17. März 2011

"Arm aber krisenfest!"

Da können die Leser der Greifswalder Ausgabe wieder beruhigt schlafen, denn in gewohnt degrassisch-epischer Breite erfahren sie:
Viele Mieter, wenig(e) Autos, kaum Industrie: Greifswald ist krisenfest
Das Pestel-Institut hat eine bundesweite Studie herausgegeben und sieht die Hansestadt im Katastrophenfall gut gewappnet, zum Beispiel, wenn das Öl knapp wird oder die Finanzmärkte zusammenbrechen. ...
In dieser Studie gewinnt, wer wenig hat oder wer möglichst unabhängig ist. Ein hoher Anteil von Arbeitsplätzen in der Industrie wird von den Machern negativ bewertet. ...
... und ist auch sonst ganz gut? Was für ein Irrsin! Klar, wer arm ist, kann wenig verlieren, hängt aber zwischen den Krisen bildlich am Tropf der anderen Bürger.
Wenn nämlich in einer Metropole 70 Prozent der Einwohner bei einem Autokonzern arbeiten und irgendwann keine Pkw mehr gekauft werden, legt das eine ganze Region lahm. Greifswald hat kaum Industrie, ist nicht von Weltmärkten abhängig und damit „nicht verletzbar“. Das rüstet uns für Krisenzeiten, so die grundlegende Aussage der Studie. ... 
Ein Leser fasste das so zusammen (Danke!):
Arm aber krisenfest!

Nun hätte der Text gut und gern, mit der Leserüberschrift drüber, beendet werden können, doch die Leser werden spaltenlang gelangweilt.
Nicht nur wegen der Langeweile wäre eine Kurzmeldung angebracht gewesen. Das zweite Argument gegen eine lange Fassung des Quarkes aus der Studie, die Sie hier mit Übersichten und Erläuterungen kostenlos nachlesen können (ich rate davon ab, bringt nämlich nichts), wird nicht erwähnt, ist jedoch entscheidend:

Jeder einzelne Indikator und seine Bewertung sind diskussionswürdig. Und genau diese Diskussion möchten wir in den nächsten Monaten führen um dann mit den neuen Erkenntnissen eine neue Bewertung der Regionen vornehmen zu können.

... heißt: Es war ein Versuch.

P.S.:
Mich hätte viel mehr interssiert, wie sich der Verein finanziert, der das Institut betreibt.

1 Kommentar:

  1. Edward17.3.11

    und vor allem: Was soll es bringen zu wissen, ob der Kreis krisenfest sein könnte? Als wenn ein Kreis oder eine Stadt sich im Falle einer globalen Krise selbst versorgen könnte. Klingt nach Münchhausens Geschichte mit dem Am-Zopf-sich-selbst-aus-dem-Sumpf-ziehen.
    Übrigens. Wenn ich die Einleitung richtig interpretiere, dürfte Auftragegeber und damit Geldgeber der Club of Rome mit seiner Leitidee "Global denken, lokal handeln" gewesen sein. Ansonsten ist das Pestel-Institut ein Wirtschaftsverein, der sich aus Beratungsleistungen finanziert.( Hier zum Beispiel die Vermarktung der Studie zur Krisenfestigkeit.

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