25. März 2009

OZ stimmt unkritisch ein in Gürtelschnall-Aufruf

In der OZ wird die Rede des Kohlrouladenessers zusammengefasst, obwohl sie hier nachzulesen ist (Tun Sie es bloß nicht, ist vollkommen überflüssig, wie seine vorigen Reden und wie sein Amt; oder wissen Sie sich noch, was in seiner dritten Rede stand?).

Allerdings ist schon die Schlagzeile ein bildlicher Schlag ins Kontor:
Horst Köhler liest Bankern und Politikern die Leviten
Oha! Jetzt werden sie aber lieb sein, die Banker und Politiker, mindestens bis Weihnachten. Sonst gibt es keine Geschenke.
Die Leviten las ein Mann, der seit zehn Jahren wusste, was auf uns zukommt und uns nicht warnte. Pfui!
(Kennen Sie übrigens Leviticus? Dann wissen Sie auch, warum Leviten gelesen werden.)

Erinnern Sie sich noch an diese Schlagzeile, hier erwähnt?
Köhler liest Bankern die Leviten
Ist vier Monate her und der OZ überhaupt nicht peinlich. Und was hat das Lesen der Leviten gebracht?:

Deutsche Bank reduziert Steuerbelastung
Geschäfte in Oasen laufen weiter

Trotz steigenden Drucks betreibt die Deutsche Bank nach wie vor Geschäfte auf den Kanal- und Cayman-Inseln. ...

Oder dies:

Managerhaftung
Großes Einkommen kleines Risiko


Die Empörung war groß im Herbst vergangenen Jahres: Immer mehr Steuergeld drohte im schwarzen Loch namens Hypo Real Estate zu versickern. Schlagartig waren die Rufe nach einer schärferen Managerhaftung wieder da. Doch als am vergangenen Freitag im Bundestag über einen Gesetzentwurf beraten wurde, den eine Koalitionsarbeitsgruppe erarbeitet hatte, war von Haftung keine Rede mehr. ...


Wo ist die kritische Vernunft der Redaktion zu spüren, vielleicht im Kommentar? Vergessensis!
Es fehlt jeder kritische Abstand zum Inhalt der Rede. Besonders fies:
... Die Antwort: Wir alle müssen lernen, bescheidener zu werden, ein Immer-mehr kann es nicht geben. ...
Es geht schon wieder los: Ihr müsst die Gürtel enger schnallen, denn ihr alle seid schuld an dem Dilemma. Was für eine Frechheit!

Lesen Sie lieber hier eine ausführliche Analyse:

... Wir haben uns letztlich also selbst die hunderte von Milliarden eingebrockt, für die wir jetzt als Steuerzahler zur Stabilisierung der Finanzkrise geradestehen müssen, und deswegen müssen wir in Zukunft auch dafür bluten. ...
Da haben Banker mit kriminellen Mitteln Billionen verzockt und eingesackt, und jetzt sind wir alle der tiefere Grund für die Krise. Wo blieb Köhlers Vorschlag, wie diejenigen, die das Geld eingesackt haben, zur Verantwortung gezogen werden könnten?

War es vor der Krise die Wettbewerbsfähigkeit, so ist es nun die Krise, mit der begründet wird, warum die Bevölkerung den Gürtel enger schnallen soll. Die Zielrichtung bleibt immer die gleiche, nur die Begründung änderte sich. ...

Oder hier:

... Doch er verliert kein Wort über die gewaltigen Geldmengen der Wohlhabenden und die Leistungsbilanzüberschüsse von China, Deutschland und Japan, alles auf Kredit und für die Spekulation ausgeborgt, als Ursache der Krise. ...

Warum sagt er uns nicht, daß der Wohlstand nur bei einer Minderheit ständig zugenommen hat, daß die Arbeitseinkommen real seit Jahren zurückgehen, daß das Bruttoinlandsprodukt schon seit Mitte der 90er Jahre immer weniger wächst (Abbildung hier), daß auch das deutsche Wachstum zuletzt nur noch ein Scheinwachstum war, das auf der Kreditmaschine in USA und anderswo beruhte, und die deutsche Volkswirtschaft nun im Saldo in den letzten fünf Jahre gar nicht mehr gewachsen ist, wenn man das erwartete Ergebnis dieses Jahres einbezieht? ...

1 Kommentar:

  1. Anonym25.3.09

    Warum hat die Merkel und nicht das Staatsoberhaupt Köhler aufgemuckt, als der Papst den Holocaust-Leugner unter seine Fittiche nahm?

    Köhler und sein Tross kosten nur Geld!

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