12. Oktober 2008

Wie die OZ mit einem Leserbrief umging

Hier berichtete ich über einen verschollenen Leserbrief. Er war nicht verschollen.

Die OZ antwortete auf die Nachfrage der Briefschreiberin:

... herzlichen Dank für Ihren Leserbrief „DVD: 2,5 Tonnen Sondermüll schon vor dem Bau“. Wir haben uns dennoch entschlossen, diesen Brief nicht zu veröffentlichen, da er falsche Fakten enthält. So lag die betreffende DVD nicht der Ostsee-Zeitung bei. Sie wurde lediglich durch unsere Vertriebsmitarbeiter verbreitet – genauso wie diese auch Baumarktprospekte oder gewöhnliche Briefe ausliefern. Zudem wurde die DVD ausschließlich an die Haushalte in Greifswald und Umgebung verteilt – und nicht im gesamten Verbreitungsgebiet. Ihre Aufrechnung ist deshalb leider ganz nicht richtig.

Zusätzlich weisen wir an verschiedenen Stellen darauf hin (z.B. auf der Seite 2 der Printausgabe), dass wir uns sowohl den Abdruck als auch die Kürzung von Leserbriefen vorbehalten. Dies dient nicht der Zensur, sondern lediglich dazu, die inhaltliche Korrektheit sicherzustellen.

Einen weiteren Leserbrief von Ihnen haben wir übrigens gestern auf unserer Homepage veröffentlicht.

Bleiben Sie uns gewogen, und schreiben Sie weiterhin Leserbriefe.
...

Natürlich kam niemand in der Online-Redaktion unaufgefordert darauf, die Leserbriefschreiberin über die Gründe der Nichtveröffentlichung zu informieren. Garantiert zu wenig Zeit, denn die Online-Redaktion erhält stets alle nötigen Daten eines Briefschreibers:


Es ist ein schwerer Fehler, so mit den Leserbriefen umzugehen, denn sie sind die einzige Verbindung, neben der Bankverbindung, die Leser und Verlag/Redaktion miteinander pflegen. Wer die Arbeit von Briefschreibern missachtet und schon gar nicht in den Zuschriften enthaltene Themen aufgreift, soll sich nicht wundern, wenn er weitere Leser einbüßt. Sie kommen nämlich zu dem einfachen Schluss: Unsere Meinung ist nicht erwünscht oder wird nicht ernst genommen. Wer keine Nachricht über die Gründe einer Nichtveröffentlichung erhält, kann natürlich folgerichtig auch auf den Gedanken kommen, es werde zensiert.
Hätte ein Redakteur der Schreiberin eine kurze Mail geschickt, hätte sie den Brief ändern können und er wäre wohl veröffentlicht worden.

Übrigens finde ich es putzig, einen großen Unterschied zu machen zwischen einer Beilage der DVD und einer "Verbreitung durch unsere Vertriebsmitarbeiter". Wahrscheinlich ist es technisch nicht möglich, in die Zeitungen maschinell DVDs zu legen.
Außerdem hätten "unsere Vertriebsmitarbeiter" die DVDs niemals verteilen können, wäre der Verlag nicht zumindest als Vermittler zwischen den Austrägern und Dong in Erscheinung getreten. Also, was soll das Herausgerede?

Wenn die DVDs nur in die Briefkästen jener OZ-Abonennten (Oder erhielt sie etwa jeder Haushalt? Interessante Frage! Nachfragen!) in Greifswald und Umgebung geworfen wurden, waren es knapp 14700 Stück, eine ganze Menge. Es wären also 220,5 Kilogramm Sondermüll verteilt worden, auch eine ganze Menge.

Ich stelle mir vor, die Redaktionsleiter gingen mit dem Beiträgen der Redakteure ebenso um, wie der Onliner mit dem Online-Leserbrief:
Der Redakteur kommt am Vormittag in die Redaktion, schaut in die Zeitung und findet seinen Text nicht. Er fragt seinen Chef, wo der Text geblieben ist. Dessen Antwort: "Hast Pech gehabt, denn der enthielt zwei Fehler. Sowas kommt nicht auf die Seite."

Ich kann jedem zahlenden OZ-Leser nur raten, sich nach dem Verbleib seines Leserbriefes zu erkundigen.

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