5,5 Millionen statt 3,6 Millionen Arbeitslose

Arbeitslosenzahl so niedrig wie seit 1995 nicht

Die Zahl der Erwerbslosen in Mecklenburg-Vorpommern ist im Februar um 1700 auf 144 200 gesunken - auf den niedrigsten Februar-Wert seit 1995. Die Quote liegt nun bei 16,3 Prozent nach 16,5 Prozent im Januar und 19,3 Prozent vor einem Jahr, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesarbeitsagentur gestern in Kiel mitteilte. ...

Richtig, das teilte sie mit. Jedoch war das nicht alles:

Auch dauert der wirtschaftliche Aufschwung an: 2007 wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 7500 auf 509 000 im Dezember. ...

Einmal abgesehen davon, dass Leiharbeiter auch sozialversichert sind, ist die Zahl dieser Beschäftigungsverhältnisse um 1,5 Prozent gestiegen, in einem Jahr, ein Aufschwung, der mich schwindelig macht - vom Kopfschütteln über so viel Übertreibung.

Wenn ich den Fehler einrechne, könnte der Zuwachs auch 0,5 oder 2,5 Prozent betragen. Denn den Anmerkungen zur Statistik, die in dem Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur zu finden sind. (Sie umfassen mittlerweile zwölf Seiten) steht im ersten Abschnitt:

Der Bestand an sozialversicherungspflichtigen und geringfügig entlohnt Beschäftigten wird auf Basis der Meldungen von Arbeitgebern zur Sozialversicherung ermittelt. Aufgrund der Abgabefristen und des Meldeflusses sind stabile statistische Ergebnisse erst nach 6 Monaten zu erwarten. Um jedoch dem Bedürfnis nach zeitnäheren Ergebnissen gerecht zu werden, wird monatlich zusätzlich der Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 2 und 3 Monaten Wartezeit ermittelt und auf 6-Monatswerte hochgerechnet. Diese Hochrechnung ist notwendig mit Unsicherheiten verbunden. Der Fehler der Hochrechnung liegt bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung deutlich unter einem Prozent, bei der geringfügig entlohnten Beschäftigung bei über 2 Prozent. Trotz dieser geringen Abweichung ist zu beachten, dass die mit den hochgerechneten Beständen errechneten Veränderungsraten mit höheren Unsicherheiten verbunden sind als die Bestände selbst.
Hervorhebung von mir.

Doch das sind Kleinigkeiten (die allerdings die Frage provozieren, warum die Zahlen mit Kommastellen angegeben werden. Sie täuschen Genauigkeit vor, sonst nichts.) zu dem, was Monat für Monat in der Berichterstattung der meisten Medien, und dazu gehört immer die OZ, verschwiegen wird: das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit. Deshalb dienen die Zahlen der Propaganda nicht der Information.

Ich berichtete häufig. Lesen Sie Aktuelles auch hier, hier, hier und hier nach.
Bsp:

Rechnet man alle (Menschen ohne Beschäftigung) zusammen, dann kommt man nach vorläufigen Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit auf mehr als 5,5 Millionen Arbeitslose und auf eine Quote von 13,2 Prozent. Das IAB rechnet damit, dass dieser Wert in diesem Jahr auf etwa 4,8 Millionen Menschen sinken wird. Dies wäre der niedrigste Stand seit 17 Jahren.


In keinem der Berichte über das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit fand ich, dass kranke Arbeitslose nicht arbeitslos sind, sondern als arbeitssuchend geführt werden und nicht in die AL-Statistik eingehen. Es dürften mehrere zehntausend Menschen sein.

Pikant:

Das Saisonkurzarbeitergeld
Die Gewährung des Saison-Kug und der ergänzenden Leistungen hat zum Ziel, Arbeitnehmer bei saisonalen Arbeitsausfällen in der Schlechtwetterzeit nicht in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, sondern sie im Betrieb zu halten und damit die Beschäftigungsverhältnisse zu stabilisieren. Das Saison-Kug vermeidet Arbeitslosigkeit bei saisonalen Arbeitsausfällen wie witterungsbedingtem Arbeitsausfall oder wirtschaftlichen Ursachen (Auftragsmangel) für Arbeitnehmer des Baugewerbes.
Mitteilung des IAB

Die Bauarbeiter arbeiten nicht, sind dennoch nicht arbeitslos.
(Das erinnert an alte Zeiten: 1990/91 gab es das Null-Stunden-Kurzarbeitergeld im Osten. Schon damals wurde getrickst, um die Arbeitslosenquote schönzurechnen.)
Die Leistung wird aus den Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung bezahlt. Ist das nicht witzig?