5. Mai 2006

Vorfreude auf Kriegsanzetteler

Unter der Schlagzeile
„Eine Revolution für den Tourismus“
berichtete die Stralsunder Zeitung, dass US-Präsident Bush im Sommer Stralsund besuchen wird.
... Ganz aus dem Häuschen ist die Leiterin der Tourismuszentrale, Birgit Wacks, an diesem sonnigen Mai-Donnerstag. „Wenn der wichtigste Mann in der Welt neben dem Papst herkommt, ist das ein
einmaliges Ereignis. Und eine Revolution für den Tourismus in unserer Stadt. Das ist doch die beste Werbung“, schwärmt sie. „Jetzt wird Stralsund weltweit in den Medien sein. Ich bin begeistert.“
Auf der OZ-Titelseite las ich:
Stralsund strahlt: Bush kommt zu Besuch
Und auch dort wurde eine Revolution angezettelt:
... Die Chefin der Tourismuszentrale, Birgit Wacks, sagte euphorisch: „Für mich ist das wie die Wende – revolutionär.“ Oberbürgermeister Harald Lastovka (CDU) verspricht sich von der Visite in der Weltkulturerbe-Stadt touristische Nachwirkungen ...
Was ist eine Revolution?

1. [gewaltsamer] Umsturz der bestehenden politischen u. sozialen Ordnung. 2. Aufhebung, Umwälzung der bisher als gültig anerkannten Gesetze od. der bisher geübten Praxis durch neue Erkenntnisse u. Methoden (z. B. in der Wissenschaft)

Ich finde diese Wacks-Zitate peinlich. Warum bewahren die Redakteure diese Frau nicht davor, sich so zu blamieren?

Warum fragte niemand z. B. die Landrätin der Insel Rügen, was sie darüber denkt, dass ihre Insel während des Besuches sehr wahrscheinlich vom Festland abgeschnitten sein wird? Der Besuch des Kriegsanzettelers findet voraussichtlich in der Hochsaison statt. Stralsund wird einige Stunden im Belagerungszustand verbringen müssen und anschließend so schnell vergessen sein, wie es vorher unbekannt war.

Was auf die Stralsunder zukommt, beschrieb die OZ sogar:
Höchste Alarmstufe für die Polizei

... In die Rheinland-Pfälzische Landeshauptstadt verschlug es Bush am 23. Februar 2005. Für den „transatlantischen Schulterschluss im Kampf gegen den Terrorismus“ wollte er werben. „Für uns waren es fünf harte Wochen“, erinnert sich die Mainzer Polizeisprecherin Heidi Nägel, „für die Mainzer eine Zeit der Belastung.“ Wochen vorher mussten auf Forderung der Amerikaner Garagen, Schuppen, Hausflure, zum Teil auch Wohnungen durchsucht und versiegelt werden. Drei Fahrtrouten, je nach Programmwunsch des Präsidenten, mussten gesichert werden. Dazu eine Geheimroute für den Notfall. Überall hieß es: „Fenster zu, Türen zu, Gullys zu.“
Für den Besuchstag hätten die Amerikaner „kein Publikum auf der Straße“ gewünscht, etwa als sich die First Lady, Laura Bush, im Gutenberg-Museum umschaute. Folge: Menschenleere Zonen in der Stadt .
..

Darauf freuen sich die Stralsunder?

Für solchen Irrsinn fand OB Lastovka diese Worte:

... Stralsunds Oberbürgermeister Harald Lastovka (CDU) sieht das gelassen. „Wir waren schon einmal Festung“, witzelt er, „vor 400 Jahren bei der Belagerung durch Wallenstein“. Man sei siegreich daraus hervorgegangen. ...

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