5. Mai 2009

OZ leistet Anrufzentralen Wirtschaftshilfe auf Kosten der Leser

Die OZ hat seit im 1. Quartal dieses Jahres 26 Prozent weniger Zeitungen verkauft als im 1. Quartal 1998. Die Zahl der Abonnenten verringerte sich im selben Zeitraum um 27 Prozent. Da glaubt der unbedarfte Leser natürlich, das Unternehmen sei auf jeden Cent angewiesen. Einen Gegenbeweis lieferte die OZ mit dieser Stellenanzeige einem redaktionell verarbeiteten Notruf von sog. Callcentern, die die Arbeitsagentur als Stichwortgeber vorschoben:
Call-Center suchen Arbeitskräfte
Die Call-Center in MV trotzen der Wirtschaftskrise.
Natürlich, sie trotzen. Damit Sie wissen, wie falsch die Wortwahl war:

trotzen
sich aufbäumen, sich auflehnen, die Stirn bieten, entgegentreten, entgegenwirken, Front machen, opponieren, Sturm laufen, sich wehren, sich widersetzen, Widerspruch erheben, Widerstand leisten, sich zur Wehr setzen; (geh.): aufbegehren, sich bäumen, frondieren; (bildungsspr.): rebellieren, revoltieren; (ugs.): auf die Barrikaden gehen/steigen, sich auf die Hinterbeine setzen/stellen, aufmucken, meutern; (geh. veraltend): aufstehen; (veraltet): trutzen.
© Duden - Das Synonymwörterbuch, 4. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]
Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe vermelden die Telefondienstleister einen Einstellungsbedarf, teilte die Agentur für Arbeit gestern in Stralsund mit. So würden in Call-Centern in Lietzow auf Rügen 50 Mitarbeiter und in Anklam rund 150 Mitarbeiter für Telefon-Jobs gesucht. ...
Prima Anzeigentext, doch die OZ verzichtete auf das Geld aus dem Verkauf einer entsprechenden Anzeige.
Das ist die Art der OZ, die Wirtschaft zu fördern, auf Ihre Kosten natürlich, statt endlich kritisch nachzufragen, welche Rolle die geringe Entlohnung in Anrufzentralen spielt und welche die Art der Arbeit.

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