5. Dezember 2007

Kohlekraftwerk: offene Fragen

Heute Aufmacher auf der Titelseite (Ich schreibe lieber nichts zu der Schlagzeile):
Kraftwerk Lubmin: Jetzt blocken die Dänen
Drei Oppositionsparteien im Kopenhagener Parlament wollen die Investition des Energiekonzerns Dong Energy am Greifswalder Bodden stoppen. In Dänemark dürfen wegen der CO2-Emissionen keine Kohlekraftwerke mehr gebaut werden. In Dänemark ist Streit um das geplante Steinkohlekraftwerk Lubmin entfacht. Angeheizt durch einen kritischen Bericht im dänischen Fernsehen, kündigten drei Oppositionsparteien im Kopenhagener Parlament an, die Zwei-Milliarden-Euro-Investition des Energiekonzerns Dong Energy stoppen zu wollen. ...
Nicht angeregt, sondern angeheizt (Warum diese BILD-Zeitungs-Wortwahl? Warum diese Meinungsäußerung?) durch einen kritischen Bericht wollen Dänen den Kraftwerksbau verhindern, den Regierungschef und Wirtschaftsminister und Leute in Vorpommern herbeisehnen, die sich wunder was ausrechnen, wenn das Kraftwerk gebaut wird.

Im Text fand ich:

Lubmins Bürgermeister Klaus Kühnemann (parteilos) sagte der OZ, Mitarbeiter von Dong hätten ihm Geld für klamme Gemeindekassen angeboten. Es sei ihnen um gute Nachbarschaft gegangen. "Solche Geschäfte mache ich nicht. Wenn man sich bedanken will, macht man das hinterher  nicht vorher, zeigte sich Kühnemann empört. Dong-Chef Andreas Eldrup erklärte, dies sei völlig normale Praxis" ...
Kühnemann sollte geschmiert werden, ein normaler Vorgang auch für die OZ?
Wo bleibt der Kommentar zu solchen Vorgängen.
Kommentiert wurde dagegen u.a. Putins Wahlsieg. Klar, der ist ja auch weit weg.

Wo bleibt die Überlegung, dass Dänen gegen den Kraftwerksbau sind, uns vor der Dreckschleuder bewahren wollen und die Ringstorff-Regierung nicht einmal vor Lügen zurückschreckt, um den Kraftwerksbau zu rechtfertigen? Was steckt wirklich hinter dem Drang der Regierung, das Kraftwerk unbedingt bauen zu lassen? Wozu brauchen die Leser die OZ?

Wo bleibt die Nachfrage an die Mitglieder der Verbandsversammlung, die kürzlich die Bauhöhe im geplanten Kraftwerksgelände von 20 auf 150 Meter änderte
(20 Meter hätten nicht einmal für die Schallschutzwand gereicht), und an Dong Energy, ob sie geschmiert wurden? Wenn sie behaupten, dass sei nicht der Fall, kann die Aussage zitiert werden. Das wäre ausgewogene Berichterstattung.
Der freie Mitarbeiter Offel fragte aber nicht. Zu einer solchen Veranstaltung einen Freien zu schicken, grenzt an Verantwortungslosigkeit und zeigt, wie wichtig der Redaktion die Vorgänge sind.

Aber selbst wenn der Lokalchef eine Veranstaltung, die im Dom, besucht, ist eine brauchbare Berichterstattung nicht garantiert. Wer niemanden fragt, kann auch keine Tatsachen mitteilen, sondern muss journalistischen Nebel verbreiten. Ich nehme an, belegen kann ich es nicht, da ich nicht dänisch verstehe, dass das dänische Staatsfernsehen, 2. Programm, ausführlicher für die Zuschauer in Dänemark berichtete als der Lokalchef für seine Leser, die das Kraftwerk direkt betreffen würde. Die dänischen Fernsehleute hatten nämlich die Veranstaltung im Dom zum Anlass genommen, über die Pläne für Lubmin zu berichten.


Und was ist mit dieser Information der Bürgerinitiative?

DONG energy, durch eine 75 %-ige Beteiligung im Grunde ein dänisches Staatsunternehmen, ist auf 590 Mio. Euro Schadensersatz von anderen dänischen Energieanbietern verklagt worden, weil DONG der illegalen Preisabsprache bezichtigt wurde. Sie wurden für schuldig befunden. Das wirkt höchst unseriös.

Stimmt diese Aussage? Wird die OZ nachfragen?

Übrigens informierte die OZ zusätzlich:
Wissenschaftler der Uni Rostock haben vor negativen Folgen des Kohlekraftwerks Lubmin auf den Tourismus gewarnt. In einem bislang unveröffentlichten, 108-seitigen Gutachten heißt es, die größte Gefahr liege in einem Imagerisiko für die gesamte Region. Politischer Streit und negative Berichterstattung könnten zu einem touristischen Nachteil werden. ...
Aha, das ist die größte Gefahr! Und welche Gefahren sind die zweit,- drittgrößten? Warum fragte niemand danach?

Also lieber Schnauze halten und nichts verraten, dann bekommen die Touristen später nicht mit, was aus dem Boddenwasser geworden ist und was aus der Luft auf sie herabrieselt. Statt umfassend aufzuklären, lieber vertuschen? Auch das wurde in der OZ nicht kommentiert.

Achso, beinahe hätte ich vergessen, für die OZ und ihre Top-Informationen Werbung zu machen:

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