17. Januar 2012

Einseitige Befüllung (aktualisiert)

OZ-Wirtschaftsweise geben vor, herausgefunden zu haben:
Kippt das Siegel „Made in Germany“?
Wirtschaft und Politik laufen Sturm gegen Brüsseler Überlegungen.
... Es geht um nichts weniger als das traditionelle Qualitätssiegel für deutsche Produkte. Meldungen, wonach EU-Kommissar Algirdas Semeta die Verwendung von „Made in Germany“ einschränken will, lösen heftige Reaktionen aus. Die Bundesregierung wolle das Siegel kraftvoll und entschieden verteidigen, bekräftigte Regierungssprecher Steffen Seibert gestern. ...
Außerdem, protestierte Rösler, sei es grundsätzlich falsch, erfolgreiche Markenzeichen europäischer Exporte auszuhöhlen.
Wenn jemand etwas aushöhlte, waren es deutsche Unternehmen und nicht ein EU-Kommissar, denn:
Der Streitpunkt: Das Siegel soll nur noch solche Produkte auszeichnen, die mindestens zu 45 Prozent aus deutschen Wertstoffen bestehen. Bisher gilt laut EU-Regeln das Land als Herkunftsland, in dem die letzte wirtschaftliche Bearbeitung vorgenommen wurde. Also auch dann, wenn 90 Prozent im Ausland gefertigt wurden und die Ware am Ende nach Deutschland kommt. ...
All das verräterische Geschrei und Bonzengeschwafel entlarvt die unternehmerfreundliche OZ nur indirekt:
Die Bezeichnung „Made in Germany“ — in Deutschland hergestellt — war ursprünglich als Schutzmaßnahme für die britische Wirtschaft gedacht. Nach dem 1887 erlassenen britischen Handelsmarkengesetz mussten alle nach Großbritannien eingeführten Waren als ausländische Erzeugnisse gekennzeichnet sein. ...
Wenn die Rohstoffe in anderen Staaten gekauft werden, um sie im rohstoffarmen Deutschland zu verarbeiten, ist das einzusehen. Alles andere ist für mich nicht Made in Germany sondern Täuschung und war ursprünglich ja auch der Hinweis, dass etwas tatsächlich in D. hergestellt worden war und nicht nur ein Etikett, um Käufer auszutricksen. Käufer werden hinters bildliche Licht geführt, wie es im Handel/Einzelhandel Alltag geworden ist.

Zum Thema auch dies, dass das Gejammer von Unternehmern, mit dem die OZ den Text einseitig befüllte, ins rechte Licht rückt:
Verbraucherschützer wenden sich in der Diskussion über eine mögliche Verschärfung der Brüsseler Regeln für das Gütesiegel „Made in Germany“ gegen Etikettenschwindel. „Was drauf steht, muss auch drin sein“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, der „Passauer Neuen Presse“. „Dieser Grundsatz gilt für Verbraucher nicht nur bei Lebensmitteln, sondern natürlich auch für Industriegüter.“

Nachtrag, 18. Februar:
Hier noch ein Auszug aus einem Kommentar:
Manchen Marketingleuten ist aber offenbar nicht die Qualität wichtig, die das Produkt wirklich hat, sondern, dass die Kundschaft glaubt, Qualität zu bekommen. Das verspricht "Made in Germany" – aber die Worte halten ihr Versprechen längst nicht mehr. Die Frage, was sich "Made in Germany" nennen darf, wird nicht mehr in der Produktion entschieden, sondern von spitzfindigen Marketing-Spezialisten und Juristen. Die meinen, es käme auf den letzten wichtigen Produktionsschritt an, wenn der in Deutschland stattfindet, dann ist es "Made in Germany".
Die Ergebnisse sind absurd und zeigen, dass es offenbar schon lange nicht mehr darum geht, ein Versprechen zu halten. Letztlich werden die Verbraucher damit hinters Licht geführt, ihr Vertrauen wird verraten.

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