Ein Augenzeuge, der Giftschleuder-Gegner Eberhard Meißner, hat dem Artikel seine Beobachtungen hinzugefügt. Sie werden staunen.
Charme-Offensive im Wahlkreis
Für den Wahlkampfauftritt der Bundeskanzlerin musste es schon ein Musikstück sein, das Entschlossenheit vermittelt. Und so betrat Angela Merkel am Sonnabendvormittag unter den Klängen des Rocksongs „Start me up“ von den Rolling Stones die Tribüne am Hansa-Kai. Dazu weinte der Himmel und etwa 1000 Neugierige suchten unter einer kompakten Fläche aus Regenschirmen Schutz vor den Schauern.
Auf dem Platz vor dem Ozeaneum waren maximal 300 Personen versammelt, da sind die Schlange stehenden Ozeaneum-Besucher und die Sicherheitskräfte schon mitgezählt.
Angela Merkel legte umgehend mit einer Charme-Offensive an ihren Wahlkreis los, dessen Landschaft und Leute für sie etwas unverwechselbar Schönes haben. So viele Streicheleinheiten fürs lokale Gemüt ließen kräftigen Applaus aufbranden.
Das Geklatsche hielt sich in Grenzen, akustisch wahrnehmbar waren vielleicht zehn bis 20 Klatscher. Ohnehin klatschten nur Leute in gelben T-Shirts, aber längst nicht alle.
Weniger gerührt von den Worten der Kanzlerin fühlte sich eine Handvoll Leute, die mit ihrem Transparent gegen den Bau des Steinkohlekraftwerkes in Lubmin am Rande der Wahlkundgebung protestierten.
C.Rödel muss eine ziemlich große Hand haben, wenn dort 24 Erwachsene hineinpassen.
Der Autor hielt es nicht für nötig, mit den Kraftwerksgegnern zu sprechen. Er sprach überhaupt mit niemandem - gesegnet seien die freien Mitarbeiter, ein Totalamateur.
Die Stimmung der Protestierer besserte sich auch nicht, als sich zwei dunkel gekleidete Männer neben die Transparentträger stellten und demonstrativ Pappschilder mit den Aufschriften „Wir“ und „Angie“ in die Höhe hielten.
Der Autor hätte einfach lesen sollen, wie sich die Wörter auf den Schildern mit denen des großen Transparentes zu einem Spruch fügten. Vielleicht wäre ihm dann ein bildliches Licht aufgegangen. Aber er hatte wohl gar nicht vor, sich ein Licht aufsetzen zu lassen. Wie hätte das dann zu seiner Wahlkampflyrik gepasst?
Dadurch konnte die CDU-Vorsitzende unmissverständlich zur Kenntnis nehmen, dass sogar ein Teil ihrer Anhänger gegen das Kohlekraftwerk ist.
Wie hierzulande die CDU-Basis zum Kohlekraftwerk steht, kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass zum Beispiel von den 254 CDU-Mitgliedern auf Rügen trotz persönlicher schriftlicher Aufforderung zur Teilnahme an dieser Wahlkundgebung nur ein Mitglied vor dem Ozeaneum erschien und dieses Mitglied hielt das Transparent: „Kein Steinkohlekraftwerk…“
Die CDU-Chefin ließ solchen Protest offenbar nicht an sich heran, denn sie ging auf dieses Streitthema in der Region nicht ein.
Beim Anblick der Mahnwache hat sie sich das nicht mehr getraut. Möglich auch, sie traut sich nicht mehr, weitere Giftschleuder-Märchen in die Welt zu setzen.
Vielmehr kündigte sie an, sich künftig in ihrem Wahlreis für eine Stärkung der ländlichen Räume, die Entwicklung der maritimen Wirtschaft und einen zügigen Ausbau der B 96 auf Rügen einzusetzen. Die positive Entwicklung der letzten Jahre, sichtbar durch Ozeaneum, modernisierte Volkswerft, saniertes Theater sowie A 20 und Rügenbrücke, müsse mit der CDU fortgesetzt werden, sagte sie.
Um die gute Laune unter den Schirmen noch zu steigern, schallte dann noch Radio-Hit „Simply the best“ von Rockröhre Tina Turner aus den Boxen.
Ebenso: „Waterloo“!
Insgesamt muss zur Richtigstellung gesagt werden, dass es sich bei der Aktion der Kohlekraftwerksgegner nicht um eine Demonstration oder Protestaktion handelte, sondern antrags- und genehmigungsgemäß um eine „Stille Mahnwache“. Die Genehmigung erfolgte mit drei Seiten Auflagen.
Die Veranstaltungsleitung wies der Mahnwache einen Platz hinter dem Versammlungsort zu. Da aber viel weniger Besucher zur Kundgebung kamen als erwartet, war der Blick sowohl von der Tribüne als auch von der Besucherschlange des Ozeaneums auf das Transparent wirkungsvoll frei.
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