9. April 2009

OZ jubiliert im Freudentaumel

Wie es sich für ein Regierungsblättchen gehört, titelte die OZ heute:
Prämie und Rabatte: Autokäufer jubeln
Gute Zeiten für Neuwagenkäufer. Zusätzlich zu der aufgestockten Abwrackprämie locken die Hersteller mit immer höheren Preisnachlässen. ...
Auf der Landesseite setzte die OZ das Gejuble fort:
Mehr Prämie erfreut Händler
Die Aufstockung der Abwrackprämie sorgt im Kfz-Gewerbe von MV für Aufatmen. Nun sei für die Kunden klar, dass es die 2500 Euro gibt. ...
Nur wer die Texte komplett las, erfuhr, dass es erhebliche Bedenken gegen die Subvention von Autohändlern und Autobauern gibt.

Kein Wort verlor die OZ darüber, dass die Abwrackprämie, besonders deren Verlängerung, reiner Wahlkampf ist, ein Wahlkampf, den nicht die Parteien, sondern alle Steuerzahler zu zahlen haben und der auf Kosten sinnvoller Investitionen, z.B. in Bildung oder Verkehrswege geht und damit auch die Abwracker trifft.

Hier zwei Lesehinweise:

Was wir von der Abwrackprämie haben: Nichts als Schulden

Warum nur alles in die Autoindustrie?

Hier ein Teil der Antwort:

Politiker streben demnach die Maximierung ihres eigenen Nutzens an und handeln eigennützig und rational. Dabei geht es ihnen nur in zweiter Linie um den Grad der Zielerreichung einer politischen Ideologie. Politiker vertreten demnach nicht vor allem „ideegeleitete“ Ziele, sondern versuchen stattdessen Medienvertreter, Lobbys und mächtige Verbände für das Ziel des Machterhalts oder Machtgewinns (und den damit verbunden Einkommens- und Prestigeerweiterungen) zu gewinnen und durch deren Fürsprache Einfluss auf eine Mehrheit an Wählerstimmen zu erringen.

Zuletzt noch ein Zitat des Medienwissenschaftlers Weischenberg:

Es kann nicht sein, dass die Medien die Wirklichkeit schminken. Was wir wollen, ist kompetent und wirklichkeitsnah informiert zu werden. Was nicht geht, ist aus Rücksicht auf die Konjunktur und das große Ganze die Nachrichten ins Positive zu drehen.

Dochdoch, das geht. Offensichtlich hat der Mann noch nie OZ gelesen.

Nachtrag, 19.10 Uhr:

Dass die OZ den Lesern verschweigt, dass Neuwagen in Polen wegen des günstigen Wechselkurses günstiger zu bekommen sind, ist eine Art Wirtschaftsförderung. Doch ist das die Aufgabe der OZ? Heute hatte ich diesen Eindruck.

Nachtrag, 19.55 Uhr:

Wegwerfgesellschaft in Potenz
Mit der auf fünf Milliarden Euro aufgestockten Abwrackprämie hat sich die Bundesregierung ein teures Wahlgeschenk für mittelmäßig verdienende Autoliebhaber ausgedacht ...

1 Kommentar:

  1. Ein Skandal ist doch wohl auch, dass die Bundesregierung von der Autoindustrie keine Gegenleistungen verlangt. Auch das war kein Thema in der regierungshörigen OZ.

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