16. Mai 2009

Journalistisch versagt, kritischen Leserbrief eingehandelt

Wie gewöhnlich in der Greifswalder Redaktion fragte der Redakteur nicht die Gegenseite, verletzte damit eine journalistische Grundregel und handelte sich einen Leserbrief ein, der einer Gegendarstellung nahe kommt.

Die OZ hatte am 13. Mai gemutmaßt:
WVG-Deal: Caffier rügt König Oberbürgermeister
Arthur König soll einem Parteikollegen einen Gutachter- Auftrag im Wert von 12 000 Euro überlassen haben.

Greifswald Hat Oberbürgermeister Arthur König (CDU) seinem Parteifreund und Anwalt Professor Frank Hardtke einen öffentlichen Auftrag zugeschanzt? Für ein Gutachten soll Hardtke einen Betrag von knapp 12 000 Euro kassiert haben – eigenhändig vergeben von König. Innenminister Lorenz Caffier (CDU) bewertete das Verhalten des Stadtoberhauptes als klaren „Rechtsverstoß“. ...
Soll kassiert haben, hat zugeschanzt? Hardtke wurde wie üblich nicht gefragt und wehrte sich:
Nicht mir persönlich, sondern der Rechtsanwalts- und Steuerberatungskanzlei Hardtke Svensson & Partner wurde durch die Universitäts- und Hansestadt der Auftrag erteilt, deren Interessen in der Angelegenheit der Anteilsveräußerung WVG zu vertreten. Hintergrund war keinesfalls eine von der OZ unterstellte Nähe unserer Kanzlei zur CDU. An der Bearbeitung der Problematik der Anteilsveräußerung WVG waren neben mir maßgeblich die Kollegen Dr. Axel Schmidt und Christian Pegel beteiligt. Bekannt ist, dass Herr Kollege Pegel SPD-Kreisvorsitzender ist. Weder meine Mitgliedschaft in der CDU, geschweige denn meine Kandidatur zur Bürgerschaftswahl haben deshalb etwas mit der Beauftragung unserer Kanzlei zu tun, sondern allein die fachliche Qualifikation der beteiligten Rechtsanwälte. ...

Die formaljuristische Antwort des Innenministeriums geht in der Darstellung durch die OZ an der Realität vorbei. Es handelt sich keinesfalls um einen Verstoß gegen das Vergaberecht. ...

In einem Fall daraus plakativ die Frage eines "Zuschanzen" aufzuwerfen, stellt billigen, reißerischen Journalismus dar. Dies umso mehr, als die OZ wieder besseren Wissens abschließend die Frage aufwirft, dass völlig offen bleibe, "was der geplatzte WVG-Verkauf die Steuerzahler wirklich kosten wird". ...
Die Frage, was es kosten wird, wird z.Zt. unterschiedlich beantwortet und ich vermute, wird nie endgültig geklärt werden.

Interessant ist auch die Auffassung der Greifswalder Grünen zu diesem Brief.

3 Kommentare:

  1. Manfred Peters16.5.09

    Für mich ist es nichts anderes als eine Gegendarstellung. Leserbriefe für Normalsterbliche, d. h. ohne Nähe zum Greifswalder Establishment werden in der Regel auf ein Drittel des zitierten LB gekürzt. Zum Vorgang selbst hier auch von mir ein paar weitere Kommentargedanken: http://blog.gruene-greifswald.de/2009/05/13/warum-der-korruptionsfall-konighardtke-kein-einzelfall-ist-die-stolpe-connection/comment-page-1/#comment-1079

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  2. Für Sie ist es eine Gegendarstellung, für mich indirekt auch; doch presserechtlich ist es keine.

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