15. September 2008

Kohlekraftwerke: Gesundheitministerium hat Befürchtungen

In einer siebenseitigen Stellungnahme an das StAUN vom 14. Februar äußerte das Gesundheitsministerium große

... Befürchtungen hier im Hause und im LAGuS hinsichtlich der Auswirkungen des geplanten Steinkohlekraftwerkes im Seebad Lubmin besonders auf die Badewasserqualität in der Region und damit auch auf die Entwicklung des gesamten Gesundheitstourismus ...

Das Ministerium für Soziales und Gesundheit steht in der Verantwortung für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung, aber auch für die Rehabilitationseinrichtungen und die Kur- und Erholungsorte des Landes, insbesondere auch deren weitere Anerkennung als Seebäder und Kurorte.

Die absehbaren Auswirkungen des geplanten Kraftwerkes, vor allem die schon nach den eigenen Darlegungen des Antragstellers ganz erhebliche Erwärmung des Greifswalder Boddens, können die weiteren Entwicklung des Gesundheitslandes Mecklenburg-Vorpommern schwer beeinträchtigen. Dies würde dann eintreten, wenn es als Folge der Erwärmung über mikrobiologische Prozesse zu einer erheblichen Verschlechterung der Badewasserqualität und ggf. aufgrund von EU-Recht zur Sperrung einzelner Strandabschnitte in der Region kommen würde. Es drohte dann die Aberkennung des Kurortstatus einzelner betroffener Orte, was für den Tourismus, aber auch für die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern sehr negative Folgen haben würde.

Zudem drohen Zwangsgelder der Europäischen Union bei Verstoß gegen die EU-Badewasserrichtlinie, die fordert, die Verunreinigung der Badegewässer herabzusetzen, um sie vor weiterer Qualitätsverminderung zu bewahren. Dieses verbindliche EU-Gebot nicht nur zur Vermeidung von Qualitätsminderung, sondern sogar zur Herabsetzung bestehender Verunreinigung, also zur Verbesserung bestehender Qualität, macht übrigens sehr deutlich, wie verfehlt im Hinblick auf die aktuellen verbindlichen Anforderungen der Hinweis darauf ist, dass schon der Betrieb des damaligen Atomkraftwerkes zu einer erheblichen Erwärmung des Boddens geführt habe. Denn das Gebot zur Vermeidung von Qualitätsminderung, ggf. zur Verbesserung der bestehenden Qualität bezieht sich auf den jetzigen Zustand des Badewassers ohne die geringste Einleitung von Kühlwasser.

Bereits mit Schreiben vom 26. Oktober 2007 hatte ich, gerichtet an das die Arbeitsgruppe leitende Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, gebeten, eine Nachbegutachtung zu der Frage „Mögliche Auswirkungen der Temperaturerhöhung auf hygienisch relevante Mikroorganismen im Badewasser sowie auf die Entwicklung der Cyanobakterien“ einzuholen. ...
Mit Schreiben vom 13. Dezember 2007 ist mir vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus mitgeteilt worden, dass das Gutachten der TÜV NORD Umweltschutz GmbH & Co. KG vom 14. November 2007 die von mir geforderten Aussagen enthalten soll. Dieser Wertung vermag ich nicht zu folgen.

Diese Fragen sieht das Ministerium als ungeklärt an:

Gefährdung durch Krankheitserreger
Welche Veränderungen bezüglich Überlebensrate und Vermehrung von pathogenen Erregern wie Bakterien oder Viren sind durch die Kühlwassereinleitung zu erwarten?

Gefährdung durch Legionellen
Welche Folgen hat eine mögliche Legionellenvermehrung im Kühlwasser für die Badewasserqualität im Greifswalder Bodden und ist eine gesundheitliche Relevanz auszuschließen?

Überwachung der Badewasserqualität
Würden die Indikatorparameter für die Überwachung ausreichen, wenn durch eine Temperaturerhöhung das Artenspektrum verändert wird?

Abiotische Faktoren
Welchen Einfluss hat das erwärmte Kühlwasser auf die Sauerstoffsättigung im Greifswalder Bodden und hat dies Auswirkungen auf das Keimspektrum sowie eine mögliche Vermehrung? Inwieweit besteht ein Einfluss auf die Entwicklung des Phytoplanktons? Kann die Verringerung der Sauerstoffkonzentration zu einer Massenentwicklung von Algen beitragen - und wenn ja: welche Arten wären es?

Gefährdung durch Blaualgen
Wird die Temperaturerhöhung das Wachstum von toxischen „Blaualgenblüten“ beeinflussen? Ist eine nachteilige gesundheitliche Auswirkung auf den Menschen auszuschließen?

Gefährdung durch Makrophyten
Kann ein vermehrtes Wachstum der Makrophyten zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen beim Baden führen oder indirekt eine Keimvermehrung begünstigen?

Das waren allein aus Sicht des Ministeriums weiterhin ungeklärte Fragen, für deren Antwort sich alle Touristiker auf dem Festland und den Inseln interessieren müssten. Oder meinen sie weiterhin, dass alles gehe sie nichts an?

An die knallharten Rechercheure der OZ:
Das alles ließ sich in den Dong-Unterlagen nachlesen.


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