8. Januar 2011

Abgebrochener Mailwechsel

Was ein Leser erleben kann, wenn er Unverständliches von OZ-Redakteuren erläutert haben möchte, hat Manfred Peters aus Greifswald dokumentiert, indem er diesen Mailverkehr öffentlich machte und den ich noch öffentlicher machte. Der Mailverkehr zeigt u.a. auch, wie OZ-Redakteure mit Lesern umgehen.

Alles begann, nachdem kaiderChef einen Bildschirmschnappschuss veröffentlicht hatte, in dem etwas von einem Landtag Vorpommern zu lesen war und der Umstrukturierer im Greifswalder Grünenblog behauptete, es sei offenbar eine Fälschung. Denn eines ist ja klar: Die OZ macht keine Fehler. Das war auch die Grundaussage allen folgenden Mailverkehrs:

Gesendet: Freitag, 31. Dezember 2010 10:46
An: Redaktion Online (OZ)
Betreff: Das Rudendreieck im OZ-Archiv

         Sehr geehrter Herr Haberle,
schneller als vermutet hat die OZ-Online offenbart, dass Beiträge bzw. die Ankündigungen im Archiv wie im Bermudadreieck verschwinden. Über die Gründe mag man spekulieren, aber nach diesem, garantiert nicht mit Photoshop bearbeiteten, Beispiel sollten Sie anerkennen, dass es in Ihrem Archiv nicht mit rechten Dingen zugeht.
Zur Chronologie des Falls:
1. Am 23.12. war online diese Ankündigung zu lesen:
 
Die beiden Bewohner der Insel Ruden im Greifswalder Bodden müssen sich auf ein mehrmonatiges Eingeschlossen-Sein vorbereiten .“
Das ist zumindest zeitlich falsch, denn die Vorbereitungen war schon abgeschlossen.
2. Wenn Sie dann im Archiv für den 23.12. mit dem Suchwort „Ruden“ die Ankündigung suchen, erhalten Sie dieses Ergebnis:
Bitte versuchen auch Sie mal Ihr Glück, ohne Photoshop!
Am 26.12. leistetet sich die OZ dann noch den Luxus den Lesern eine DPA-Meldung, geringfügig modifiziert, zweimal im Abstand von wenigen Minuten anzubieten (Anhang Pechvogelquadrat).
Dafür wollte ich eigentlich kein Geld ausgeben!
Aber was ist das alles gegen die heutige Ausgabe (31.12.,Seite 1), die vor einseitiger Regierungs- und Politpropaganda zugunsten von SPD und CDU nur so strotzt.
Was interessieren die Leser die Gewichtsprobleme eines E. Rehberg oder die unpersönlichen Mails einer Justizministerin?
Da darf natürlich die Greifswalder Ausgabe nicht fehlen. Hier gibt es auch nur CDU, SPD und Grüne. Die zweitstärkste Partei ist, wie der Ruden, verschwunden.
Ich habe schon einmal den Schelm zitiert.
Dass Sie es im nächsten Jahr
besser machen,
wünscht
Manfred Peters
 Die Antwort:
Date: Fri, 31 Dec 2010 12:21:50 +0100
From: "Redaktion Online \(OZ\)" ...
To: ...

Sehr geehrter Herr Peters,
herzlichen Dank für Ihre Mühe, uns Unkorrektheiten nachweisen zu wollen. Allein, ich muss Sie schon wieder enttäuschen: Der von Ihnen kritisierte Artiel erschien in dieser Form ausschließlich online, aber nicht in der gedruckten Ausgabe. Entsprechend wurde er auch nicht im Archiv der gedruckten Zeitung, das sie durchsucht haben, archiviert.
Sie finden Sie jederzeit weiter online, wenn Sie die für alle verfügbare Suche über kostenlose Beiträge nutzen: http://www.ostsee-zeitung.de/vorpommern/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=2994510 Das Foto hat dpa zwischenzeitlich wieder zurückgezogen, nur falls Sie hier eine neue Verschwörung wittern. ;-)
Das "1/1" in der Ergebnisliste bezieht sich auf die Anzahl der Trefferseiten für die Suchergebnisse: Auch wenn es kein Ergebnis gibt, liefert das Archiv eben 1 Seite aus - mit 0 Treffern. Das kann man sicher noch optimieren, aber ehrlich gesagt, sind Sie der erste von mehreren Hunderttausend Lesern, der sich daran stört.
Inhaltlich finde ich den Vorspann akzeptabel: Auch wenn das Eingeschlossensein bereits begonnen hat, bereiten sich die Leute doch weiter darauf vor, dass es (noch weitere) Monate dauern kann.
Die von Ihnen auch inkirminerte Verdopplung ergibt sich technisch: dpa liefert sie Meldung für den Landesdienst und wir kopieren sie auf die regionale Seite. Da ist sie - zumindest zeitweilig - doppelt. Ist das schlimm?
Übrigens, da Ihnen Korrektheit so wichtig ist: Mein Name ist Haberer - mit und ohne Photoshop. ;-)
In diesem Sinne: Bleiben Sie uns kritisch gewogen, aber haben Sie auch ein wenig Vertrauen.
Das ist ein verwegener Wunsch.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für 2011.
Robert Haberer
Doch der Leser war unzufrieden und stellte die berechtigte Frage:
Sehr geehrter Herr Haberer,

auch auf die Gefahr hin, dass wir weiter ein wenig aneinander vorbeireden, wenn es denn so ist, dass die Online-Beiträge nicht archiviert werden, wie können Sie und
Hr. Fischer denn behaupten, dass der Screenshot von „kaiderChef“ erfunden bzw. gefälscht sei?
Ich möchte Ihnen auch nichts Nachweisen, sondern nur versuchen ein wenig das Niveau der von mir abonnierten Zeitung zu wahren.
Was mich im Moment mehr umtreibt, ich habe es schon heute Früh über das Kontaktformular gemeldet, ist dies:
Anm.: Sowohl PW als auch Benutzernamen sind mir nicht entfallen und richtig eingegeben worden.
Für die falsche Schreibweise Ihres Namens entschuldige ich mich natürlich!
Nochmals alles Gute
s. u.

Manfred Peters
 Nun meldete sich wieder die Online-Redaktion:
From: "Redaktion Online \(OZ\)" ...
To: ...
Cc: "Fischer, Benjamin" ...

Sehr geehrter Herr Peters,
womöglich reden wir tatsächlich aneinander vorbei. Ich versuche einmal die Debatte der letzten Tage zu rekonstruieren: Sie hatten uns einer Manipulation des Zeitungsarchivs beschuldigt, weil ein vermeintlich falscher Beitrag dort nicht zu finden war, der Ihrer Meinung nach sowohl im Blatt als auch online gestanden hatte. Wir konnten ihnen nachweisen, dass dies nicht der Fall war.
Ich habe Ihnen in diesem Zusammenhang ausführlich erklärt, warum bestimmte Artikel im Online-Archiv nur einmal angezeigt werden (identische Kopie in einer zweiten Lokalsausgabe). Das hat nichts mit Manipulation zu tun, sondern verhindert z.B. nur, dass Nicht-Abonennten unter Umständen für einen vermeintlich anderen Beitrag ein zweites Mal zu Kasse gebeten würden.
Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass der von Ihnen vorgelegte Screenshot manipuliert sei, sondern nur an einem praktischen Beispiel darauf hingewiesen, wie leicht ein solcher angeblicher Beweis zu manipulieren ist. Das Gleiche gilt meines Wissens auch für Herrn Fischer. Für mich ist angesichts der Faktenlage über den inkiminierten Beitrag die Debatte über den "Beweis" völlig uninteressant.
Es ist auch nicht so, dass Online-Beiträge nicht archiviert werden, den Gegenbeweis habe ich Ihnen ja per Link geliefert. Es ist nur ein anderer Ort.
Das ist auch absolut richtig so, u.a. mit der Frage der Rechtsgrundlage (Landes-Presserecht, Mediendienste-Staatsvertrag): Es muss ein Archiv geben, dass die (auch) gedruckten Beiträge sammelt und eines, dass die nur online erschienen beinhaltet.
Ich finde es gut, dass Sie sich für Niveau stark machen. Dazu gehört aber auch, dass man korrekt kritisiert und nicht nach Belieben Fakten und Zitate verwendet bzw. "anpasst", um einem anderen "am Zeug zu flicken". Dieser Eindruck entsteht nämlich gerade, übrigens auch bei der von Ihnen zitierten Online-Quelle.
Um das Problem bei der Anmeldung kümmern sich gerade die Techniker.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Haberer
Daraufhin brach der Leser den Mailverkehr mit dieser Begründung ab:
Sehr geehrter Herr Haberer,
vielen Dank, dass Sie sich soviel Zeit genommen haben, um mir die Funktion Ihres Archivs zu erklären, obwohl ich nicht zu den „typischen“ OZ-Abonnenten und Lesern zähle. Sie haben an anderer Stelle ja schon darauf hingewiesen. Dass der kritische Leser überhaupt eine Antwort bekommt, ist für die OZ ja schon ein Wert an sich.
Leider funktioniert das Archiv aber weder wie Sie noch Hr. Fischer es mir weismachen wollen.
Da der eigentlich lustige „Verschreiber“ einer OZ-Redakteurin von Ihrer Seite in böswillige Unterstellungen und Behauptungen eskaliert, möchte ich die Diskussion beenden. Dazu habe ich in Ihre letzte Antwort einige farbige Bemerkungen mit Beispielen im Anhang eingefügt (Antwort Peters ...).  Dabei bin ich nur auf das Wesentliche eingegangen.
Mein Fehler war und ist, dass ich versuche, die Beiträge der OZ halbwegs ernst zu nehmen.
Offensichtlich gehört es aber zu Corporate Identity der OZ, den Leser als unmündigen, verhöhnenswerten Kunden zu betrachten, für den man im positiven Fall noch etwas Mitleid aufbringen kann. Die Beiträge und Dienste der OZ sind sakrosankt und werden bei Kritik in einer Wagenburgmentalität verteidigt.
Ihrem Vorbild folgend, habe ich an alle, die diesen Streit inhaltlich in Gang gesetzt haben, soweit mir die Adressen bekannt sind, eine Kopie verteilt.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Peters
Ein wenig zur Illustration des Ganzen hier ein Kommentar aus dem Uranlass für den Mailwechsel:

Hallo,
ich habe den Original-Artikel am Tag des Erscheinens 6.12.2010 online auf der OZ Seite gelesen. Mir war allerdings dieser Fehler damals auch nicht aufgefallen ;-)
Aber es stimmt, so stand es zumindest in der Online-Ausgabe.
Aber ich habe die Seite damals als PDF gespeichert und konnte so zweifelsfrei nachvollziehen, daß der lieben Frau Degrassi tatsächlich dieser Fehler unterlaufen ist.
ZITAT OZ 6.12.2010
Frauenstreit bei den Grünen
Die Partei ist auf Wachstumskurs. Der erstmalige Einzug in den Landtag Vorpommerns wirkt zum Greifen nah. Im Hintergrund schwelt aber ein Streit um Posten und Inhalte.
Greifswald (OZ) – — Der Duft der Macht sorgt bei den Grünen in Vorpommern für einen handfesten Streit um Posten und die politische Marschrichtung.
Umfragen zufolge war die Chance der Partei, in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern einzuziehen, noch nie so groß wie 2011. [...]
Ich verstehe aber nicht, warum daß an die große Glocke gehängt wird. Bei Mecklenburg-Vorpommern und Ostvorpommern kann man schon mal durcheinanderkommen ...
Es war nicht an die große Glocke gehängt worden, da es nur ein Verschreiber war, den jemand bemerkt und einen Satz dazu geschrieben hatte. Erst als dieser, kaiderChef, der Manipulation bezichtigt wurde, wurde eine Geschichte daraus und ist es geblieben.

4 Kommentare:

  1. Anonym10.1.11

    machen wir uns nichts vor: DPA ist die größte Lügenbude, seit es ADN nicht mehr gibt. DPA schreibt vor und alle anderen plappern nach. Und niemand prüft auch nur ansatzweise, ob das dumme Zeugs, was DPA offeriert, auch nur halbwegs stimmt, bevor es vom Regierungseinheitsbrei der Gazetten übernommen wird. Soviel zum Thema Journalismus in dieser "Freiheitlich-demokratischen Unordnung." Selbst ich als Laie kann solche und auch andere Fehler finden.

    mfg P.Sattler

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  2. Bis auf den ersten Satz mit der Lügenbude bin ich ähnlicher Meinung. Für die Lügenbude müssen Sie Belege bringen.
    Das Problem ist tatsächlich, dass Redaktionen Kopierorgane sind, die nichts von Agenturen Geliefertes prüfen, mit all den bekannten und wohl auch unbekannten Folgen.

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  3. Anonym10.1.11

    Belege für die Lügenbude? Aber Herr Meyke, gleich nebenan im Blogverzeichnis.
    Ein kleines Beispiel bei den Nachdenkseiten unter der Überschrift: Klären Sie bitte in Ihrem Imfeld über die irreführende Berichterstattung von dpa auf und empfehlen Sie Ihrer Zeitung die Kündigung des dpa-Abbos
    vom 09.12.2009 oder 2010, genau weiss ich es nicht mehr
    oder die Berichterstattung oder besser Falschmeldung der dpa zum Zweck der Destabilisierung der G8-Demos.

    "laut Polizei vermummen sich Autonome und bewaffnen sich mit Molotow-Cocktails und Steinen"

    Da sollen noch gar keine Demonstranten gesichtet worden sein.

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  4. Anonym10.1.11

    Woher diese "Autonomen" stammten, ist wohl klar: Bremen. Sie wurden extra dafür rekrutiert, eingekleidet und nach MeckPomm gekarrt, um Randale gegen die Polizei zu machen und der dann einen Grund zum "Einschreiten" zu liefern.

    Nichts davon bei DPA. Schweigen ist auch eine Lüge.

    Kommt das irgendwoher bekannt vor? Klar. Der brachiale Polizeieinsatz der Polizei voriges Jahr in Stuttgart, der ominöse Pfefferspray-Angreifer. Offenbar ein V-Mann, ein Provokateuer.
    Nichts davon/darüber bei DPA. Statt dessen halbgares Zeug aus der Kaderschmiede der Neoliberalen. Alle Affen plappern nach.
    Die NDS sind nur eine einzige sehr gute Quelle von bewiesenen LÜGEN der DPA und anderer Parteiorgane. Wenn die 5 unwissenden Wirtschaftsweisen mal wieder die Rauchkugel studieren, übernimmt DPA dieses blonde Gewäsch ohne nachzudenken. Wenn ich damals zu DDR-Zeiten fasziniert war vom Chorgesang der Tageszeitungen im Takt der ADN, dann bin ich heute noch mehr fasziniert, was die "Medienbeteiligungen" der "großen demokratischen Volksparteien" incl. ARD/ZDF/Sumsumsum aus der Geschichte gelernt haben:

    Nichts

    mfg P.Sattler

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