28. November 2008

Arbeitsmarkt: Geschönte Statistik kopiert - wie immer

Lokalzeitungen veröffentlichen alle Monate wieder unverdrossen Arbeitslosenzahlen, sogar mit einer Stelle nach dem Komma, obwohl die Zahlen geschönt sind. Auch heute war wieder Märchenstunde in der OZ:
Wieder weniger Arbeitslose
... In der Universitäts- und Hansestadt sank die Quote gemessen am Oktober von 13,7 auf 12,8 Prozent, während sie in Stralsund im gleichen Zeitraum von 14,4 auf 14,5 Prozent anwuchs. ...
Oder auch hier:
Saisonende trübt Job-Bilanz
... Im Bereich der Geschäftsstelle Wolgast beträgt die Quote 16,1 (4066), in Anklam 20,8 (3106) und in Greifswald 12 Prozent (5091 Personen). ...
Wers glaubt, wird selig, denn mit der Statistik, von der OZ ohne kritisches Hinterfragen ins Blatt kopiert, werden Sie um die tatsächlichen Zusammenhänge betrogen, übrigens auch um einen Teil Ihres Geldes, das sie für die Zeitung ausgaben, denn die Zahlen besagen wenig, gaukeln jedoch eine Scheinwelt vor. (Mensch Martin, jetzt bloß nicht schon wieder das Abo kündigen!)

Ich bitte Sie, diesen Artikel zu lesen, in dem gleich mehrere Statistiklügen entlarvt werden. Stellen Sie sich mal vor, das täte die OZ, das Entlarven! Sie können es sich nicht vorstellen? Ich auch nicht!

Obwohl, sie könnte es, denn auch der OZ müsste eine Pressemitteilung der Bündnisgrünen,
Landesgeschäftsstelle MV, vorliegen.
Darin wird umfassend nachgewiesen, wie grundfalsch die Alg 2-Empfänger, nur ein Bereich in der Statistik, gezählt werden. Hier nur ein Auszug:

Bündnis 90/Die Grünen weisen aus Anlass der gestern veröffentlichten Zahlen zur Arbeitslosenstatistik darauf hin, dass diese Zahlen wenig bis nicht aussagekräftig sind. Die Statistik sei geschönt und habe mit den realen Verhältnissen im Land nichts zu tun.
"Viele, allzu viele tauchen in der Statistik nicht auf. Ein-Euro-Jobber, Arbeitslose in anderen Maßnahmen, Mini-Jobber etc. zählen offiziell nicht mit. Deutlich weniger als die Hälfte aller Männer und Frauen, die auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind, ist auch arbeitslos im Sinne der offiziellen Statistik", kritisiert Kochhan, sozialpolitischer Sprecher des Kreisverbandes Greifswald-Uecker-Peene.

Einer am 26.11.08 veröffentlichten Mitteilung des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) sei zu entnehmen, dass die Gründe, warum jemand als "nicht arbeitslos" gilt, im Dunkeln liegen. Ein solcher Nachweis sei zwar geplant, fehle aber zurzeit noch. Der Gestaltungsspielraum bei Produktion von Daten zur Arbeitslosigkeit sei deshalb nahezu grenzenlos, so das Institut in der Mitteilung.

In der Mitteilung des Bremer Institutes sollten die OZ-Redakteure nachlesen.

Hier die Raten der Alg 2-Empfänger vom Juni 2008, die als arbeitslos gezählt wurden:

Greifswald, Stadt 45,0%
Rostock, Stadt 46,3%
Stralsund, Stadt 43,9%
Nordvorpommern 43,7%
Ostvorpommern 48,1%
Rügen 41,4%
usw.

Es liegt vor, doch die OZ schert sich bisher nicht darum. Sie veröffentlicht Zahlen aus einer Statistik, die ein geschöntes Bild vom Ausmaß der Arbeitslosigkeit vermittelt.

Lesen Sie auch hier unter 1. die Zahlen nach, die zumeist nicht in den Zeitungen stehen.

Oder auch hier:

global news 1312 28-11-08: Arbeitsmarkt im November: Das letzte immer schwächere Hurra vom Arbeitsmarkt

Das statistische Eis, auf dem bisher immer die Bundesregierung und die meisten Medien mit ihren weit übertrieben optimistischen Botschaften vom Arbeitsmarkt tanzten, wird immer dünner und immer manipulativer. Trotz vieler „Bearbeitungen" der Statistik - nur noch wenig mehr als die Hälfte der Arbeitslosengeldzieher werden als arbeitslos registriert - lassen sich die Schwächen der Arbeitsmarktentwicklung nicht mehr verdecken. ...

Sehr gute Erläuterungen, eindeutige Diagramme - nur nicht für die OZ.

Nachtrag, 19.26 Uhr:

Die Sozialagentur Ostvorpommern teilt (indirekt) mit, dass rund 45 Prozent der Alg 2-Empfänger (erwerbsfähige Hilfebedürftige) lt. Statistik arbeitslos sind.

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