18. August 2011

Verlautbarungsjournalismus

Was nutzt Lesern, dies zu wissen:
Arbeitgeber wollen Pfleger aus Indien holen
Gleich noch einmal, denn irgendwie musste die Meldungsspalte gefüllt werden:
Die Arbeitgeber in der Pflege wollen Fachkräfte aus Indien und China nach Deutschland holen. Angesichts des hohen Bedarfs in den kommenden Jahren werde es nicht genug Pflegekräfte aus dem Inland und den EU-Ländern geben, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Pflege, Thomas Greiner, gestern in Berlin. ...
Ob es irgendeinem Journalisten einfällt, ich meine jetzt nicht die Redakteure aus den OZ-Redaktionen, einmal dem Gedanken nachzuforschen, welches die tatsächlichen Gründe dafür sind, Personal aus dem Ausland zu holen? Wie wäre es mit dem Grund?: Hier bekommen wir nicht genügend Personal für die schlechte Bezahlung.

Noch dies als Denkhilfe, wie oben schon geschrieben, nicht für OZ-Redakteure:

Karriere-ing.: Herr Prof. Bosbach, halten Sie Hochrechungen zum Fachkräftemangel für übertrieben?

Gerd Bosbach: Ja. Eindeutig. Dazu muss ich noch nicht mal die Zahlen bemühen, schon rein logische Argumente lassen mich zweifeln. Das Verhalten der Mehrheit der Unternehmen entspricht keiner Mangelsituation! Sonst gäbe es höhere Gehälter und Löhne, weniger befristete Arbeitsverträge und Zeitarbeit und mehr Bemühen und Konkurrenz um potenzielle Mitarbeiter. Unternehmen würden stärker auf Arbeitslose zurückgreifen und mehr in Weiterbildung investieren. All das sehe ich in großem Maßstab aber nicht! ...
Als größeres Problem als eine ältere werdende Gesellschaft sehe ich eine schlecht qualifizierte. Denn nicht nur die Renten müssen durch immer weniger Junge finanziert werden, auch Arbeitslose. Abbau der Arbeitslosigkeit und intensive Bildung für Kinder und Jugendliche sind elementare Voraussetzungen zur Meisterung der Zukunft. Stattdessen verweisen Wirtschaft und Politik ständig auf die Demographie, um Rentenkürzungen durchzusetzen, die Erhöhung der Erwerbsarbeit bis 67 oder die Notwendigkeit einer privaten Rentenvorsorge. 
Wenn die Zahlen übertrieben sein sollten: Cui bono, wem sollte die Mangel-Debatte nützen? 

Zurzeit scheint es fast einen Wettbewerb um die dramatischste Meldung zu geben, der Wahrheitsgehalt ist Nebensache. Auch renommierte Institute und Wissenschaftler und seriöse Zeitungen beteiligen sich daran. Von der Mangel-Debatte profitieren die, die billige ausländische Fachkräfte ins Land holen wollen, die bei der eigenen Ausbildung sparen wollen, die eine Konkurrenz-Situation für heimische Fachkräfte schüren wollen, um deren Anspruchshaltung zu senken und um die Gehälter niedrig halten zu können. Die Politik wiederum kann mit dem Phänomen „Fachkräftemangel“ von der eigenen Unfähigkeit ablenken, etwa die Arbeitslosigkeit zu senken oder Hartz IV zu reformieren.

Und noch dies:


6,5 Millionen fehlende Fachkräfte? Wie eine zweifelhafte Zahl das Licht der Welt erblickte

3 Kommentare:

  1. Anonym18.8.11

    Na, ob die Inder oder Chinesen für'n Euro bzw. Stundenlutscher in der Pflege arbeiten wollen, das darf bezweifelt werden. Ich kenne auch keine Oma oder Opa, die/der indisch oder chinesisch spricht, um sich diesem Personal mitteilen zu können.

    Solch ein abstruser Vorschlag ist zum brüllen! IoI

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  2. Anonym18.8.11

    GUT HUNDERTTAUSEND MENSCHEN SIND BEI
    DER AGENTUR FÜR ARBEIT BESCHÄFTIGT

    RUND 11,5 MILLIONEN DEUTSCHE
    LEBEN IN ARMUT

    ES GIBT MEHR ALS 7 MILLIONEN
    400-EURO-JOBBER

    RUND EINE MILLION
    LEBEN VON LEIHARBEIT

    890 JOB-CENTER IN DEUTSCHLAND

    UND

    FAST SIEBEN MILLIONEN NIEDRIGLÖHNER

    WAS FEHLT NOCH???

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  3. Anonym19.8.11

    www.duckhome.de

    Quo vadis Europa?
    Geld gegen Soveränität

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