30. März 2010

Ahnungslosigkeit mit Furcht gepaart

Nachtrag, 20:15 Uhr, vorgetragen:

Wer heute immer noch Stoppschilder im Web fordert, muss im letzten Jahr unter einem Stein gelebt haben. Unter einem Stein auf dem Mond.

Wenn Ahnungslosigkeit und eine tiefsitzende Furcht vor dem bösenbösen Internet (Journalismus in Gefahr, Arbeitsplatz in Gefahr) in einem Kommentar aufeinandertreffen, kommt so etwas heraus:
Quälende Debatte 
... EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström will das nicht länger dulden. Sie fordert die Mitgliedsländer auf, Kinderporno-Seiten sperren zu lassen. Was aus Deutschland zu diesem Vorstoß zu hören ist, zeugt von grenzenloser Ignoranz. Oder bestenfalls von einem verqueren Verständnis der Meinungsfreiheit.Schon Ursula von der Leyens Vorstoß gegen die menschenverachtenden Web-Angebote wurde ausgebremst. Auf Drängen der FDP wird das Gesetz der Großen Koalition nicht angewendet. „Löschen statt sperren“ wurde im Koalitionsvertrag als neues Ziel ausgegeben. Passiert ist allerdings wenig. Eine Untätigkeit, die angesichts der Straftaten fassungslos macht. ...
Das erweckt den Eindruck, jene, die das Sperren im Kampf gegen Kinderpornograhie im Internet aus mehreren Gründen für sinnlos halten und stattdessen das Löschen der Seiten fordern, trügen Mitschuld an dem aktuellen Stand. Zusätzlich wird der Eindruck erweckt, es werde gegenwärtig nichts gelöscht. Das ist aber beides grundfalsch. Solch einen Eindruck dürfte die Chefredaktion auch nicht in einem Kommentar dulden, würde dort nicht ebenso gedacht, wie es der Kommentator tat.

Wer nun, wie der Kommentator, meint: Politiker, tut doch etwas, z.B. sperren lassen, wäre doch wenigstens etwas, begibt sich in die völlig falsche Richtung - und trichtert den Bunkerbewohnern unter den Lesern diesen Unsinn ein, gegen Geld.

Sie finden massenhaft Texte im Internet zum Thema. Ich empfehle drei aktuelle:

AK-Zensur antwortet Cecilia Malmström
Netzsperren: EU-Ei mit "dunklen Ecken"

... Die potentiellen Nutzer solcher Websites könnten das Betrachten Bilder mit der Zeit "womöglich als normal ansehen", daher müsse man auf europäischer Ebene handeln, "um die Schlupflöcher zu schließen". (meint Malmström)

Demgegenüber verweist der Verband der deutschen Internetwirtschaft auf die "Erfolgsquote von 100 Prozent" der Beschwerdestelle für in Deutschland gehostete kinderpornografische Internetseiten:

"Die Herunternahme erfolgt in jeweils binnen Stunden oder Minuten. Im Ausland gespeicherte Angebote sind zu 50 Prozent binnen 5 Tagen, zu 93 Prozent binnen zwei Wochen und der Rest danach offline. Nach Angaben des Bundeskriminalamts dauert es sogar lediglich eine Woche, bis in 86 Prozent aller Fälle der Zugriff auf die beanstandeten Inhalte an der ausländischen Quelle gesperrt wird."

1 Kommentar:

  1. Anonym30.3.10

    Den wirklichen üblen Kinderschändern wollen die Politiker einfach nicht ans Leder.

    Ob es daran liegen kann, dass wir diese Schweine in allen Bevölkerungsschichten finden und die Oberen auf die Befriedigung ihrer perversen Lust nicht verzichten wollen?

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google