zeigt beispielhaft das Dilemma der Zeitung.

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