13. Januar 2010

Per Informationsnebel Rechtfertigung verkauft

So sieht es ein Ministerialbeamter und schon sieht es auch ein OZ-Redakteur so und verkündet es auf der Titelseite:
Schweinegrippe: MV spart 2,7 Millionen
Schwein gehabt: Mecklenburg-Vorpommern muss nach dem jüngst ausgehandelten Kompromiss vom Hersteller Saxo Smith Kline 300 000 Schweinegrippe-Impfdosen weniger abnehmen als bestellt. Es spart dadurch 2,7 Millionen Euro ...
Ist das nicht grandios? Im Armenhaus Deutschlands werden 2,7 Millionen Euro gespart. Ich bin tief beeindruckt - oder doch nicht? Denn:
Das Land müsse jetzt insgesamt 700 000 Impfdosen abnehmen, hieß es. 500 000 sollten "verimpft" werden oder seien es bereits.
Wie bitte? Das ist Informationsnebel, den herzustellen eine Spezialität der OZ ist. Die OZ hatte am 6. Januar berichtet:
In MV seien von rund einer Million bestellter Impfstoff-Dosen erst 254 000 verbraucht worden
Es müssen sich also nur noch 246000 Impfwillige im Land finden, damit alle 500000 Impfdosen verbraucht sind. Wer glaubt im Ernst, dass das passieren wird?
Merken Sie es? Mit den weniger auszugebenden 2,7 Millionen Euro will das Ministerium nur von dem finanziellen Fiasko ablenken. Die OZ, recherchescheu, regierungsergeben und Kampfblatt, macht natürlich mit.
200 000 Portionen Impfstoff würden voraussichtlich nicht benötigt. Davon wolle das Land so viel wie möglich verkaufen.
Der Wille ist da, allein es fehlt an Käufern. Außerdem wird das Land auf wesentlich mehr Impfdosen sitzenbleiben.

Das Land hätte sich die ganze Impferei und damit die gesamten Kosten sparen können, denn selbst im Kampfblatt für Impfpropaganda durfte eine Amtsärztin bezweifeln, dass die Impfung den Rückgang der Erkrankung beeinflusste:
Mit dem Impfstatus der Bevölkerung hänge der Rückzug der Schweinegrippe aber wahrscheinlich nicht zusammen, schätzte die Medizinerin ein.
Ganz abgesehen davon, dass die Krankheit in den allermeisten Fällen ohne große Probleme überstanden wird.
Ganz abgesehen davon, dass viele Experten von Anfang an vor Übertreibungen gewarnt hatten, was die OZ ihren Lesern verschwieg und was den Bonzen egal war. Die OZ machte sich indirekt sogar zum Sprachrohr des Impfstoffherstellers, indem sie mindestens zwei Mal um menschliche Versuchskaninchen für die Impfstofftests betteln half.

Fakt ist, dass das Land nicht 2,7 Millionen Euro spart, sondern dass das ärmste Bundesland viel mehrere Millionen Euro verschwenden wird für einen nutzlosen Impfstoff.
Dass OZ-Redakteuren diese Sichtweise fremd sein muss, halte ich schon lange für völlig normal (ist ihnen vielleicht eingeimpft worden) - Anzeigen-Kampf-Blättler eben. Dass der Verlag diesen Rechtfertigungsquatsch per Informationsnebel als Hochwertjournalismus verkaufte, ist jedoch eine Frechheit - normal ist es für die OZ allerdings auch.

Nur nebenbei:

H1N1 und die Pharmariesen
Steuergeld für Impfstoff-Forschung

Der Bund hat die Entwicklung eines Pandemie-Serums bei GSK und Novartis gefördert - mit 10 Millionen Euro. Bereits 2002 tagte eine Expertengruppe zum Thema Pandemie. ...

4 Kommentare:

  1. ob der impfstoff per se nutzlos ist, sollten wir vielleicht nicht beurteilen.

    über die unpassende überschrift, musste ich allerdings heute morgen schon sehr lachen.

    bleibt die frage, warum diese verträge mit dem impfstoffproduzenten so abgeschlossen wurden...aber diese art recherche erwarte ich zugegebenermaßen von der oz erst gar nicht ;).

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  2. @ fbm
    "ob der impfstoff per se nutzlos ist, sollten wir vielleicht nicht beurteilen."

    Nun hatte aber eine Amtsärztin bezweifelt, dass der Impfstoff etwas mit dem Rückgang der Zahl von Neuerkrankungen zu tun hat.
    Im Übrigen habe ich noch nirgends einen Beleg gefunden, der mich davon überzeugt, die Impfung sei sinnvoll. Die Zahl der Impfdosen kann kein Beleg sein, die dutzendfach verkauften Propagandaartikel ebenfalls nicht.
    Ehe ich keinen Beweis für die Nützlichkeit der Impfung habe, sehe ich sie als unnütz an; von der Einschätzung der Impfrisiken will ich hier gar nicht erst anfangen.

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  3. Ich meine das mit dem "nutzlos" In zweierlei Hinsicht. Die erste ist im obigen Kommentar erläutert. Die zweite Hinsicht: Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis. Das ist für die Schweinegrippe-Impfstoffe nicht überprüft worden.

    Das Institut, das die Wirksamkeit (also nicht Aufwand-Nutzen, das sollte das PEI untersuchen lassen, hat es aber nicht) von Pharmaprodukten analysiert, soll jetzt umgemodelt werden. Warum wohl? Hier ein Link dazu:

    http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.com/2010/01/was-oz-leser-nichts-anzugehen-hat.html

    "das IQWiG. Ein unabhängiges Institut, es wird mit öffentlichen Mitteln finanziert und bewertet Pharma-Produkte streng auf ihre Wirksamkeit"

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  4. auf jeden fall, lupe, was dort mit den konzernen ausgehandelt wurde, ist überhaupt nicht in ordnung, das will ich nicht bestreiten.

    ob ein impfstoff nutzlos ist, kann aber auch eine amtsärztin nicht so endgültig klären.

    nützlich ist ein impfstoff dann, wenn das erkrankungsrisiko so sehr gesenkt wird, dass die vermiedenen schäden durch nicht eingetretene erkrankungen größer sind als die impfschäden.

    ein vielfach verbreitetes argument ist ja auch das des "gesenkten mutationsrisikos" - kann ich auch nicht einschätzen.

    in jedem fall ist es nicht besonders logisch, etwas so lange als nutzlos zu bezeichnen, bis das gegenteil bewiesen ist. du wärest vermutlich überrascht, wie viele nutzlose dinge du dann längst akzeptiert hast - wie steht es zum beispiel mit fahrradhelmen ;).

    das alles hat aber nichts damit zu tun, dass es dir ja zunächst um die inhalte der OZ geht. was diese anbelangt bin ich voll und ganz deiner meinung.

    grüße, FBM

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