25. August 2010

Multiresistent gegen Themen

Die OZ hat ein neues Thema entdeckt (wie es auch viele andere Medien tun), nur dass es ein längst bekanntes ist, jedoch den Bunkerbewohnern unter den OZ-Lesern nicht:
Hygiene: Wie sicher sind unsere Kliniken?
Darauf eine einfache Antwort, auch wenn sie im Text nur beiläufig zu finden ist: Sie sind unsicher.

Im Text wird hervorgehoben, dass in Sachen Hygiene nichts verändert werden muss, obwohl:
2009 infizierten sich landesweit 295 Kassenpatienten (Nur die dergenannten TK? Wer weiß das schon?) in einer Klinik mit einem multiresistenten Erreger — das waren fast 150 Prozent mehr als im Jahr 2006.
Multiresistent? Noch solch ein wichtiges Thema, von der OZ unbeachtet.
Hier die beiläufige Erwähnung des Ausmaßes des infektiösen Hospitalismus:
Bundesweit stecken sich jedes Jahr 600 000 Menschen im Krankenhaus mit einem Krankheitserreger an. 40 000 davon sterben an den Folgen. Die Hälfte der Todesfälle wäre mit besserer Hygiene vermeidbar, sagt Prof. Axel Kramer, Hygiene-Beauftragter an der Uni-Klinik Greifswald und Altpräsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaus-Hygiene. ...
Etwa 20000 Tote, die noch leben könnten? Ist das nicht ein ungeheuerlicher Skandal? Es ist einer, der längst bekannt ist, auf den ich z.B. hier hingewiesen hatte, als die OZ wegen der Schweinegrippe vor lauter Propaganda bildlich hyperventilierte. Das ist sozusagen ein Nebenskandal, weil Medien wie die OZ bisher darauf gepfiffen haben, dass tausende Patienten jährlich sterben, weil die Hygiene nicht in Ordnung ist und weil Multiressistenzen entstehen.
Könnte es sein, dass auch der eine oder andere OZ-Redakteur in eine Klinik muss? Wie leicht könnte er unter den nächsten 20000 Toten sein? Aber er erhält ja einen Tipp, der äußerst nachdenklich machen sollte:
Kramer rät, sich vor einem Klinik-Aufenthalt über Hygiene-Maßnahmen und Infektionszahlen zu erkundigen. „Wenn diese Angaben auf der Internetseite fehlen, ist das kein gutes Zeichen“ ...
Und es nützt auch nichts, wenn sich ein Schreiberling per Kommentar erbost:
Die Zahlen erschrecken: 40 000 Menschen — die Einwohnerzahl einer größeren Kleinstadt — sterben jedes Jahr in Deutschland an einer Krankheit, die sie sich ausgerechnet dort geholt haben, wo sei eigentlich geheilt werden sollten: im Krankenhaus. Jeder Zweite davon könnte noch leben, sagen die Fachleute — wenn in den Kliniken mehr auf Hygiene geachtet würde. Oft würde schon häufigeres Händewaschen ausreichen.
Die Leser sollte vor allem erschrecken, dass die OZ solch ein Thema jahrelang den Lesern vorenthielt, obwohl der Skandal längst bekannt ist und die OZ es auch jetzt in einer Weise abarbeitet, die mich erschrecken lässt, obwohl sie für die OZ typisch ist: oberflächlich und ahnungslos, oder im OZ-deutsch: kritisch, hochwertig.

1 Kommentar:

  1. Anonym28.8.10

    600 000 Menschen stecken sich jährlich an und 40 000 Menschen sterben an den Folgen.

    Ist das kein Grund eine Pandemie auszurufen?
    Die Krankenhauspandemie?!

    Wieviel Menschen sind in Deutschland an der "Schweinegrippe" gestorben?

    Gott bewahre meine Gesundheit, damit ich nicht in so ein Haus muss.

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