20. Februar 2012

Sie werden eingelullt

Das hätte die Titelgeschichte werden können:
Krankenhauskeim: Todesfälle im letzten Jahr verdoppelt
Kliniken verstärken Kontrollen und suchen dringend Hygieneexperten.

In Mecklenburg-Vorpommerns Kliniken und Pflegeeinrichtungen stecken sich immer mehr Menschen mit dem gefährlichen Krankenhauskeim MRSA (Methicillinresistenter Staphylococcus) an.
...
Stattdessen wurde das Polittheater um den zukünftigen Grüßaugust episch ausgebreitet und natürlich auch eine Blickpunktseite mit Gequake gefüllt. Von kritischem Abstand zum Grüßaugust-Kandidaten war nichts zu lesen, von hochwertigem Hintergrund auch nichts. Gefüllt wurden die Spalten vor allem mit dem, dem gestern Abend sogar Bunkerbewohner nicht entgehen konnten, also wertlosem Zeug.
Ein paar Beispiele:
Alle für Gauck: Rostocker wird erster Mann im Staat
Union und Opposition einig: Joachim Gauck neuer Bundespräsident. ...
Die Schlagzeile ist zweideutig, denn nur die am Geschacher um den Posten Beteiligten einigten sich (Danke für den Hinweis!). Ansonsten gibt es gegen die Vorinthronisierung heftige, begründete Widerrede, von der OZ-Leser nichts erfuhren.

Die Unterzeile ist falsch, denn zur Opposition gehört die Partei Die Linke, die in die Verhandlungen gar nicht erst einbezogen wurde. Kommt nicht so drauf an? Hier wird Einigkeit vorgetäuscht, nicht von einem PR-Büro der Regierung, sondern von der OZ.
Vom Fischland ins Schloss Bellevue
Der einstige Rostocker Pfarrer am Ziel seiner Träume.
...
Tatsächlich? War das das Ziel des Freiheitskämpfers Gauck, das er sich erträumt hat? Wer hat ihn gefragt? Im Text las ich nichts dazu und schließe daraus, dass es sich um eine Erfindung handelt.

Jetzt kommen die Sätze, deren Inhalt sich widerlegen lässt:
... Der Widerstand gegen das SED-Regime, gegen Diktatur und Bespitzelung hat den späteren Pfarrer in Rostock-Evershagen sein ganzes weiteres Leben geprägt. Im Herbst 1989 predigte er in Rostock über die „tötende Selbstgerechtigkeit“, der er die „rettende Gerechtigkeit“ gegenüberstellte. ...
Dort wurde der Kirchenmann zum Sonderbeauftragten für die Stasi- Unterlagen gewählt. ... Bei der Aufarbeitung der riesigen Aktenhinterlassenschaft habe er auf das Spezialwissen der Insider nicht verzichten können. ...
Hier etwas über den sog. Widerstandskämpfer Gauck, kopiert aus einem Brief aus dem Jahr 2011 an ihn (Es lohnt, ihn komplett zu lesen, denn den Inhalt wird die OZ weiterhin verschweigen.):
... Nun, zur politischen Opposition in der DDR hat Gauck nicht gezählt. In den systemkritischen Friedens- und Umweltgruppen im Umfeld der Evangelischen Kirchen trat er nicht in Erscheinung. Im Netzwerk der Oppositionsgruppen war er nicht vertreten. An der Oekumenischen Versammlung, die 1988 und 1989 die wichtigsten Freiheitstexte gegen die SED und ihre Politik veröffentlichte, hat Gauck nicht teilgenommen.
Es gibt keinen Text von Joachim Gauck, der in der DDR von Hand zu Hand gereicht wurde. In den Publikationen, die in der DDR von kritischen Gruppen illegal herausgegeben wurden, taucht der Name Gauck als Verfasser nicht auf. Joachim Gauck hat sich im Oktober 1989 in Rostock dem „Neuen Forum“ angeschlossen. Vorher ist ein politisches Engagement gegen den repressiven Staat nicht auszumachen. Im Kontext der Oppositions-Geschichte der DDR ist Joachim Gauck ein Bürgerrechtler der letzten Stunde.
... Gaucks Talente und Verdienste haben sich nach der deutschen Einheit auf ziemlich eindrucksvolle Weise gezeigt. Vorher, zu Zeiten der DDR, war davon nichts zu hören und zu ahnen. ...
Hat er aufarbeiten lassen? Im technischen Sinne schon, denn Zerrissenes wurde zusammengefügt, Akten geordnet. Und sonst?
Bis heute ist das Verhältnis von Gauck zur Stasi nicht geklärt; es ist ein - freundlich ausgedrückt- zwiespältiges, im Freitag nachzulesen, in einem Text aus dem Jahr 2000:
... Großen Raum nahm im Gedankenaustausch Gauck-(Stasi-Offizier)Terpe das Problem DDR-Übersiedler ein. Terpe: "Gauck äußerte, dass er selbst in seiner Gemeinde dahingehend wirksam werden will, dass er die ihm dort bekannten Übersiedlungsersuchenden durch Gespräche, mehrmalige Gespräche beeinflussen will, damit sie in der DDR bleiben." Terpe dankte dafür. - Deutlicher kann man eine Zusammenarbeitsbereitschaft kaum formulieren. Pastor Gauck nahm im Sinne des MfS, der SED, des Staates Ausreisewillige an die Brust.
Pastor Gauck beschimpfte ausreisewillige junge Angehörige der Intelligenz wie auch Ärzte und Jugendliche, sie besäßen "nur eine Unterentwicklung im Punkt Heimatgefühl". Das Verschweigen politischer Gründe kann als Demutshaltung gegenüber dem MfS-Hauptmann gewertet werden.
Hauptmann Terpe dankte Pastor Gauck "für seine Initiativen und für seine langfristig gute Zusammenarbeit". Ausdrücklich verwies der Stasi-Mann darauf, dass er nicht nur persönlich dankt, sondern dass der Dank vom Ministerium für Staatssicherheit insgesamt kommt. - Wofür, Herr Gauck? Allein eine Passage dieser Art hat ausgereicht, Tausende Menschen aus ihrer Berufs- und Lebensbahn zu werfen.
Pastor Gauck erklärte, das Gespräch mit Hauptmann Terpe habe ihn angenehm überrascht, es habe ihm viel gegeben. Er glaube, "dass das MfS einen echten positiven Beitrag zur Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft einbringen wird" - Auch diese Passage wäre anderen zum Verhängnis geworden. ...
Ob Gauck als Behördenchef Aufarbeiter war? Sie dürfen daran zweifeln. Aus einem Text aus dem Jahr 2010:
... die Generallinie des Bundesbeauftragten sei leider eine andere gewesen, schreibt ebenda der Anwalt Kurt Neumann, Mitautor des Berliner Parteiprogramms der SPD: "Es ging mehr um strafrechtliche Verfolgung, um die Säuberung des öffentlichen Dienstes und die Ächtung von mißliebigen Politikern. Früher nannte man das Zersetzung." Man staunte über die Schärfe der Verdikte, wonach es dem bekennenden Antikommunisten Joachim Gauck weniger um Aufklärung als um Anklage ging. Der einstige hessische SPD-Innenminister Horst Winterstein kam im "Lesebuch" zu dem Schluss: "Im Umgang mit den Stasi-Unterlagen musste ich mehr und mehr den Eindruck gewinnen, dass die Gauck-Behörde in ihrem Zusammenspiel mit einigen Medien an Verfassungsgrundsätzen vorbeiwirkt." Er beklagt, dass der "evangelische Großinquisitor" selbstgerecht glaubt, unbequeme Leute einer "öffentlichen Treibjagd" aussetzen zu können. Ohne Wissen der Betroffenen würden bestimmten Medien Belastendes zugespielt, ergänzt durch einseitige Interpretationen; gleichzeitig Entlastendes zurückgehalten. Unerschütterliche Aktengläubigkeit verhindere einen quellenkritischen Umgang. Das Landgericht Berlin bestätigte später solche Praktiken. Im Fall Gysi konnte es sich "des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der Erstellung des Gutachtens an der gebotenen Objektivität und Neutralität gefehlt hat. Es fällt auf, dass für den Beklagten sprechende Umstände entweder als unerheblich abgehandelt oder sogar zu Lasten des Beklagten gewürdigt werden". ...
Auf der Blickpunktseite:
Präsidenten-Poker bis zum Schluss
Fast wie die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ wirkte das Gerangel um die Wulff-Nachfolge. Weil Angela Merkel ihren Widerstand gegen Gauck aufgab, war der Weg für ihn frei. ...
Anders sah das der Kommentator aus dem chicen Hauptstadtbüro:
Triumph über kleinliche Parteitaktik
Die Auswahl des Präsidenten wäre fast zum Geschacher geworden.
...
Der Autor sollte ins Pressebüro der Kanzlerin wechseln.
... Joachim Gauck, der frühere Rostocker Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler ist nicht mehr nur der „Präsident der Herzen", er wird es auch in Wirklichkeit. Mit Gauck wird ein „Bürger-Präsident" kommen, der Wahrhaftigkeit, Volksnähe und gleichzeitig ein festes Wertegerüst mit ins Schloss Bellevue bringt. All das, was bei seinem Vorgänger so schmerzlich vermisst wurde. Gauck genießt bereits jetzt das Vertrauen, das dem Amt des Bundespräsidenten zuletzt abhanden kam. ...
Wenn man (?) so will, ist Gaucks Nominierung ein Triumph der öffentlichen Meinung, des Bürgervotums über kleinliche Parteitaktik. ...
Ich fasse es nicht. Diese öffentliche Meinung, der sich ich viele andere nicht anschließen, ist durch Medien wie die OZ herbeigeschrieben worden, durch Vernebelung, Schönschreiberei, kritikfreies Gesülze.

Hier ein paar Gegenstimmen:
... Nun muß ich aber erklären, warum ich Ihnen (Joachim Gauck) heute überhaupt schreibe. Den letzten Anstoß dazu gab ein Bericht über Ihre Rede auf dem Pfarrertag der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Nachzulesen in der kirchlichen Sonntagszeitung vom 26.Juni 2011. Vielleicht kann ich gar nicht deutlich genug machen, warum mich dieser Bericht so erregt hat. Vielleicht liegt es daran, dass die Zitate aus Ihrer Rede mich in einer Weise herausfordern, die mit mir und meinem Selbstverständnis als Bürger aus der alten, westlichen Bundesrepublik zu tun haben.
Ich will das an kleinen Beispielen erläutern: Sie polemisieren, wie Sie das ja schon bei Ihrer Dankesrede zum Börne-Preis getan haben, gegen Margot Käßmann. Sie können davon ausgehen, daß ich kein Käßmann-Fan bin und auch keiner mehr werde. Aber Käßmanns Satz: Nichts ist gut in Afghanistan, ist ein Epochen-Satz, der bleiben wird. Nun lese ich "Natürlich kann man sagen, es sei nicht alles gut in Afghanistan. Aber wo ist denn schon alles gut? In Frankfurt hier? In Preungesheim?" ( So das Zitat aus Ihrer Pfarrer-Tags-Rede). Sie vergleichen die Situation eines Krieges in Afghanistan mit sozialen Spannungen in Frankfurt und Preungesheim. Das ist intellektuell so dürftig ( aber ich will ja freundlich sein, also sagen wir), das ist intellektuell so übersichtlich, dass ich nur den Kopf schütteln kann.
...
Und noch dies: In jeder der letzten Reden, die ich von Ihnen wahrgenommen habe, beschreiben Sie sich als einen "linken, liberalen Konservativen". Dass ich diese Selbstwahrnehmung nicht nur als eitel, selbstverliebt und unernst empfinde, hat auch damit zu tun, dass ich in Ihren Reden rechte Sprachmuster erkenne, die mich besorgt machen.
Und:
... Für das Erwerbslosen Forum ist Gauck "eine unglückliche Entscheidung für Menschen in Armut". Der Forumssprecher Martin Behrsing erinnerte an Kommentare von Gauck zu aktuellen Protestbewegungen.
"Wer Menschen, die bereits 2004 gegen die geplante Hartz-IV-Gesetzgebung demonstrierten, als töricht und geschichtsvergessen bezeichnet und die Occupy-Bewegung mit seiner Kapitalismuskritik für unsäglich albern hält, muss sich fragen lassen, ob er wirklich ein Bundespräsident für alle werden kann."
Gauck kritisierte die Kritiker der Hartz-IV-Gesetze vor allem, weil sie sich in die Tradition der Montagsdemonstrationen in der Endphase der DDR stellen. Das sei "töricht und geschichtsvergessen", monierte Gauck. Während es bei den Demonstrationen 1989 um fundamentalen Widerstand gegen das DDR-Regime gegangen sei, handele es sich bei den Erwerbslosenprotesten um "eine Opposition in einem demokratischen System". Eine ähnliche Kritik an den Erwerbslosenprotesten äußerte damals auch die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld, die heute zum rechten Flügel der Union zählt und schon seit Wochen für eine zweite Chance für Gauck geworben hat. ...
Schließlich hatte Gauck Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ausdrücklich für seinen Mut bei der Hartz-IV-Reform gelobt:
"Als Gerhard Schröder einst die Frage aufwarf, wie viel Fürsorge sich das Land noch leisten kann, da ist er ein Risiko eingegangen. Solche Versuche mit Mut brauchen wir heute wieder."
So ist es durchaus verständlich, wenn soziale Interessenverbände hellhörig werden. Auf Foren von Erwerbslosen wird Gauck daher noch heute als "Theologe der Herzlosigkeit" bezeichnet. Die Publizistin Jutta Ditfurth nannte Gauck in einem Kommentar als "Prediger der verrohenden Mittelschicht".
Tatsächlich könnte Gauck anders als Wulff als Präsident ein Wir-Gefühl erzeugen, das keine sozialen Interessen mehr zu kennen scheint und "aus Liebe zu Deutschland" zu noch mehr Opfer und Verzicht mobilisiert. Wenn man einige Pressereaktionen nach seiner Nominierung liest, zeigt sich, dass solche Befürchtungen so grundlos nicht sind.
Und:
... Der sympathische Stasi-Jäger Gauck als Präsident aller Deutschen, darauf muß erst mal einer kommen! In bezug auf das Ost-West-Verhältnis wäre wohl nur Birgit Breuel ein noch deutlicheres Signal gewesen, die Treuhand-Chefin und Ausverkäuferin der DDR-Restindustrie. “Ihr könnt uns mal”, ruft das Establishment den ehemaligen DDR-Bürgern und den Linken zu – eine tendenzielle Gleichsetzung, die dem politischen Kalkül entspricht. DDR-Nostalgiker und Links, das ist demnach eine Mischpoke. Unnötig zu betonen, daß sie alle bei der Stasi waren oder zumindest “Mauer und Stacheldraht” rechtfertigen. Was die neoliberalen Rückzugsgefechte der politischen Opposition permanent vor die Füße eimern, man kann es nicht mehr hören. ...
Und:
... Was Christian Wulff mit der Ausstrahlung eines ewigen Oberprimaners nicht zuwegebracht hat, das könnte Joachim Gauck mit seinem Charisma (das ihm nicht abzusprechen ist) bei vielen Menschen hierzulande durchaus glücken: sozialspalterisches Gedankengut hineinzutragen in unser Land, zutiefst verrohendes Denken, eine Propaganda völliger Mitleidslosigkeit. Ich meine konkret: die Bürgerinnen und Bürger davon zu ‚überzeugen’, daß der Abbau unseres Sozialstaates, daß insbesondere Hartz-IV, diese staatlich betriebene Verelendung von Millionen Menschen in der Bundesrepublik, doch eigentlich eine prima Sache sei. Hier einige Beispiele, mit welch pastoralen Segenssprüchen Ex-Pfarrer Gauck diese alltäglich praktizierte Menschenverachtung namens Hartz-IV seit Jahren versieht:Bereits im Sommer des Jahres 2004 bezeichnete Joachim Gauck die Bürgerinnen und Bürger, die gegen das Menschenverelendungsgesetzeswerk Hartz-IV demonstrierten, als „töricht und geschichtsvergessen“ – allein deshalb, weil diese Menschen den Begriff der „Montagsdemonstrationen“ wiederaufleben ließen (Quelle: RP-Online vom 09.08.04). Ich meine: so spricht einer, der sich – ohne Mitleid den Arbeitslosen gegenüber – als Gefangener der eigenen Lebensgeschichte erweist.Joachim Gauck hat die Sozialstaatsverpflichtung der Bundesrepublik gegenüber den Hilfsbedürftigen mit den Worten kritisiert: „Diese Reduzierung des Lebensglücks auf Wohlfahrt und Wohlstand halte ich nicht für kindlich, sondern für kindisch“. Die Forderung nach Wohlfahrt aller sei „Reduzierung des Lebensglücks“, sei „kindisch“? Ich meine: mit solcher Eiseskälte spricht kein mitfühlender Mensch, sondern ein Mann, der sich offenkundig eher als Steißtrommler der Nation versteht. Und offenbar das Grundgesetz nicht kennt. Doch weiter:Joachim Gauck hat die humanen Grundmotive der menschenwürdigen Existenzsicherung für alle Menschen in der Bundesrepublik mit dem Verdacht belegt: „Wir stellen uns nicht gerne die Frage, ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen.“ (Quelle: Welt-Online vom 07.06.10). „Uns“? – Nun, ich meine: mit dieser wörtlichen Übernahme von Thesen aus den Propagandaschriften der Unternehmer-Organisation „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (siehe deren Broschüre: „Mehr Freiheit für Eigeninitiative“!) stellt sich Gauck auf die Seite der Sozialstaatsvernichter in diesem Land und liefert diesen Vorwände für noch bösartigere Kürzungen im Sozialbereich. Außerdem klingen auch in dieser Aussage von ihm die Töne einer Schwarzen Pädagogik durch.Und schließlich: Joachim Gauck hat die Zerstörung unseres Sozialstaats mit den folgenden Worten gefeiert: „Als Gerhard Schröder einst die Frage aufwarf, wie viel Fürsorge sich das Land noch leisten kann, da ist er ein Risiko eingegangen. Solche Versuche mit Mut brauchen wir heute wieder“ (Quelle: Die Welt vom 07.06.10). Das ist im Klartext ein Plädoyer für noch mehr Menschenverelendung in diesem Land. Und was hier „Mut“ genannt wird, ist in Wahrheit nichts anderes als Brutalität.Ich meine: mit derartigen Äußerungen reiht sich Joachim Gauck ohne jede Einschränkung ein in die Front jener PolitikerInnen, die mit der Agenda 2010 über Millionen von Menschen in bitterstes Unglück zu stürzen vermochten.  ...
 Und (2010):
... Dabei ist es erstaunlich, wie eine Partei, deren Ziel der Demokratische Sozialismus ist - die SPD -, nun einen fundamentalen Antisozialisten vorschickt, der Sozialismus nur als Gegensatz zu Demokratie denkt und damit auch künftig jeden dritten oder vierten Weg ausschließt. Er will bewahren, was ist. Zwar hat er als SPD- und Grünen-Kandidat der Selbstcharakterisierung "konservativ" ein "links" beigefügt. Aber das Unchristliche am Casino-Kapitalismus ist ihm bislang so wenig in den Sinn gekommen wie das biblische Zinsverbot. Dass die Schöpfung bedroht sein könnte, ist nicht sein Thema. Unter denen, die Schwerter zu Pflugscharen in Afghanistan forderten, war seine Stimme nicht zu hören. ...
Und:
... Der Demokratie Schaden - des Bloggers Freud'
Was für ein grandioser Glücksfall! Arbeit ist gesichert! Material für Texte, für Polemiken, für Glossen. Ein passender Präsident für diese Republik. Ein Pfaff', der"Freiheit in Verantwortung" als Lebensmotto führt, der Freiheit jedoch nicht anLeben in Würde orientiert, sondern an der Freiheit, sich eine alternative Brücke aussuchen zu dürfen, unter denen man Obdach findet. Besser konnte sich die Junta der vier etablierten Parteien gar nicht absprechen. Niemand sonst könnte den Zeitgeist adäquater vertreten als der Theologe der Herzlosigkeit - er erhebt seine an Ketten gelegte Freiheitsrhetorik ins Metaphysische, entkleidet sie von sozialen Kategorien. Freiheit ist nur Freiheit, wenn sie nichts kostet - Arbeitslose und Niedriglöhner können demnach nur Freiheit beanspruchen, wenn sie unentgeltlich eingefordert wird. Der Sozialstaat an sich ist somit letztlich keine Schmiede der Freiheit, sondern ein unfreiheitliches Schattenreich.
Der Mann, der fünfzig Jahre lang an keiner freien Wahl teilnehmen konnte, der aber beharrlich auf freie Wahlen hoffte, der aus seinem theologischen Bunker heraus dem Endsieg harrte, sei ein leuchtendes Freiheitsbeispiel. Der Endsieg der Freiheit, wie er meint - der Endsieg des Kapitalismus: was er wirklich meint! Den Bunker gab es nie, der fast-schon-präsidiale Theologe fügte sich in die gefühlten "killing fields der DDR", sprich: in das System - und vergünstigt wurde dieses Arrangement auch noch. Davon weiß er heute nichts mehr. Wie gesagt, fünfzig Jahre wartete er auf eine freie Wahl - und nun wird er als Sieger aus einer Wahl hervortreten, in der es entweder keinen Gegenkandidaten oder lediglich einen Alibi-Kontrahenten gibt. ...
Und:
... Jetzt haben uns Grüne und SPD einen Populisten in der Nähe der neuen Rechten als Wahlkönig eingebrockt. Rotgrün hat taktiert, wollte aus der Minderhreitsposition heraus die Koalition zerlegen. Das Kasperletheater hatte Erfolg. Und nun? Gauck geht mal gar nicht!
Von den Medien gefeiert und, so scheint es, dem Stimmvieh geliebt wird der designierte Bundespräsident der BRD Joachim Gauck.
Ein Kommunistenjäger, der die DDR fast schon schlimmer findet als den NS-Staat. Einer, der die Oder-Neiße Grenze bedauert und Kiegsverbrechern gedenkt.Ein "linker" Konservativer, der den Sozialstaat als Wurzel des "Totalitarismus" sieht. Ein Lobbyist für Rund-Herum-Privatisierung. Einer,der Politiker dazu aufruft, sich klarer auszudrücken und dabei Sarrazin für dessen "Mut"(Abscheu gegen den Rand der Gesellschaft zu schüren und dabei viel Gled zu verdienen?)lobt. Ein "Bürgerrechtler" für den Überwachungsstaat. Quelle(n)
Ein beliebter Populist, diesmal (vielleicht) ohne geguttenbergten Doktortitel. Einer, hinter den sich gleich die ganz große Koalition versammelt. Sie kennen keine Parteien mehr, nur noch Deutsche. Dass ist die Message nach der klüngeligen Schmierenkomödie 
...
Ich füge noch hinzu:
Ein Mann, der sich nicht gegen den Krieg in Afghanistan ausspricht, kann nicht die Masse der Bürger vertreten, denn die ist gegen den Krieg. Das wird er auch nicht tun. Er wird der Präsident der steinernen Herzen werden, Präsident der Mächtigen und ihrer Polit-Marionetten. Er ist genau und einzig für sie da; er vertritt nur sie. Insofern ist er genau der richtige Kandidat. Wer glaubt, er vertrete uns alle, sollte noch einmal die Texte durchlesen, natürlich nicht die aus der OZ.

Das alles und noch viel mehr hat OZ-Leser nichts anzugehen.
Ich wünsche weiterhin viel Spaß mit Ihren Abonnement.

5 Kommentare:

  1. Anonym23.2.12

    Die Linke verschweigt aber auch, dass in der DDR mehr Nazis in der SED aufgenommen wurden als in allen anderen Parteien.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ehemaliger_NSDAP-Mitglieder,_die_nach_Mai_1945_politisch_t%C3%A4tig_waren#Sowjetische_Besatzungszone_und_Deutsche_Demokratische_Republik

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    1. Edward23.2.12

      Das habe ich doch gerade schon mal gehört? Ach ja, von der Wollweber-Lengsfeld bei der Will-Runde. Dann muss es ja stimmen. Mann, o mann. Dein Link dokumentiert doch auch, wie viele ehemalige NSDAP-Mitglieder (ob die dann wirklich Nazis waren, genauso: ob alle sED-Mitglieder wirklich Kommunisten waren?) in der ach so demokratischen Bundesrepublik aufgenommen wurden.
      Erstens kommt es darauf an, was für Leute aufgenommen wurden. Die SED machte da schon Unterschiede, ob (nachweislich) aktiv oder (mutmaßlich) Mitläufer. Ich bezweifle, ob das im Westen auch so war. Wenn ich da beispielseweise an KZ-Entwickler Lübke als Bundespräsident denke.
      Aber das Entscheidende in Ost und West war zweitens, wie sich die Leute seit dem Neubeginn verhalten haben. Da können die modernen Hexenjäger von heute, die früher als Bürgerechtler für Minderheiten eintraten, sich eine Scheibe abschneiden. 20 Jahre nach Neubeginn sollte zählen, was die Leute jetzt machen und nicht was sie in Jugendjahren (guten Glaubens) für Fehler gemacht haben.

      Ich habe in Rostock übrigens auch schon munkeln hören, dass Gauck Kontakte zur Stasi gehabt haben müsse. denn seine in den Westen abgehauenen Söhne hätten den Pfarrer in Evershagen besuchen können. Wo gab's denn sowas? nach zehn Jahren als Chef der Stasi-Akten sei natürlich nichts mehr zu finden. Könnte was dran sein. Ob man mal die BILD auf die Spur hetzt?

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  2. Zur Munkelei in Rostock und anderswo gibt es ausreichend Hinweise. Hier nur einer:

    Was besagen Gaucks Stasi-Akten?

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  3. Anonym23.2.12

    BILD auf die Spur zu hetzen, ist ein vergebliches Unterfangen, denn BILD hat entschieden, Gauck zu promoten und hat sich damit auch durchgesetzt. Da können noch so viele Kontakte mit der Stasi ans Licht kommen, BILD wie auch STERN, SPIEGEL u.a. meistgelesene Gazetten werden kein Wort darüber verlieren. Da die Mehrheit der Deutschen für Gauck for president ist, muss dem Volk aufs Maul geschaut werden, denn nur das bringt Auflage. Braucht es noch mehr Beweise, dass hierzulande die Medien die öffentliche Meinung manipulieren?

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    1. Anonym28.2.12

      Ich würde gar nicht behaupten, dass BILD ihn niemals fallen lassen würde. Jedenfalls hat man ein gutes Druckmittel: man hat ihm geholfen und kann ihn vielleicht sogar mit Stasi-Akten oder anderem Wissen der DDR-Zeit erpressen. Z.B. damit er sich nicht wie Wulf für Migranten einsetzt. Denn das gefiel BILD bestimmt nicht.

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