17. Juli 2008

Unratgeber für die schöne Welt der privaten Altersvorsorge

Die OZ ratgeberte nach einem Telefonforum. Was dabei herauskam, fordert Gegenrede heraus.
OZ-Telefonforum zur Altersvorsorge
Fiskus langt bei Pensionen zu

Bei der Anlage für das Alter werden steuerliche Aspekte kaum berücksichtigt. Ein umfangreicher Vergleich schützt vor bösem Erwachen. ...
Was im gesamten Artikel nicht erwähnt wurde, dass z.B. Direktversicherungen in der Sparphase noch ganz andere Aspekte haben. Ich wiederhole mich, damit Sie nicht im übertragenen Sinne in eine Falle laufen:

Entgeltumwandlung: Für gesparte Beiträge gibt es keine Rente

Wer einen Teil seines Gehalts in die betriebliche Altersvorsorge steckt, spart zwar Rentenbeiträge ein, bekommt aber auch weniger Rente. ...

Und dazu dies:

... In der x-ten Wiederholung kommt hier die Ergänzung: Das betrifft auch alle anderen Sozialversicherungszweige. Jeder beitragsfrei umgewandelte Euro bedeutet:

* weniger Rente
* weniger Krankengeld
* weniger Übergangsgeld
* weniger Arbeitslosengeld I
* weniger Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes
* weniger Kurzarbeitergeld

Es ist also nicht mal ein Nullsummenspiel, sondern bei so genannten gebrochenen Erwerbsbiografien bzw. längeren Krankheiten ein Verlustgeschäft. Eigentlich logisch: Wieso sollten Menschen, die Sozialversicherungsbeiträge sparen, im Versicherungsfall so behandelt werden, als würden sie ungemindert Beiträge zahlen?

Ist das die ganze Wahrheit?:
Bei einer Rentenversicherung wird Ihnen eine lebenslange Leibrente garantiert.
Halbwahr (und dann auch noch "bei")! Sie wird zwar lebenslang garantiert, jedoch nicht die Höhe der Rente. Der sog. Überschussanteil kann komplett gekürzt werden, entfällt zwar im o.g. Beispiel einer Sofortrente, aber nicht für aufgeschobene Renten, also solche, die über mehrere Jahre angegespart werden.

Doch es kann noch schlimmer kommen, wie der Finblogger schon 2005 schrieb:

Denn selbst die angeblich "garantierte" Rente ist mittlerweile nicht mehr verlässlich, wie heute das Versicherungsjournal berichtet.
Bislang war es so: Wer eine "aufgeschobene Leibrente" (erst einige Jahre einzahlen, dann Rente) vereinbart, kriegt einen Prognose- und einen Garantiewert genannt. Der Prognosewert ist das, mit dem der Lebensversicherer wirbt. Die Angabe zur späteren Rente ist aber völlig unverbindlich. Von 1000 Euro prognostizierter Rente sind typischerweise 600 bis 700 Euro reine Hoffnungszahlen. Nur 300 oder 400 Euro davon waren bislang garantiert. Auf diesen Betrag, der üblicherweise einer Rendite unter Inflationsniveau entspricht, konnte sich der Kunde verlassen.
Selbst damit ist es jetzt offenbar vorbei. Der Willkür werden die Türen immer weiter geöffnet. Ich finde: Wer trotz solcher Klauseln immer noch von Garantien spricht, führt die Kunden bewusst in die Irre.

Ist das die ganze Wahrheit?:
Je höher Ihr Alter, desto mehr profitieren Sie.
Wer jung stirbt, profitiert weder mehr noch weniger, sondern büßt mit dem Leben auch viel Geld ein. Richtig ist, dass ein Versicherter sehr alt werden muss, um überhaupt eine Rendite zu erzielen:

Und für eine Kundin Jahrgang 1975 rechnen die Aktuare schon mit einer Lebensdauer von 99 Jahren. Gehört sie dann noch zum Kreis der Akademiker oder ist sie sogar Beamtin, wird sie nach deren versicherungsmathematischen Berechnungen mit großer Wahrscheinlichkeit die 100 überspringen.

Ist das die ganze Wahrheit?:
Damit Ihre Ehepartnerin vom Vertrag profitiert, falls Ihnen relativ früh etwas zustoßen sollte, können Sie eine Rentengarantie vereinbaren.
Nein! Natürlich muss der Versicherte die Garantie extra bezahlen, bzw. erhält er eine geringere Rente.

Ist das die ganze Wahrheit?:
Ich habe 30 000 Euro auf verschiedenen Festgeldkonten und Fonds. Jetzt werde ich 65 Jahre alt und brauche das Geld als Zusatzrente. Kann ich die ab 2009 greifende Abgeltungssteuer umgehen?

Ja, wenn Sie das Geld in eine Sofortrente einzahlen und sich daraus eine jährliche Rente überweisen lassen. ... Lassen Sie sich mehrere Angebote machen und vergleichen Sie garantierte Leistungen und versprochene Rendite.
Was die Versprechen angeht: siehe oben.

Es ist unverschämt, die Person per OZ legal zu betrügen, ohne Kenntnis der Fonds eine Sofortrente anzuraten, um Steuern zu sparen. Der Unratgeber weiß nicht einmal, wie hoch die Rente des Fragenden ist. Daher ist gar nicht klar, ob der Rentner überhaupt Steuern zahlen wird und also die Abgeltungssteuer ganz oder z.T. zurückfordern kann.

Fehlte nur noch das Sparbuch als Altersvorsorge! Da aber kein Sparkassenvertreter dabei war, sondern einer der Versicherungswirtschaft, wurden die Leser dieses Mal verschont.

Was in dem Forumsbericht getan wurde, hat in den beschriebenen Passagen nichts mit Rat geben zu tun, aber viel mit Drückerkolonne, als deren Werkzeug sich die OZ hergab. Dafür bezahlen Leser!

Der OZ-Redakteur hätte nur in das OZ-Archiv oder in dieses Blog zu schauen brauchen, um dies zu finden.

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