26. September 2011

Aufgeblasene und breitgewalzte Nummernschild-Identität

Greifswalder Zeitung:
85 Prozent der Greifswalder wollen HGW-Kennung behalten
Daran zweifle ich, denn es waren 85 Prozent der befragten Greifswalder.
Die Botschaft ist eindeutig: 85 Prozent der Einwohner wollen ihr HGW-Kennzeichen am Auto unter keinen Umständen mehr hergeben. Lediglich zwei Prozent lehnen dieses Autokennzeichen ab. „Auf einen Greifswalder, der das HGW-Nummernschild ablehnt, kommen 41 Hansestädter, die es haben wollen“, erläutert Prof. Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn. Das HGW am Auto sei die Marke der Hansestadt, mit der sich der übergroße Teil der Bevölkerung identifiziert.
Wer bezahlt den Professor dafür? Sie, liebe Leser, ich und alle anderen zahlen dafür.
Die von Bochert ins Leben gerufene Initiative befasst sich mit der Möglichkeit, mehrere Kfz-Kennzeichen pro Landkreis wieder einzuführen. Zusammen mit seinen Studenten hat er im vergangenen Jahr in 20 Städten in MV umfangreiche Befragungen in der Bevölkerung durchgeführt.
Wie diese Befragungen abliefen, wurde nicht gefragt. Die Antwort könnte helfen, die Aussagekraft der Erhebungen einzuschätzen.
„Das Thema ist angesichts der Bildung des Großkreises Vorpommern-Greifswald aktueller denn je“, so Bochert. 
Ausgerechnet für Greifswald ist es aktuell, denn:
Greifswald mit seinem HGW-Kennzeichen sei dabei eindeutig im Vorteil, denn im Zuge der Gebietsreform habe das Innenministerium den Fortbestand des Kennzeichens auch für künftige Zeiten garantiert. 
Aha, und deshalb muss das Thema in der Greifswalder OZ breitmöglichst ausgewalzt werden. Der wahre Grund war, dass sich mit dem Kram blitzschnell Spalten füllen ließen.
„Dennoch tut die Stadt gut daran, das Thema nicht ganz aus den Augen zu verlieren, auch wenn es die Zusage aus Schwerin gibt, dass HGW bleibt“, sagt der Professor. Denn seiner Ansicht nach könnten sich andere Kommunen des neuen Großkreises zurückgesetzt fühlen.
Seiner Ansicht nach? Hat er keine Fakten? Doch: 
Auch dort wollen viele Einwohner ihre alten Autokennzeichen zurück: im benachbarten Wolgast beispielsweise sind 80,6 Prozent der Einwohner für die Wiedereinführung von WLG, in Pasewalk (PW) sind es 80,7 Prozent, in Anklam (ANK) 77,6 Prozent. ...
Ich zweifle daran. Bitte beachten Sie die auf ein Zehntel genau angegebene Prozentzahl. Das ist aufgeblasene, dennoch nur Scheingenauigkeit - einfach nur lächerlich, die auch noch in voller Ahnungslosigkeit wiederzugeben.

Was mich interessierte: nicht nur wie, sondern auch, wie viele und wer befragt wurde. Wurden nur Autobesitzer gefragt? Keine Ahnung, die OZ hat auch keine, spielt auch keine Rolle, wenn Spalten schnell befüllt werden müssen.
Er appelliert deshalb an die Politiker, sich für die Zulassung mehrerer Kennzeichen in einem Großkreis einzusetzen. „Damit würde die vorpommersche Identität besser erhalten bleiben als mit einem VG-Kennzeichen für Vorpommern-Greifswald“, ist er überzeugt.
Was ist das, vorpommersche Identität? Ein Nummernschild soll Identität stiften?

Mir ist es piepegal, was auf den Nummernschildern an meinem Auto steht. Meinetwegen kann XYZ statt OVP auf dem Schild stehen.

Kann mir jemand erklären, warum wegen Nummernschildern solch ein Gewese veranstaltet wird? Haben die Leser, der Hochschullehrer, die zuarbeitenden Studenten und alle Vorpommern in einem der ärmsten Landstriche des Armenhauses M-V tatsächlich kein wichtigeres Probleme, als ihr Autokennzeichen zu behalten (Nummernschilder mit neuen Bezeichnungen gäbe es doch sowieso nur für neu zugelassenen Autos.)?

1 Kommentar:

  1. Edward26.9.11

    nun ja, ist nicht das wichtigste Thema. Aber ich denke schon, dass es viele interessiert. Und wenn schon mal ein auswärtiger Professor sich dazu äußert, muss man das schon in die Zeitung bringen. Du hast ja auch einigen Nonsens in deinem Blog, weil es dir wichtig ist.
    Mir bestätigt der Artikel wieder mal die Unsinnígkeit mancher universitärer Forschungen.
    Mich würde zum Beispiel interessieren, wieso ein Heilbronner Professor hier oben ist, wer diesen Unsinn bezahlt und warum er diese "Initiative ins Leben gerufen" hat.

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