18. September 2008

Quark statt Information

Usedom-Peene-Zeitung schickte eine Insel auf hohe See (Das hat was!):
Usedom bei Null-Emission im Boot
Die Insel Usedom will beim Forschungs- netzwerk Null Emission mitmischen. Vertreter des Tourismusverbandes besuch- ten die Eberswalder Auftaktveranstaltung. ...
Ich stelle mir vor, wie diese Tourismusverbandelten in einem schaukelnden Boot von der Ostsee in den Bodden treiben und bei einem Netz(werk) mitmischen, wahrscheinlich so ähnlich, wie Karten gemischt werden. So haben sie natürlich keine Gelegenheit, die Boddenküste anzuschauen, die östlich von Lubmin durch den einen Kilometer langen Betonklotz des KKW verschandelt wird.

Da sie das vor lauter Netzwerkerei nicht mitbekommen, fällt ihnen auch nicht ein, dass dieser Betonklotz von einem noch weiteren Klotz mit 140 Meter hohem Schornstein überragt würde, würde das Kohlekraftwerk gebaut werden, aus dem Dreck und Gifte über die Insel verteilt würden, das zehn Millionen Tonnen CO2 in die Luft pusten würde, das zumindest das Boddenwasser beeinflusste, das Algenwachstum auch an der Ostseeküste vermehrte, usw. Solche Zusammenhänge fielen den Netzwerkern von der Insel einschließlich der Berichterstatterin durchs Netz, so gründlich, dass das Wort Kraftwerk oder gar Kohlekraftwerk in dem gesamten Artikel nicht vorkommt, schon gar nicht die Frage, warum Kraftwerksbauer Dong nicht ins Netzwerk geflochten wird. Vielleicht wegen der Null vor Emission?

Worum es den Netzwerkern geht? Keine Ahnung, oder können Sie aus diesen Textstellen erkennen, was mit Null Emission gemeint ist?
Unter dem Motto "Neue Wege in eine nachhaltige Industrielandschaft" starten das Bundesumweltministerium und das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement ein Null-Emissions-Forschungsnetzwerk, an dem sich Usedom beteiligen will.
Na, ist schon alles klar? Noch nicht? Dann vielleicht jetzt:
Wie die Vorsitzende gestern erklärte, gehe es darum praktikable Ansätze für die Mitwirkung an der Klimaschutzinitiative kennen zu lernen.
Immer noch nicht? Seien Sie doch nicht so begriffstutzig. Noch eine Hilfe:
Nach zwei Vorbereitungsgesprächen auf Usedom hätten sich z.B. kommunale Einrichtungen wie Kita, Schulen, aber auch Hotels und andere Beherbergungsbetriebe für Energie- und Effizienz-Checks als denkbar erwiesen.
Aber jetzt! Effizienzchecks, das sagt doch alles! Ihnen nicht? Also weiter:
"Der Verband sieht hier die enge Verbindung von touristischer und kommunaler Entwicklung, auch hinsichtlich Energie, Wasser und Abwasser, Abfall und Verkehr, und insofern eine große Bedeutung für die Umsetzung des Tourismuskonzeptes" ...
Das soll Journalismus sein?

Keine große Rolle spielt, dass nach Swinemünde und Misdroy nun auch das polnische Umweltministerium endlich aufgeklärt werden will über das, was da am Bodden gebaut werden soll. Dass Deutschland Vereinbarungen mit Polen nicht einhält, indem die Behörden Polen immer noch nicht über das geplante Bauvorhaben informierten, wird den OZ-Lesern vorenthalten. Der NDR 1, Radio MV, berichtete vorgestern, dass die Geduld des polnischen Umweltministeriums am Ende ist.

Stattdessen wird den Lesern der Quark von Null Emission vorgesetzt und die Leser bezahlen auch noch dafür.

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