22. Februar 2010

Über Ausgewogenheit

Was dieser viertelintellektuelle Brandstifter auch von sich gibt, die OZ verkauft es Ihnen (was nicht  heißen muss, dass das etwas über den Grad an Intellektualität in der Redaktion aussagt):
Hartz-IV-Empfänger zum Schneeschippen?
FDP-Chef Guido Westerwelle hat im Streit um den Sozialstaat seine Forderungen konkretisiert — und weiter gegen Kanzlerin Angela Merkel gestichelt. Hartz-IV-Empfänger sollen nach seinem Willen Schnee schippen und mehr hinzuverdienen dürfen. Die Schwachen will er vor den Starken und den Faulen schützen. „Wer sich dem verweigert, dem müssen die Mittel gekürzt werden.“ Die Jobcenter sollten diese gesetzliche Möglichkeit stärker umsetzen. ...
Warum nicht zum Schneeschippen? - wenn sie einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten, der nicht nur Arbeitnehmerrechte sichert, sondern auch eine anständige Bezahlung. Wenn nicht, sollte sich Westerwelle selbst um eine Schippe bemühen und es für eine Mehraufwandsentschädigung versuchen.
Im Übrigen werden demnächst viele Klagen eingereicht werden, weil die Kürzung des Regelsatzes als Sanktion möglicherweise verfassungwidrig ist - kein Thema für Westerwelle, keines für die OZ.

Ebenso war es für die OZ monatelang kein Thema, dass gegen die Regelsätze insgesamt geklagt worden war - erfolgreich geklagt, wie sich zeigte. Sie hat es den Lesern verschwiegen. Ganz anders geht die OZ mit den Märchen Westerwelles um, sie plappert sie nach, prüft aber nichts nach, macht sich damit mit dem Mann als dessen Sprachrohr gemein, so wie sie sich allzu oft mit den Giftschleuder-Befürwortern und ihren Märchen gemein gemacht hatte - die Unabhängige für M-V.

Dass keiner der Kläger gegen die Regelsätze von der OZ auch nur erwähnt wurde, dürfte dann selbstverständlich sein. Über einen dieser Kläger hat der Freitag berichtet und darüber, was er nun vorhat - und was die OZ-Leser nichts anzugehen hat (könnte ja jemand auf dumme Ideen kommen):

Thomas Kallay hat mit Erfolg in Karlsruhe gegen Hartz IV geklagt. Nun zieht er vor den EU-Gerichtshof für Menschenrechte ...

(um) dort auf eine Nachzahlung der Beträge seit 2005 dringen. Dort wird er auch vorbringen, dass es nicht richtig sein kann, Hartz-IV-Empfängern das Kindergeld vom Regelsatz abzuziehen. ...

Auch hierüber werden Sie nichts aus der OZ erfahren:

Sozialausgaben in Europa (Alt-EU): Geringste Steigerung in Deutschland (0,1%/Jahr)

Zwischen 2000 und 2007 sind nach Eurostat die Sozialausgaben preisbereinigt in Deutschland nur um 0,7 % oder 0,1 % pro Jahr gestiegen, haben also praktisch stagniert. Dagegen stiegen sie im Durchschnitt der Eurozone um 10,9 % oder das Sechzehnfache (Abb. 15041). Auch über den 10-Jahres-Zeitraum 1997-2007 stiegen die Sozialausgaben in Deutschland nur um 8,1 % und damit weit weniger als in den anderen Ländern der Alt-EU ...

Hatte Deutschland in der Alt-EU im Jahr 2000 pro Kopf noch die vierthöchsten Sozialausgaben, so rutschten sie bis 2007 auf den achten Platz ab und wurden nur noch von den Mittelmeerländern, Großbritannien und Irland unterboten, die französischen lagen um 8 % höher. 

Das zeigt, wie verlogen das Gerede um die angeblich explodierenden Soziallasten ist. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß sie in Deutschland eigentlich erheblich über denen der anderen EU-Länder liegen müßten, da Deutschland eine der höchsten Raten an Langzeitarbeitslosen in der Alt-EU hat.

Eine Auseinandersetzung mit Westerwelles verlogenen Parolen brauchen Sie in der OZ nicht zu suchen; im Internet finden Sie sie überall, kostenlos, z.B. hier oder hier.

1 Kommentar:

  1. Anonym23.2.10

    Seit längerer Zeit stelle ich mir Deutschland wie die sinkende Titanik vor.

    In der First Class Westerwelle mit dem gesamten Führungsclan und einige ausgewählte

    spendier-hosen-tragende

    Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, immer ein Auge auf die Rettungsboote.

    Danach der gesamte Beamtenapparat und alles, was richtig Kohle hat.

    Irgendwo mittendrin die Mittelschicht.

    Dann die ganz einfachen Angestellten und Arbeitnehmer.

    Und nun schwimmen schon einige in den Rettungsbooten, die sich mit wenigen Schmarotzern füllen.
    Es ist noch so viel Platz in den Booten, aber es wird niemand mehr in die Boote mitgenommen.

    Die Verlierer dieses Globalisierungswahnsinns, die ALG II Empfänger werden schon nach und nach abgestossen. Da gibt es auch kein Rettungsboot mehr.


    Hier muss ich an die Opfer denken, die durch willkührliche Sanktionen aus ihrer Wohnung geworfen wurden.

    Dieser Gedanke schwirrt mir seit Tagen im Kopf herum.
    Nun steht er hier.

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