Der Politik-Messias zeigte Zähne
Es war die bisher wohl wichtigste Rede des Barack Obama. Der Rede-Künstler enttäuschte seine Anhänger mit seinem fulminanten Abschluss-Auftritt auf dem Wahlkonvent der US-Demokraten nicht: Er wurde sogar konkret und attackierte seinen Gegner John McCain.Abgesehen von der reißerischen, bei der großen Stiefschwester BILD abgeschauten, Schlagzeile, die nichts als Kommentar ist, erinnert mich der eingestreute Mini-Kommentar mit der wohl wichtigsten Rede an die Reklame mit der wohl längsten Praline der Welt.
Was soll denn daran so wichtig gewesen sein für die zahlenden OZ-Leser? Und was heißt "wohl"? Es bedeutet, dass der Autor nicht weiß, ob es die bisher wichtigste Rede war. Das ist Informationsnebel, keinen Cent wert.
Verwirrend statt informierend ist die Verlagerung des Wortes "nicht" von der Stelle, wo es hingehört hätte, neun Wörter weiter ("Nur wer seine eigene Sprache mag, kann kreativ sein").
Im Übrigen ist natürlich auch eine Verneinung in einem Bericht eine schlechte journalistische Leistung. Wenn er seine Anhänger nicht enttäuschte, erfüllte er deren Erwartungen. Aber lieber tippte der Vorspannschreiber kommentarischen Wortbrei zusammen.
Richtig witzig finde ich, dass Obama richtig konkret gewesen sein soll.
Einige dieser konkreten Passagen der wohl bisher wichtigsten Rede fand jemand in der Mantelredaktion so bedeutend, dass sie ins Blatt kopiert wurden:
So attakierte Obama seinen Wahlkampfgegner oder Wie er seine Zähne zeigte:
Über John McCain: Er "hat die Uniform unseres Landes mit Tapferkeit und Auszeichnung getragen, und deswegen schulden wir ihm unsere Dankbarkeit und Respekt."(Nun weiß ich, was gemeint ist, wenn die OZ schreibt, jemand zeigte seine Zähne: Er lächelte freundlich.)
Wenn das eine Attacke sein soll, interessierte mich, was Obama sagen würde, müsste er McCain bildlich Honig ums Maul schmieren.
Hier noch mehr Konkretes:
Über die Bush-Bilanz: "Heute sind mehr Amerikaner ohne Arbeit, und mehr arbeiten härter für weniger Lohn. Mehr von euch haben ihr Haus verloren und mehr beobachten, wie der Wert ihres Hauses abstürzt. Mehr von euch haben Autos, die ihr euch nicht mehr leisten könnt, Schulgeld, das nicht mehr in eurer Reichweite liegt."
Über seine Maßstäbe: "Wir messen die Stärke unserer Wirtschaft nicht an der Zahl der Milliardäre oder an den Gewinnen im Fortune 500."Na?, Wissen Sie jetzt, was Obama vorhat, sollte er Präsident werden?
Obamas Theatervorstellung, nichts anderes war es, hätte eine Meldung wert sein können, nämlich die, dass statt konkrete Ziele zu nennen geschwafelt wurde und das theatergerecht inszeniert war.
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