13. September 2011

Getarnte Werbung

Die Greifswalder Redaktion verspricht:
Ab Donnerstag mehr Spannung im Schulalltag
... mit den Langweilern des Tages, mit Märchenstunden, Partei- und Impfpropaganda, Schönschriften aller Art, mit Häppchenjournalismus ...?
Übermorgen ist es soweit.
Das ist ein typischer erster Satz eines Amateurs.
Dann startet die Lese-Lounge der OSTSEE-ZEITUNG im Greifswalder Humboldtgymnasium. In einer gemütlichen Sitzecke im Aufenthaltsraum der Schule können die jungen Leute dann täglich die OZ lesen. ...
Ich gehe davon aus, dass die OZ dem Gymnasium die Zeitungen kostenlos stellt oder zu einem Freundschaftspreis; ist ja schließlich nichts anderes als Werbung fürs Blatt. Wenn das mal nicht bildlich nach hinten losgeht.
Natürlich hat das laut OZ nichts mit Werbung zu tun, sondern:
Das Projekt soll die Medienkompetenz der Schüler verbessern und ihre Allgemeinbildung fördern.
Ich weiß nicht, wer das in der OZ ausgeheckt hat. Ich fürchte nur nach sechseinhalb Jahren OZ-Beobachtung, dass das OZ-Lesen die Medienkompetenz nicht verbessern kann und die Allgemeinbildung keineswegs gefördert wird. Wer glaubt, was in der OZ steht, kann sich in einigen Fällen aber mächtig dem Spott tatsächlicher Auskenner preisgeben. Wer außerdem nicht in Bunkern lebt, wird die OZ schnell wieder beiseite legen.
Zugleich wollen wir die Lese-Lounge mit Leben füllen, dort öffentliche Redaktionskonferenzen und andere Projekte veranstalten, die zum Lehrplan in den unterschiedlichen Jahrgängen passen. ...
Wer ist wir? Doch nicht etwa OZ-Redakteure, jene, die noch nicht einmal genug Zeit verschwenden, um wenigstens ein ganz klein wenig zu recherchieren? Diese Leute sollen nun auch noch die Zeit aufbringen, vor Schülern aufzutreten? Wenn das passieren sollte, wäre ich gern dabei - als Schülerbeschützer.

3 Kommentare:

  1. Anonym13.9.11

    Was sagt die Lehrerschaft dazu?
    Ich dachte die Zeiten für Agitation und Propaganda, in denen die Schüler die Einheits-SED-Zeitung lesen mussten, gehören lange der Vergangenheit an.
    Die Lehrer sollen sich nicht an den Schülern versündigen und ihnen dieses Verblödungsblatt aufdrängen.
    Sollte "Verblödungsblatt" gelöscht werden, bitte, bitte, es ist trotzdem eins.

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  2. Nein, es ist kein Verblödungsblatt, siehe z.B. den Bericht über die Hähnchenschlachtung in Grimmen oder die meisten Kommentare Burmeisters, der allerdings Zuarbeiter ist. Es kommt aber vereinzelt vor, dass Leser verblödet werden, falls die Leser Bunkerbewohner sind, will heißen, sich allein auf die OZ verlassen.
    Deshalb rate ich immer wieder dringend davon ab, sich allein auf die OZ zu verlassen.

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  3. Anonym14.9.11

    Es kommt aber "vereinzelt" vor, das Leser verblödet werden...
    vereinzelt? Nee, das kommt in allen wichtigen Dingen und Lebensbereichen der Bürger vor.
    Später, ja später, wenn das Kind schon im Brunnen liegt, dann kann die OZ auch mal etwas kritischer werden.
    Nu is aber nauch!
    Zuarbeiter Burmeister, ja gut und die Hähnchenschlachtung-Sauerei, gut gut, nur warum da und woanders nicht und ganz woanders noch viel dreister und verlogener. Nee nee, die Oz is nich ganz gar backt.

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